tag:blogger.com,1999:blog-83565730886310342422024-03-13T18:44:39.773+01:00W wie WissenschaftWissenschaftliches Arbeiten, studentische Forschung, Lernen und Lehre. Methoden und Techniken für Studierende in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Fragen und Antworten, Tipps und Hinweise für Studierende. (Autor: Prof. Dr. Marco Althaus)Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.comBlogger84125tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-51579134351970592882020-07-26T20:18:00.002+02:002020-07-26T20:18:27.912+02:00Fachbuch, Sachbuch, Special-Interest- und FachzeitschriftEine Userin, die an einem Gymnasium eine vorwissenschaftliche Arbeit verfasst, schreibt zum Beitrag <a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2012/06/primare-sekundare-und-tertiare-quellen.html" target="_blank">"Primäre, sekundäre und tertiäre Quellen" (29.6.2012)</a>: "Danke für den tollen Blog über Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen. Was ich aber nicht herauslese, ist, welche Quelle Fachzeitschriftenartikel (z. B, Pferderevue) und Sachbücher (z. B, ein Sachbuch über den Reitsport oder die Anatomie des Pferdes) sind."<br />
<br />
Wie der <a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2012/06/primare-sekundare-und-tertiare-quellen.html" target="_blank">Originalbeitrag</a> schon sagt, ist die Abgrenzung nicht immer scharf. Ich würde die beiden genannten Beispiel zunächst als Sekundärquellen einordnen, wenn sie eine gewisse Tiefe und Originalität zeigen und nicht nur eine Art Zusammenfassung von Primär- und Sekundärquellen darstellen.<br />
<br />
Dieses Blog "W wie Wissenschaft" vermittelt vorrangig den Umgang mit Quellen, die die Wissenschaft heranzieht – das sind vor allem solche, die nicht nur formal <b>zitierfähig </b>sind, sondern auch <b>zitierwürdig</b>. Wie man das prüft, steht <a href="https://business-and-science.de/zitierwuerdigkeit/" target="_blank">hier bei Business & Science</a>.<br />
<br />
Ein ganz strenger Wissenschaftler würde sagen: "Pferderevue" ist nicht zitierwürdig. Die "Pferderevue" nennt sich selbst ein "Österreichs größtes Fachmagazin für Pferdesport und -zucht", es ist also ein <b>Magazin</b>, eine flott gemachte Verbandszeitschrift (offizielles Organ eines Pferdesportverbands) mit <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Special-Interest-Journalismus" target="_blank">Special-Interest-Journalismus</a>, Sie ist definitiv keine <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Fachzeitschrift" target="_blank"><b>wissenschaftliche Fachzeitschrift</b></a>, und sie ist auch keine <b>Fachzeitschrift im engeren Sinn</b>, die sich nur an Leser wendet, die sie aus Berufsgründen lesen (egal ob aus akademischen oder praktischen Berufsgründen). Es ist ein Magazin für Leute in Pferdeberufen ebenso wie für Hobby und Freizeit. Entsprechend sind viele Beiträge innerhalb der pferdekundigen Zielgruppe eher für ein relativ breites Publikum gedacht und eben nicht nur für hochspezialisierte Pferdeveterinäre oder Pferdezuchtforscher.<br />
<br />
Das heißt:<br />
<br />
<ul>
<li>Die Autoren dieses Magazins werden für ihre Artikel, wenn sie nicht Originalrecherche betreiben, oftmals auf Sekundärquellen zurückgreifen, die sie dann zusammenfassen. Dann wäre die "Pferderevue" inhaltich gesehen eher eine Tertiärquelle.</li>
