28. Dezember 2010

Zettelkasten gegen das Verzetteln

Ideen, Zitate, Textstellen und Fundstücke auf Zetteln zu notieren, ist wohl die älteste Form der Informationssammlung, seit es Papier gibt. Die meisten Studenten benutzen Zettel in irgendeiner Form, wenn sie Referate, Beleg- und Abschlussarbeiten schreiben. Allerdings kann man sich leicht dabei verzetteln!

Der berühmteste Zettelkasten der Welt ist sicher der des Soziologen Niklas Luhmann (1927-98), der Dutzende Bücher mit diesem Hilfsmittel schrieb. Fünf Jahrzehnte wissenschaftliche Gedanken auf Zetteln... unglaublich. Als Luhmann starb, karrte eine Spedition die monströse Sammlung von Zettelkästen mit LKWs ins Archiv der Uni Bielefeld. ScienceGarden hat das merkwürdige Ablage- und Katalog-System des Genies beschrieben. In diesem Video erläutert Luhmann selbst, was er mit seinen Zigtausenden von Zetteln anstellte:


Damit Ihre kleine Wohnung nicht bald aussieht wie Luhmanns zugemüllte Denkerstube, sollten Sie Ihren Zettelkasten zeitgemäß führen: mit dem PC:

Möglichkeit 1: Verwendung eines Notizenprogramms wie Microsoft OneNote (aus MS Office), Evernote u.a. (Blogbeitrag).

Möglichkeit 2: Im Prinzip bietet jedes Literaturverwaltungsprogramm auch einen Zettelkasten, d.h. eine Art Ideen- und Wissensmanagement. Solche Programme gibt es – auch kostenlos – viele (z.B. Basisversion Citavi, WibTex, Lit-Link, JabRef, Bibliographix, LiteRat, Biblioexpress, u.a.). Zu den altbekannten gesellen sich neuerdings Browser-gestützte, auch Web 2.0-fähige Programme wie Zotero.

Wenn Sie Luhmann folgen wollen, heißt die Alternative ZKN3 - die Zettelkasten-Software nach Luhmann, die der Hamburger Psychologe Daniel Lüdecke entwickelt hat. Für Windows, Mac und Linux. Auf ein Literaturverwaltungsprogramm muss man dabei nicht verzichten, denn es gibt eine Schnittstelle zu Zotero, Endnote, Bibliographix, Citavi, Refworks, JabRef usw., Import und Export der bibliographischen Daten sind also leicht möglich. Ebenso verhält es sich mit Texten, Grafiken und Daten (z.B. aus Microsoft Excel und allen MS Office oder OpenOffice-Programmen).

Die intelligenten Funktionen zur Archivierung, Verschlagwortung, Herstellung von Querverweisen und Themensammlung versprechen eine deutlich erleichterte Textproduktion. Auf dem "Schreibtisch" kann man die Zettel leicht hin- und herschieben und in Texte einarbeiten.

Das ist alles so komfortabel, dass es schwierig ist, sich wirklich zu verzetteln.

Lobenswert ist auch die ausführliche Sammlung von Videoanleitungen zu den Funktionen des Programms.

Das Programm ist Freeware, steht also gratis zum Download bereit.

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