Dass sich Wissenschaftler gern gegenseitig zitieren und "Zitierkartelle" bauen, wissen Studenten in höheren Semestern meistens. Vielleicht auch, dass akademische Fachzeitschriften umso höhere Reputation einfahren, je häufiger sie zitiert werden.
Wie stark dabei aber manipuliert wird, ist nicht für Studenten, sondern auch für die meisten Profs ein Schocker: Eine Studie in Science ("Coercive Citation in Academic Publishing") enthüllte jüngst die skandalöse Dimension. Fürs deutsche Publikum fasst sie Olaf Storbeck im Handelsblatt-Blog zusammen ("Das schmutzige Geschäft mit Zwangszitaten").
Des Pudels Kern: Die Fachzeitschriften drängen Autoren dazu, in ihre Texte Extra-Zitate aus dem Blatt einzubauen, damit es im Zitate-Ranking noch weiter steigt. Sie drängen nicht nur, sondern sie zwingen auch -- wer's nicht tut, wird nicht veröffentlicht.
Die Herausgeber und Redakteure scheinen dabei völlig schamlos vorzugehen, wie man den Schilderungen aus der Befragung von 6700 Wissenschaftlern entnehmen kann. Die Autoren der Studie halten sie nicht für Einzelfälle. Das Übel hat System.
Die Befragten verurteilen die Nötigung natürlich -- sind aber mehrheitlich bereit, das Spiel mitzumachen, wenn sonst die Veröffentlichung in einer renommierten Publikation nicht möglich wäre.
So viel zum Thema wissenschaftliche Ethik!
Die Studie enthält sogar eine "Schwarze Liste" der besonders auffälligen Fachzeitschriften -- es sind überwiegend betriebswirtschaftliche Blätter (u.a. Journal of Business Research, Journal of Retailing, Marketing Science, Journal of Banking and Finance, Information and Management, Applied Economics, Academy of Management Journal, Group and Organization Management, Journal of Consumer Psychology, Psychology and Marketing).
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