<li>Es scheint dort aber auch ganz andere Artikel zu geben, die Fachjournalismus auf hohem Niveau sind oder Beiträge von sehr angesehenen Experten. Wenn das so ist – ich würde hier nicht allein vom Medium ausgehen, sondern auch vom Einzelbeitrag –, dann sind dies Primär- oder Sekundärquellen.</li>
</ul>
<br />
Das genannte Sachbuch wäre ähnlich zu bewerten. <b>Der Unterschied zwischen Sachbuch und Fachbuch</b> ist ein feiner: Ein Sachbuch bietet Sachwissen für alle, also sowohl Laien als auch Profis, ein Fachbuch ist vor allem für Fachleute (und setzt daher viel mehr Fachwissen voraus, damit man es gut nutzen kann). Das wird näher <a href="https://www.lehmanns.de/page/sachbuchfachbuchratgeber" target="_blank">hier</a> erläutert, und <a href="https://indeinenworten.de/was-ist-ein-sachbuch/" target="_blank">hier</a> auch.<br />
<br />
"Reiten für Anfänger" und "Das kleine Pferde-1x1" oder "Alles, was ich über Pferde wissen will" wären Titel simpler Tertiärquellen, die wohl in einer wissenschaftlichen Literaturliste nichts zu suchen hätten. Ausgewiesene Expertenbücher mit viel Spezialwissen hingegen, auch wenn sie für Leser in der Praxis gedacht sind, dürfen als Sekundärquellen gewertet werden.<br />
<br />
<br />
<div>
<br /></div>
Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-62773435711141637622018-09-11T11:13:00.001+02:002018-09-11T11:13:46.048+02:00Abbildungsverzeichnis und Abbildungsquellenverzeichnis<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-1pNHYaqMgiE/W5d-tKE4AaI/AAAAAAAAAwI/WpB6p59U6EUfA1H5aKGGQILwBW86IyL9ACLcBGAs/s1600/Pictures-icon.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="128" data-original-width="128" src="https://3.bp.blogspot.com/-1pNHYaqMgiE/W5d-tKE4AaI/AAAAAAAAAwI/WpB6p59U6EUfA1H5aKGGQILwBW86IyL9ACLcBGAs/s1600/Pictures-icon.png" /></a></div>
<b>Viele Abbildungen in der Arbeit... eine Liste ist schnell erstellt, aber wie sind die Abbildungsquellen zu belegen? </b>Das treibt einen Studenten um, der schreibt: "Ich habe ein Literatur- und Quellenverzeichnis angelegt, weil ich überdurchschnittlich viele Abbildungen und wenige Tabellen benutze. Ein Abbildungsverzeichnis habe ich auch angelegt, in welches ja aber nur die Bildunterschriften kommen. In denen ist die Quelle verkürzt angegeben, in Anlehnung an die anderen Zitate im Text. Wie führe ich diese Bildquellen im Literatur- und Quellenverzeichnis korrekt auf?"<br />
<br />
Zunächst einmal, wie <a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2016/04/abbildungen-und-quellenangaben-eigene.html">in diesem Blog schon früher einmal</a> angemerkt: "<b>Abbildungs- und Quellenverzeichnisse haben unterschiedliche Zwecke. </b>In ein Abbildungsverzeichnis gehören schlicht die Bildunterschriften und Beschreibungen der Abbildungen. Sofern für Abbildungen andere Quellen hinzugezogen wurden, findet man diese im Quellenverzeichnis. Welche Quelle das jeweils ist, erkennt der Leser in einer Notiz unter der Bildunterschrift bei der Abbildung selbst. Bei ,Eigener Darstellung' ist nichts zu belegen. "<br />
<br />
Der Student führt aus, seine <b>Abbildungen entstammten unterschiedlicher Arten von Quellen</b>, sie seien "teils Fotos von Fotografen, die ich privat erhalten habe - teils von mir selbst gemachte Fotos - teils Fotos oder Zeichnungen aus Bücher - teils Bilder und Zeichnungen aus dem Internet."<br />
<br />
