16. August 2011

Schreibblockade

Wenn's mal wieder länger dauert... hilft nicht immer ein Snickers. Schreibblockaden erlebt jeder Autor (auch Profs). Die meisten gehen vorüber, aber der Zeitdruck einer Haus- oder Abschlussarbeit erlaubt wenig Luxus, um Extrarunden zu drehen.

Eine Schreibpause ist eigentlich nicht schlimm: "Zeiten im Schreibprozess, in denen man nicht vorankommt, die aber zum Prozess dazu gehören. Das sind Phasen, in denen man sich etwas Neues zurechtlegen muss oder vor dem nächsten gedanklichen Schub steht", erläutert Ulrike Lange vom Schreibzentrum der Uni Bochum auf Zeit Online.

Ein Schreibzentrum, Schreibwerkstatt oder Textlabor ist eine Hochschuleinrichtung, an der man das wissenschaftliche Schreiben lernen kann (siehe dazu "Textlabors an Unis Schreiben kann man lernen", auch auf Zeit Online) -- leider gibt es davon in Deutschland nur wenige.

Eine echte Schreibblockade ist etwas anderes als eine Pause: "Von einer Schreibblockade würde ich sprechen, wenn es mit dem Schreiben über lange Zeit überhaupt nicht klappt und eine Person sehr darunter leidet", sagt Lange.  Das klassische Aufschieben sei natürlich auch verbreitet (Mañana-Prinzip: morgen, morgen...).

Ein Grund für Schreibblockaden ist einfach mangelnde Erfahrung und Defizite im Training. "Die Fähigkeiten zum wissenschaftlichen Schreiben werden immer noch zu wenig systematisch vermittelt. Viele Studierende sind mit ihren Fragen sehr alleine", weiß Lange.

So ist oft schon der Start ins Schreiben ein Problem:
Ein Hindernis ist häufig die Unklarheit darüber, was überhaupt zu tun ist. Was genau ist das Thema, was wird verlangt? Oft stellen Lehrende Themen, die nicht ausreichend eingegrenzt sind. Und viele Studierende suchen sich selbst in ihrer Begeisterung Themen, die ihnen zu groß sind. Das kann zur Folge haben, dass sie nicht anfangen können. Sie wissen ja nicht wo.
Das ist richtig: Je klarer die Grenzen definiert sind, desto leichter ist es meist auch, die Aufgabe zu strukturieren und ein Konzept zu entwerfen. Ist das Thema sehr breit und diffus, zerbricht man sich endlos den Kopf.

Lange gibt den Tipp, sich zu Beginn noch einmal mit den formalen und inhaltlichen Rahmenbedingungen zu beschäftigen -- vom Seitenumfang über den Anspruch an die Quellenauswahl bis zur Aufgabe (vorhandene Literatur zusammenfassen oder eigene Interpretation). Eine Fragenliste schreiben und damit noch einmal zum Dozenten zu gehen, lautet ihr Tipp.
"Auch über die einzelnen Arbeitsschritte sollte man sich Klarheit verschaffen. Die erste Fassung braucht noch nicht perfekt zu sein. Wenn das Anfangen schwer fällt, kann es hilfreich sein, erst einmal nur Ideen zu sammeln und zu ordnen. Oder man schreibt eine noch holprige Rohfassung, um diese dann sprachlich zu überarbeiten."
Fehlt das persönliche Interesse an einem Thema, kann man trotzdem eine positive Seite sehen: "Da ist es umso wichtiger, die Hausarbeit handwerklich anzugehen. Auch aus einer Arbeit, die einen inhaltlich wenig interessiert, kann man etwas lernen. (...) Man kann sich zum Beispiel vornehmen, eine besonders gute Gliederung zu entwerfen." Ziel sei es dann, sich von Hausarbeit zu Hausarbeit weiterzuentwickeln. "Über die Hausarbeiten sollen sich Studierende ja die für die Abschlussarbeit nötigen Fertigkeiten aneignen. Das Schreibenlernen ist ein langer Prozess, der nicht mit dem Abi abgeschlossen ist. Schreiben lässt sich nur durch Schreiben lernen."