Wenn Sie Aufsätze und Bücher oder Buchkapitel in einer Literaturdatenbank gefunden haben, nutzen Sie die hilfreichen Zusatzfunktionen, um Publikationen zum selben Thema zu finden.
Jeder Artikel eines Wissenschaftlers ist schließlich in eine "laufende Konversation" eines Themas eingebunden - er zitiert andere, die vor ihm kamen, und wird zitiert von anderen, die nach ihm kommen.
Ein Beispiel. Ich interessiere mich für das Thema Radiofrequenzidentifikation (RFID), und zwar nicht so sehr für die technischen Aspekte, sondern für Datenschutz und Verbraucherschutz dieser oft als "Schnüffelchips" kritisierten modernen Technologie, die z.B. im Einzelhandel und Logistik sehr wichtig geworden ist.
In der Datenbank SpringerLink finde ich einen Aufsatz des amerikanischen Professors Alan R. Peslak im
Journal of Business Ethics:
Peslak, A. R. (2005, Juli). An ethical exploration of privacy and radio frequency identification. Journal of Business Ethics 5(4): 327-345. DOI: 10.1007/s10551-005-2928-8
http://www.springerlink.com/content/r5v481kj3k453743/ [5. Juli 2011]
Schön, aber der Aufsatz ist immerhin sechs Jahre alt, seitdem hat sich die Welt ein paarmal gedreht. Wer hat Peslak danach zitiert? SpringerLink zeigt es mir an. Im Balken steht "
Cited by (9)", das heißt, hier sind Links zu 9 Publikationen hinterlegt.
Ich klicke auf
"Cited by (9)" und erhalte Quellen von 2006 bis 2010 aus so unterschiedlichen Zeitschriften wie
Journal of Internet Commerce, Journal of Relationship Marketing,
Journal of Public Policy & Marketing, International Journal of Applied Logistics, International Journal of Operations & Production Management, IEEE Transactions on Engineering, International Journal of Management Reviews, Ethics and Information Technology, Journal of Business Ethics.
Keine schlechte Ausbeute. Die Artikel sind recht aktuell und scheinen sich mit ähnlichen Thematiken zu befassen. Das muss ich natürlich überprüfen. Kleiner Haken: Nur zwei von neun sind auch bei SpringerLink hinterlegt, also in der Datenbank, die der Springer-Verlag betreibt. Das sehe ich an den Symbolen unter der Fundstelle:
Den Wasieleski-Aufsatz kann ich mir also gleich hier ansehen, ich verlasse die SpringerLink-Datenbank nicht. Der Volltext ist für mich sofort verfügbar.
Mich interessieren aber auch die anderen. Dort ist ein anderes Symbol zu sehen: "CrossRef".
Was ist "CrossRef"? Dahinter steckt ein Netzwerk, das vor allem von Wissenschaftsverlagen gepflegt wird. In der Wissenschaft ist es sehr wichtig, dass die Verlinkung von online veröffentlichten Literaturbelegen funktioniert (reference linking), effizient und verlässlich ist. Innerhalb einer Datenbank ist das einfach, aber Aufsätze und Bücher erscheinen ja nicht nur bei einem Verlag. Glücklicherweise arbeiten große Verlage zusammen, und zwar über "CrossRef". Wie jeder Computernutzer weiß, haben klassische Internet-Links aber die Angewohnheit, schnell zu veralten. Plötzlich landet man auf
"404 Error"-Seiten - "Sorry, document not found". Um solche "broken links" zu vermeiden, vergeben die Verleger für jedes Dokument eine
DOI, den Digital Object Identifier. Diese Kennziffer erlaubt es, Dokumente klar zu identifizieren und zu verorten, selbst wenn sie verschoben werden (DOI Foundation
www.doi.org). DOIs sind also eine Art
PermLink (permanent link, persistent link) -- besser als jede URL, also Internetadresse.
Wenn ich also in meiner Quellenliste auf "CrossRef" klicke, lande ich auf neuen Seiten außerhalb der SpringerLink-Datenbank. Mit etwas Glück ist das Dokument frei verfügbar. Wenn nicht, weiß ich zumindest, in welcher anderen Datenbank ich es finden kann.
SpringerLink ist nur ein Beispiel. Alle Literaturdatenbanken bieten diesen komfortablen Service. Auch bei wissenschaftlichen Suchmaschinen wie GoogleScholar gibt es eine solche Funktion ("Zitiert durch").
Nebeneffekt: Die "Cited by"-Funktion erlaubt mir auch eine Einschätzung, wie wichtig der von mir gefundene Aufsatz ist. Wird er viel zitiert, ist das ein Hinweis darauf, dass andere Wissenschaftler ihn für inhaltlich und formal hilfreich halten. Das ist natürlich relativ. Peslak wird neunmal zitiert, das ist nicht sehr viel - aber RFID ist eben auch nicht gerade ein Thema, das die Massen bewegt. Andererseits ist Peslaks Artikel noch nicht allzu alt; wäre er fünf Jahre älter, wäre er mutmaßlich schon häufiger zitiert worden. Die Anzahl der Zitate durch andere ist aber in jedem Fall eine Hilfe für die Quellenbeurteilung.