<b>Für die selbst gemachten Fotos gilt das Label "Eigene Darstellung" </b>(siehe <a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2016/04/abbildungen-und-quellenangaben-eigene.html">3. April 2016, zum Thema: Abbildungen und Quellenangaben - "Eigene Darstellung")</a>.<br />
<br />
Für <b>"privat" erhaltene Fotos</b> ist abzuwägen, ob der schlichte Hinweis "privat" genügt oder ob es nötig ist, genauere Informationen über Fotograf und Herkunft darzulegen. Das lässt sich nur inhaltlich begründen. Rein formal handelt es sich um ein bildliches Äquivalent zu <a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/search/label/Graue%20Literatur">"grauer Literatur"</a>. Sie wurden ja offenbar nicht veröffentlicht.<br />
<div>
<br /></div>
<div>
Weiter heißt es in der Zuschrift: "Bisher hatte ich <b>unterteilt in: Bücher und Online-Quellen/Websites</b>. Meine Dozentin möchte alles was ein www. hat, getrennt haben. Weitere Angabe oder Antworten bekam ich keine. Das Problem dabei finde ich ist, dass die <b>Quellen der Bilder dann sehr zerstückelt werden</b> und Fotos von Fotografen ja nicht zu Büchern zählen."</div>
<div>
<br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://1.bp.blogspot.com/-m2dwuOM2kkA/T-30CxCL_kI/AAAAAAAAAfM/xSUENjp00wcsYKoHFmT2ty_QrT1QASnZQCPcBGAYYCw/s1600/Quellenchecker.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="247" data-original-width="542" height="90" src="https://1.bp.blogspot.com/-m2dwuOM2kkA/T-30CxCL_kI/AAAAAAAAAfM/xSUENjp00wcsYKoHFmT2ty_QrT1QASnZQCPcBGAYYCw/s200/Quellenchecker.jpg" width="200" /></a></div>
<div>
Die Frage nach der richtigen Struktur oder vielmehr Rubriken-Einteilung von Quellenverzeichnis ist ein alter Konfliktherd. Dazu der Hinweis auf <b>zwei frühere Posts aus der Serie "Quellenchecker"</b>: </div>
<div>
<ul>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2012/06/rubriken-furs-quellenverzeichnis-warum.html">24. Juni 2012 "Rubriken fürs Quellenverzeichnis: Warum die Rubrik ,Internetquellen' Unsinn ist - Alternativen"</a> </li>
<ul>
<li>BLURB: "In studentischen Seminararbeiten gibt es allerdings oft nur zwei [Rubriken]: ,Bücher' und ,Internetquellen'. Das ist dann meistens Unfug. (...) Also ist es sinnvoll, die Quellen nicht danach zu sortieren, ob sie digital sind oder nicht, sondern nach dem eigentlichen Charakter und Zweck der Quelle."</li>
</ul>
<li><a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.com/2012/06/primare-sekundare-und-tertiare-quellen.html">29. Juni 2012 "Primäre, sekundäre und tertiäre Quellen"</a> </li>
<ul>
<li>BLURB: "Viele Studenten ordnen ihre Quellenverzeichnisse nach Art der Quelle: Bücher, Zeitschriften, Presse, Online... (...). Deutlich intelligenter ist es, im Quellenverzeichnis nach Primär- und Sekundärquellen (und zur Not Tertiärquellen) zu sortieren. Denn aus wissenschaftlicher Sicht ist weniger wichtig, ob eine Quelle Buchpappdeckel hat oder nicht, als ihre Wertigkeit einzuschätzen."</li>
</ul>
</ul>
</div>
Die beiden Posts lohnen immer noch die Lektüre. Ich will ihre Argumente hier nicht wiederholen. Das Problem der Rubrizierung hat man natürlich auch bei Quellen, die keine Texte sind.<br />
<br />
Wenn die <b>Vorgabe der Dozentin</b> stramm und strikt eingehalten werden muss, dann verteilen sich die Quellenangaben für die verwendeten Illustrationen in der Tat auf zwei Rubriken.<br />
<br />
<b>Ist das nun aber schlimm? </b>Es geht doch der Funktion nach nur um eines, nämlich das nachvollziehbare Belegen der Herkunft, und solange Leser diese irgendwo finden können, ist alles gut. Alles andere ist <b>Service oder Ästhetik</b>.<br />
