11. September 2018

Abbildungsverzeichnis und Abbildungsquellenverzeichnis

Viele Abbildungen in der Arbeit... eine Liste ist schnell erstellt, aber wie sind die Abbildungsquellen zu belegen? Das treibt einen Studenten um, der schreibt: "Ich habe ein Literatur- und Quellenverzeichnis angelegt, weil ich überdurchschnittlich viele Abbildungen und wenige Tabellen benutze. Ein Abbildungsverzeichnis habe ich auch angelegt, in welches ja aber nur die Bildunterschriften kommen. In denen ist die Quelle verkürzt angegeben, in Anlehnung an die anderen Zitate im Text. Wie führe ich diese Bildquellen im Literatur- und Quellenverzeichnis korrekt auf?"

Zunächst einmal, wie in diesem Blog schon früher einmal angemerkt: "Abbildungs- und Quellenverzeichnisse haben unterschiedliche Zwecke. In ein Abbildungsverzeichnis gehören schlicht die Bildunterschriften und Beschreibungen der Abbildungen. Sofern für Abbildungen andere Quellen hinzugezogen wurden, findet man diese im Quellenverzeichnis. Welche Quelle das jeweils ist, erkennt der Leser in einer Notiz unter der Bildunterschrift bei der Abbildung selbst. Bei ,Eigener Darstellung' ist nichts zu belegen. "

Der Student führt aus, seine Abbildungen entstammten unterschiedlicher Arten von Quellen, sie seien "teils Fotos von Fotografen, die ich privat erhalten habe - teils von mir selbst gemachte Fotos - teils Fotos oder Zeichnungen aus Bücher - teils Bilder und Zeichnungen aus dem Internet."

Für die selbst gemachten Fotos gilt das Label "Eigene Darstellung" (siehe 3. April 2016, zum Thema: Abbildungen und Quellenangaben - "Eigene Darstellung").

Für "privat" erhaltene Fotos ist abzuwägen, ob der schlichte Hinweis "privat" genügt oder ob es nötig ist, genauere Informationen über Fotograf und Herkunft darzulegen. Das lässt sich nur inhaltlich begründen. Rein formal handelt es sich um ein bildliches Äquivalent zu "grauer Literatur". Sie wurden ja offenbar nicht veröffentlicht.

Weiter heißt es in der Zuschrift: "Bisher hatte ich unterteilt in: Bücher und Online-Quellen/Websites. Meine Dozentin möchte alles was ein www. hat, getrennt haben. Weitere Angabe oder Antworten bekam ich keine. Das Problem dabei finde ich ist, dass die Quellen der Bilder dann sehr zerstückelt werden und Fotos von Fotografen ja nicht zu Büchern zählen."

Die Frage nach der richtigen Struktur oder vielmehr Rubriken-Einteilung von Quellenverzeichnis ist ein alter Konfliktherd. Dazu der Hinweis auf zwei frühere Posts aus der Serie "Quellenchecker"
  • 24. Juni 2012 "Rubriken fürs Quellenverzeichnis: Warum die Rubrik ,Internetquellen' Unsinn ist - Alternativen" 
    • BLURB: "In studentischen Seminararbeiten gibt es allerdings oft nur zwei [Rubriken]: ,Bücher' und ,Internetquellen'. Das ist dann meistens Unfug. (...) Also ist es sinnvoll, die Quellen nicht danach zu sortieren, ob sie digital sind oder nicht, sondern nach dem eigentlichen Charakter und Zweck der Quelle."
  • 29. Juni 2012 "Primäre, sekundäre und tertiäre Quellen"  
    • BLURB: "Viele Studenten ordnen ihre Quellenverzeichnisse nach Art der Quelle: Bücher, Zeitschriften, Presse, Online... (...). Deutlich intelligenter ist es, im Quellenverzeichnis nach Primär- und Sekundärquellen (und zur Not Tertiärquellen) zu sortieren. Denn aus wissenschaftlicher Sicht ist weniger wichtig, ob eine Quelle Buchpappdeckel hat oder nicht, als ihre Wertigkeit einzuschätzen."
Die beiden Posts lohnen immer noch die Lektüre. Ich will ihre Argumente hier nicht wiederholen. Das Problem der Rubrizierung hat man natürlich auch bei Quellen, die keine Texte sind.

