3. April 2016

Abbildungen und Quellenangaben - "Eigene Darstellung"

Über Quellenangaben bei Abbildungen und Tabellen grübelt eine Studentin und fragt: "Ich habe die Vorgabe, dass bei selbst erstellten Abbildungen und Tabellen, ich selber als Quelle angegeben werden muss. Aber wie baue ich so etwas in mein Quellenverzeichnis ein? In Ihrem Blog schrieben Sie, dass in das Abbildungsverzeichnis nicht die Quellen gehören. Wenn ich aber eigentlich nur eigene Abbildungen verwende, macht es dann vielleicht doch Sinn?"

Nun, diese "Vorgabe" heißt zunächst einmal wohl nur, dass für die Abbildung oder Tabelle klar gekennzeichnet werden soll, ob sie (a) aus einem anderen Werk 1:1 übernommen wurde, (b) übernommen, aber modifiziert wurde, oder (c) eine eigene Schöpfung ist. Wenn Letzteres zutrifft, reicht es völlig aus, unter der Bildbeschriftung etwa "Eigene Darstellung" einzufügen.

Dabei ist die Autorin natürlich Autorin und nicht "Quelle", sie zitiert sich hier ja nicht selbst. Was sie im Rahmen ihrer Arbeit textet oder auf irgendeine Art verfasst, ist keine "Quelle" und gehört entsprechend auch nicht in irgendein Quellenverzeichnis.

Abbildungs- und Quellenverzeichnisse haben unterschiedliche Zwecke. In ein Abbildungsverzeichnis gehören schlicht die Bildunterschriften und Beschreibungen der Abbildungen. Sofern für Abbildungen andere Quellen hinzugezogen wurden, findet man diese im Quellenverzeichnis. Welche Quelle das jeweils ist, erkennt der Leser in einer Notiz unter der Bildunterschrift bei der Abbildung selbst. Bei "Eigener Darstellung" ist nichts zu belegen.



10. Februar 2016

Deutsches Buch, englisches Original – was und wie zitieren?

Ein Student aus Österreich möchte in seiner Abschlussarbeit ein englisches Fachbuch von 1997 zitieren, hat aber nur die deutsche Ausgabe von 2001 auf dem Tisch. Es ist ihm aber aus fachhistorischen Gründen wichtig festzuhalten, dass das Werk 1997 erschien. Er fragt:

"Ich könnte nun einfach aus meiner deutschen Übersetzung von 2001 zitieren und diese in meiner Arbeit mit 1997 kennzeichnen. Abgesehen davon, dass man nicht sicher sein kann, dass der deutsch-sprachige übersetzte Inhalt auch 1:1 so im englischen Original vorkommt, scheint mir dieses Vorgehen nicht wissenschaftlich korrekt. Oder könnte man das notfalls auch machen?"

Und weiter: "Eine andere Vorgehensweise, die ich bereits in einer anderen Dissertation zur selben Problematik gesehen habe, ist, dass bei der  Erstnennung des Werks im Text beide Jahrzahlen angegeben werden: '[...] (Autor x, 1997, 2001).' Bei allen weiteren Erwähnungen dieses Werkes  wurde dieses es dann nur noch mit 'Autor x, 1997' angegeben und auf 2001 wurde kein weiteres Mal mehr Bezug genommen. Im Literaturverzeichnis wurden dann jedoch wieder beide Werke hintereinander angegeben, zuerst das englische Original von 1997 und gleich im Anschluss die deutsche Übersetzung von 2001. (beim Lesen dieser Dissertation hatte man den Eindruck, dass dem Autor ebenfalls nur die deutsche Übersetzung von 2001 vorlag und nicht das Original aus 1997)"

Die beschriebene Vorgehensweise in der Dissertation ist seltsam. Korrekt ist tatsächlich nur, das zu zitieren, was man vor Augen hat. Augenwischerei ist nicht statthaft. 

Wenn man etwas aus der deutschen Ausgabe 2001 entnimmt, muss man auch genau diese belegen! Dass es ein englischsprachiges Original von 1997 gab, ist eine vielleicht fachlich wichtige Einordnung, aber bibliographisch eine nicht weiter notwendige Zusatzinformation. Sie hat mit dem eigentlichen Quellenbeleg formal nichts zu tun.

Es ist aber grundsätzlich völlig in Ordnung, die deutsche Ausgabe zu zitieren. Übrigens sind vier Jahre Verzug bei der Übersetzung wissenschaftlicher Bücher keine lange Zeit.

Grundsätzlich kann man auch davon ausgehen, dass eine Übersetzung tatsächlich eine 1:1-Übersetzung ist -- wenn es eine gekürzte, veränderte oder erweiterte Ausgabe ist, sollte der Verlag das im Buch explizit angeben. Vielleicht hat der Übersetzer auch entsprechende Anmerkungen beigefügt.

Richtig ist, dass eine Übersetzung nicht nur sprachlich, sondern teilweise auch dem Sinn nach zu Veränderungen führen kann, die die Originalautoren vielleicht gar nicht beabsichtigt hatten. Manchmal ist das Original wirklich besser. Wer ganz sicher sein will, dass ein bestimmter Begriff oder eine Phrase so oder so auch im Original formuliert wurde und das Original zitieren will, muss sich definitiv das Original besorgen, etwa über die Fernleihe aus einer anderen Bibliothek. (Oft kann man solche Original-Checks aber auch leicht bei GoogleBooks oder in der Amazon-Vorschau vornehmen.)

Inhaltlich kann man das Problem aber ganz einfach im Text auffangen, Beispiel:
"1997 stellten Smith und Wesson in ihrem in Fachkreisen viel beachteten Buch The .357 Magnum Six Shooter (deutsch 2001 als Der Sechsschüsser im Magnum-Kaliber) ihr neues Modell vor. Sie betonten: "Blah blah blah, blah blah" (Smith & Wesson, 2001, S. 38)." 
Wenn es also fachlich wirklich nötig ist, auf das Erscheinungsdatum des Originals hinzuweisen, dann muss der Autor das im Text tun – ggf. in einer Fußnote statt im Fließtext.