<br />
<b>Niemand verbietet es aber, zusätzlich </b>zu den von der Dozentin vorgegebenen Verzeichnissen ein weiteres Verzeichnis in die Arbeit aufzunehmen, in dem ausschließlich die Quellen der Abbildungen aufgelistet sind. Für Leser, die diese Quelleninformationen auf einen Blick haben wollen, mag das hilfreich sein. Bei einer Publikation wird es die Leser-Zielgruppe danken (auch wenn es der Dozentin schnuppe ist).Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-8765591036555664942018-05-02T10:29:00.002+02:002018-05-02T10:29:29.983+02:00Informelle Gespräche zitieren – Anonyme Quelle<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://2.bp.blogspot.com/-vahiXc336pQ/TQsIvSy72RI/AAAAAAAAAPc/BbR_FiwW2cMwlhAj5YZk44bgx0PlKfjlQCPcBGAYYCw/s1600/00433934.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="179" data-original-width="179" src="https://2.bp.blogspot.com/-vahiXc336pQ/TQsIvSy72RI/AAAAAAAAAPc/BbR_FiwW2cMwlhAj5YZk44bgx0PlKfjlQCPcBGAYYCw/s1600/00433934.png" /></a></div>
Zum Blogeintrag "<a href="https://w-wie-wissenschaft.blogspot.de/2011/06/mundliche-quellen-gesprache-vortrage.html">Zitieren von mündlichen Quellen</a>" fragt eine Studentin: „Ich schreibe gerade meine Bachelorarbeit bei [INDUSTRIEBETRIEB]. Ich habe die Kommunikationsstrukturen der Ablauforganisation analysiert. Einige Ineffizienzen wurden dabei erst durch Mitarbeitergespräche deutlich. Dabei wurden keine expliziten Interviews geführt. Wie gebe ich das in der Quelle an, wenn die Personen anonym bleiben wollen? Funktioniert dann als <b>Quellenangabe in der Fußnote</b>: Persönliche Kommunikation mit Mitarbeiter aus der Abteilung xy, Zeit und Datum. Im Text würde ich dann schreiben: Durch Mitarbeitergespräche/ Durch ein Mitarbeitergespräch wurde zudem deutlich, dass...“<br />
Genau. Wenn es mehrere Mitarbeitergespräche gegeben hat, sollten diese nummeriert werden (Mitarbeiter 1, 2, 3), damit ein wörtliches Zitat präzise dieser einen Quelle zugewiesen werden kann. Soweit die Anonymitätswünsche es zulassen, könnten die Stellung/Funktionen der Befragten im Beleg und/oder im Fließtext angegeben werden, z.B. „Teamleiterin in Projektgruppe“, „Schichtführer in der Endmontage“, „Vorarbeiter-Mechatroniker“, „Sachbearbeiterin im Vertrieb“, „Chefingenieur in der Entwicklung“ oder „kaufmännischer Unterabteilungsleiter“ u.a. Jedenfalls dann, wenn diese Beschreibung für das Projekt relevant ist und den Leser substanziell informiert.<br />
Wenn es um die „Kommunikationsstrukturen der Ablauforganisation“ geht, ist ja vermutlich wichtig, wer Häuptling oder Indianer ist, wer in Vollzeit oder Teilzeit, im Innen- oder Außendienst im Betrieb präsent ist, wer überhaupt was wie zu welchem Thema mit welcher Autorität zu sagen hat und dergleichen mehr.<br />
Das geht auch, wenn Anonymität zugesichert wurde: Zu fragen ist nur stets, ob ein Befragter X durch eine solche Beschreibung zweifelsfrei identifiziert werden könnte.<br />
Es ist legitim, Erkenntnisse aus den Befragungen <b>zusammenzufassen</b> wie „Durch Mitarbeitergespräche wurde zudem deutlich, dass...“ Je spezifischer und konkreter die Aussage ist, desto besser. Also vielleicht eher „Durch Gespräche mit Mitarbeitern in der Abteilung X“, „Gespräche mit Mitarbeitern der unteren Ebene (keine Führungskräfte, keine Akademiker) in der Fertigung“ oder dergleichen.
Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-11517430379193745742017-11-23T20:21:00.001+01:002017-11-23T20:24:59.169+01:00"Erste Hausarbeit" Lern-Videos zum wissenschaftlichen ArbeitenKompakt, solide gemacht und hübsch anzusehen: Sechs Lernvideos (deutsch/englisch) rund um Recherche, Informationsbewertung und Zitieren. Nicht nur für Wirtschaftswissenschaftler hilfreich, obwohl das Set vom ZBW Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft stammt. Das sorgt sich nämlich um die Fähigkeiten der WiWi-Studierenden. In der Tat zeigt eine <a href="https://www.zbw.eu/de/ueber-uns/aktuelles/meldung/news/informationskompetenz-bei-studierenden-der-wirtschaftswissenschaften/">ZBW-Untersuchung mit Studierenden-Befragung ("Informationskompetenz bei Studierenden der Wirtschaftswissenschaften 2017")</a>, dass es große Unsicherheiten gibt.<br />
Die ganze Playlist auf YouTube...<br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=5Jjuvp6qtWc" style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 11pt; font-weight: 700; text-indent: -18pt;">Erste Hausarbeit 01: Warum brauche ich überhaupt gute Information?</a><br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=LSdJsfjDGg8" style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 11pt; font-weight: 700; text-indent: -18pt;">Erste Hausarbeit 02: Wie suche ich (wissenschaftliche) Information und Fachaufsätze?</a><br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=5hmsaVmlths" style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 11pt; font-weight: 700; text-indent: -18pt;">Erste Hausarbeit 03: Qualität von wissenschaftlicher Information beurteile</a><br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=8Lk1WTj-Fvo" style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 11pt; font-weight: 700; text-indent: -18pt;">Erste Hausarbeit 04: Wie erkenne ich Fake News?</a><br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=lkCs4ysdDOc" style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 11pt; font-weight: 700; text-indent: -18pt;">Erste Hausarbeit 05: Wie beschaffe ich wissenschaftliche Information?</a><br />
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=JuJjTR36490" style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 11pt; font-weight: 700; text-indent: -18pt;">Erste Hausarbeit 06: Wie zitiere ich richtig?</a><br />
<br />
<a href="https://www.econbiz.de/eb/de/wissenschaftlich-arbeiten/">Weitere Online-Angebote der ZBW zum wissenschaftlichen Arbeiten</a><br />
<br />
<a href="https://www.econbiz.de/eb/de/gw/">Entscheidungsbasiertes Tutorial Guided Walk </a><br />
mit den Modulen „Literatur suchen und bewerten“, „An den Volltext gelangen“ und „Richtig zitieren“: Erstmal einen Kaffee trinken? In Google suchen, aufgeben? Oder doch besser eine Fachdatenbank nutzen?<br />
<br />
<a href="https://www.econbiz.de/eb/fileadmin/user_upload/TripleAstattJunkBond.pdf">"Triple A statt Junk Bond" - Wie erkenne ich wissenschaftliche Journals? </a><br />
<br />
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/LSdJsfjDGg8/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/LSdJsfjDGg8?feature=player_embedded" width="320"></iframe>
Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-12903467882473146702017-04-30T12:52:00.001+02:002017-04-30T12:52:45.832+02:00Noch einmal: Allgemeinwissen zitieren<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Zum Blogbeitrag <a href="http://w-wie-wissenschaft.blogspot.de/2011/05/allgemeinwissen-in-der-arbeit-zitieren.html">„Allgemeinwissen in der Arbeit - zitieren oder nicht?"</a>
grübelt ein Student, der „aus der Sorge vor versehentlichen Plagiaten“ in
seinen Hausarbeiten „fast jeden Satz“ mit Literaturverweisen belegt. Ihn