Wenn die Vorgabe der Dozentin stramm und strikt eingehalten werden muss, dann verteilen sich die Quellenangaben für die verwendeten Illustrationen in der Tat auf zwei Rubriken.

Ist das nun aber schlimm? Es geht doch der Funktion nach nur um eines, nämlich das nachvollziehbare Belegen der Herkunft, und solange Leser diese irgendwo finden können, ist alles gut. Alles andere ist Service oder Ästhetik.

Niemand verbietet es aber, zusätzlich zu den von der Dozentin vorgegebenen Verzeichnissen ein weiteres Verzeichnis in die Arbeit aufzunehmen, in dem ausschließlich die Quellen der Abbildungen aufgelistet sind. Für Leser, die diese Quelleninformationen auf einen Blick haben wollen, mag das hilfreich sein. Bei einer Publikation wird es die Leser-Zielgruppe danken (auch wenn es der Dozentin schnuppe ist).

2. Mai 2018

Informelle Gespräche zitieren – Anonyme Quelle

Zum Blogeintrag "Zitieren von mündlichen Quellen" fragt eine Studentin: „Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit bei [INDUSTRIEBETRIEB]. Ich habe die Kommunikationsstrukturen der Ablauforganisation analysiert. Einige Ineffizienzen wurden dabei erst durch Mitarbeitergespräche deutlich. Dabei wurden keine expliziten Interviews geführt. Wie gebe ich das in der Quelle an, wenn die Personen anonym bleiben wollen? Funktioniert dann als Quellenangabe in der Fußnote: Persönliche Kommunikation mit Mitarbeiter aus der Abteilung xy, Zeit und Datum. Im Text würde ich dann schreiben: Durch Mitarbeitergespräche/ Durch ein Mitarbeitergespräch wurde zudem deutlich, dass...“
 Genau. Wenn es mehrere Mitarbeitergespräche gegeben hat, sollten diese nummeriert werden (Mitarbeiter 1, 2, 3), damit ein wörtliches Zitat präzise dieser einen Quelle zugewiesen werden kann. Soweit die Anonymitätswünsche es zulassen, könnten die Stellung/Funktionen der Befragten im Beleg und/oder im Fließtext angegeben werden, z.B. „Teamleiterin in Projektgruppe“, „Schichtführer in der Endmontage“, „Vorarbeiter-Mechatroniker“, „Sachbearbeiterin im Vertrieb“, „Chefingenieur in der Entwicklung“ oder „kaufmännischer Unterabteilungsleiter“ u.a. Jedenfalls dann, wenn diese Beschreibung für das Projekt relevant ist und den Leser substanziell informiert.
Wenn es um die „Kommunikationsstrukturen der Ablauforganisation“ geht, ist ja vermutlich wichtig, wer Häuptling oder Indianer ist, wer in Vollzeit oder Teilzeit, im Innen- oder Außendienst im Betrieb präsent ist, wer überhaupt was wie zu welchem Thema mit welcher Autorität zu sagen hat und dergleichen mehr.
Das geht auch, wenn Anonymität zugesichert wurde: Zu fragen ist nur stets, ob ein Befragter X durch eine solche Beschreibung zweifelsfrei identifiziert werden könnte.
 Es ist legitim, Erkenntnisse aus den Befragungen zusammenzufassen wie „Durch Mitarbeitergespräche wurde zudem deutlich, dass...“ Je spezifischer und konkreter die Aussage ist, desto besser. Also vielleicht eher „Durch Gespräche mit Mitarbeitern in der Abteilung X“, „Gespräche mit Mitarbeitern der unteren Ebene (keine Führungskräfte, keine Akademiker) in der Fertigung“ oder dergleichen.