Zum Blogeintrag "Zitieren von mündlichen Quellen" fragt eine Studentin: „Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit bei [INDUSTRIEBETRIEB]. Ich habe die Kommunikationsstrukturen der Ablauforganisation analysiert. Einige Ineffizienzen wurden dabei erst durch Mitarbeitergespräche deutlich. Dabei wurden keine expliziten Interviews geführt. Wie gebe ich das in der Quelle an, wenn die Personen anonym bleiben wollen? Funktioniert dann als Quellenangabe in der Fußnote: Persönliche Kommunikation mit Mitarbeiter aus der Abteilung xy, Zeit und Datum. Im Text würde ich dann schreiben: Durch Mitarbeitergespräche/ Durch ein Mitarbeitergespräch wurde zudem deutlich, dass...“
Genau. Wenn es mehrere Mitarbeitergespräche gegeben hat, sollten diese nummeriert werden (Mitarbeiter 1, 2, 3), damit ein wörtliches Zitat präzise dieser einen Quelle zugewiesen werden kann. Soweit die Anonymitätswünsche es zulassen, könnten die Stellung/Funktionen der Befragten im Beleg und/oder im Fließtext angegeben werden, z.B. „Teamleiterin in Projektgruppe“, „Schichtführer in der Endmontage“, „Vorarbeiter-Mechatroniker“, „Sachbearbeiterin im Vertrieb“, „Chefingenieur in der Entwicklung“ oder „kaufmännischer Unterabteilungsleiter“ u.a. Jedenfalls dann, wenn diese Beschreibung für das Projekt relevant ist und den Leser substanziell informiert.
Wenn es um die „Kommunikationsstrukturen der Ablauforganisation“ geht, ist ja vermutlich wichtig, wer Häuptling oder Indianer ist, wer in Vollzeit oder Teilzeit, im Innen- oder Außendienst im Betrieb präsent ist, wer überhaupt was wie zu welchem Thema mit welcher Autorität zu sagen hat und dergleichen mehr.
Das geht auch, wenn Anonymität zugesichert wurde: Zu fragen ist nur stets, ob ein Befragter X durch eine solche Beschreibung zweifelsfrei identifiziert werden könnte.
Es ist legitim, Erkenntnisse aus den Befragungen zusammenzufassen wie „Durch Mitarbeitergespräche wurde zudem deutlich, dass...“ Je spezifischer und konkreter die Aussage ist, desto besser. Also vielleicht eher „Durch Gespräche mit Mitarbeitern in der Abteilung X“, „Gespräche mit Mitarbeitern der unteren Ebene (keine Führungskräfte, keine Akademiker) in der Fertigung“ oder dergleichen.