irritiert die Auskunft, „dass man bestimmtes universitäres Wissen als
Allgemeinwissen sehen dürfe und folglich nicht belegen müsse.“<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Gemeint war damit nicht nur Alltags-Allgemeinwissen wie „Der Eiffelturm
steht in Paris“, sondern fachlich unumstrittene Fakten und Grundeinsichten
einer Disziplin. Beispiel aus der VWL: „Senkt die Zentralbank den Leitzins,
erhöht sie damit die umlaufende Geldmenge, was zu Inflation führen kann.“
Natürlich gibt es für diese Aussage Bedingungen und Einschränkungen, aber so
ziemlich jeder Volkswirt würde die Grundaussage unterschreiben. Man kann sie durch
irgendein Lehrbuch belegen, aber das ist im Prinzip unnötig. Vor allem in einer Hausarbeit im fortgeschrittenen Studium: Hier darf viel vorausgesetzt werden.<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Literaturbelege sind für den Leser lästig und behindern den Lesefluss. Wenn sie keinen Gewinn bringen und nicht notwendig sind, dann sollte man den Ballast abwerfen. </span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;"><br /></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Referenzen sind nicht dazu da, eine Arbeit zu dekorieren oder die Belesenheit des Autors zur Schau zu stellen, um den Professor zu beeindrucken. Sie erfüllen einen Zweck: Der Leser soll eine Aussage selbst an Hand der Quelle überprüfen können. Wenn es nach allgemeinem Fachverständnis dazu keine Notwendigkeit gibt, ist der Beleg verzichtbar. </span><span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Der Haken daran ist, dass Studierende dies oft falsch beurteilen oder sich das Urteil nicht zutrauen. Diese Sicherheit kommt natürlich erst mit der Zeit.</span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Der Student fragt: „Muss ich zum Beispiel, wenn ich sage, dass, wie es in
vielen Zeitungen steht, mit der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 die Zahl der
Asylbewerber in Deutschland erheblich angestiegen ist, einen Beleg/ein Zitat
einfügen? Wo ist die Grenze zwischen Allgemeinwissen und zu zitierenden
Informationen?“ <o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Gut gefragt. So allgemein formuliert, würde ich sagen: Nein, das ist
Allgemeinwissen. „Erheblich angestiegen“ ist allerdings auch nicht so präzise,
wie man in der Wissenschaft möglichst formulieren sollte. Gibt man präziser an,
dass 2015 beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rund 274.000 Asylanträge
mehr als im Vorjahr – ein Plus von 135 Prozent – gestellt wurden, sollte man
die Quelle dafür selbstverständlich belegen; und dann auch ergänzen, dass diese
amtliche Zahl von diversen Experten als problematisch in Frage gestellt wird,
was dann wiederum zu belegen wäre. Das ist kein Allgemeinwissen, weder fachlich
noch i.S.v. Alltagswissen. </span><span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 10pt;"><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Er fragt weiter: „Oft mischen sich ja auch die eigene Meinung, die man
wiedergeben möchte und die Angabe recherchierter Informationen, auf die sich
diese Meinung bezieht, in einem Satz, wobei ich dann nie wirklich weiß, wie und
ob hier ein Zitat tatsächlich vonnöten ist. Wann überhaupt ist es notwendig,
von einem Beleg/Zitat Gebrauch zu machen bzw. wo liegt die Grenze zur eigenen
Aussage?“<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 13.5pt;">Da hilft es, die blanke Information und ihre Interpretation klar zu
trennen, indem man sie in zwei getrennte Sätze packt. Der erste Satz enthält
die neutral formulierte Informationsangabe nebst Beleg. Der zweite Satz sollte
dann deutlich als Interpretation (vulgo „Meinung“) des Autors erkennbar sein. Mit
sprachlichen Mitteln lässt sich zusätzliche Distanz herstellen. Beispiel: „Müller
(2015) behauptet X. Diese Aussage ist fragwürdig, weil…“ oder „Nach Schmitz
(2016) erklärt sich X durch Y. Dies ist plausibel, weil…“ oder „Für Meyer
(2017) ist X ein Phänomen des Y. Dies ist prinzipiell zu bejahen, jedoch nur
unter der Bedingung Z, denn...“</span><span style="font-family: Arial, sans-serif; font-size: 10pt;"><o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal" style="background: white; line-height: normal; margin-bottom: .0001pt; margin-bottom: 0cm;">
<br /></div>
<br />
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-5003620335382399852016-04-03T23:31:00.000+02:002016-04-03T23:31:04.107+02:00Abbildungen und Quellenangaben - "Eigene Darstellung"<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://3.bp.blogspot.com/-czZ3_2JNr68/TRt7AFq8jdI/AAAAAAAAAS0/K1ypnNxdPuA5WXeFRAh6th7ISIYNGIdKA/s1600/00431584.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="200" src="https://3.bp.blogspot.com/-czZ3_2JNr68/TRt7AFq8jdI/AAAAAAAAAS0/K1ypnNxdPuA5WXeFRAh6th7ISIYNGIdKA/s200/00431584.png" width="200" /></a></div>
Über Quellenangaben bei Abbildungen und Tabellen grübelt eine Studentin und fragt: "Ich habe die Vorgabe, dass bei selbst erstellten Abbildungen und Tabellen, ich selber als Quelle angegeben werden muss. Aber wie baue ich so etwas in mein Quellenverzeichnis ein? In Ihrem Blog schrieben Sie, dass in das Abbildungsverzeichnis nicht die Quellen gehören. Wenn ich aber eigentlich nur eigene Abbildungen verwende, macht es dann vielleicht doch Sinn?"<br />
<br />
Nun, diese "Vorgabe" heißt zunächst einmal wohl nur, dass für die Abbildung oder Tabelle klar gekennzeichnet werden soll, ob sie (a) aus einem anderen Werk 1:1 übernommen wurde, (b) übernommen, aber modifiziert wurde, oder (c) eine eigene Schöpfung ist. Wenn Letzteres zutrifft, reicht es völlig aus, unter der Bildbeschriftung etwa "Eigene Darstellung" einzufügen.<br />
<br />
Dabei ist die Autorin natürlich Autorin und nicht "Quelle", sie zitiert sich hier ja nicht selbst. Was sie im Rahmen ihrer Arbeit textet oder auf irgendeine Art verfasst, ist keine "Quelle" und gehört entsprechend auch nicht in irgendein Quellenverzeichnis.<br />
<br />
<b>Abbildungs- und Quellenverzeichnisse haben unterschiedliche Zwecke. </b>In ein Abbildungsverzeichnis gehören schlicht die Bildunterschriften und Beschreibungen der Abbildungen. Sofern für Abbildungen andere Quellen hinzugezogen wurden, findet man diese im Quellenverzeichnis. Welche Quelle das jeweils ist, erkennt der Leser in einer Notiz unter der Bildunterschrift bei der Abbildung selbst. Bei "Eigener Darstellung" ist nichts zu belegen.<br />
<br />
<br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-39678156254294946312016-02-10T17:06:00.001+01:002016-02-10T17:10:36.072+01:00Deutsches Buch, englisches Original – was und wie zitieren?<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://4.bp.blogspot.com/-3XbX_ZNy89A/TQu7Un4HcqI/AAAAAAAAAQA/xs16tjMhWZs/s1600/Books1.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="177" src="https://4.bp.blogspot.com/-3XbX_ZNy89A/TQu7Un4HcqI/AAAAAAAAAQA/xs16tjMhWZs/s200/Books1.png" width="200" /></a></div>
Ein Student aus Österreich möchte in seiner Abschlussarbeit ein <b>englisches Fachbuch von 1997 zitieren, hat aber nur die deutsche Ausgabe von 2001 auf dem Tisch</b>. Es ist ihm aber aus fachhistorischen Gründen wichtig festzuhalten, dass das Werk 1997 erschien. Er fragt:<br />
<br />
"Ich könnte nun einfach aus meiner deutschen Übersetzung von 2001 zitieren und diese in meiner Arbeit mit 1997 kennzeichnen. Abgesehen davon, dass man nicht sicher sein kann, dass der deutsch-sprachige übersetzte Inhalt auch 1:1 so im englischen Original vorkommt, scheint mir dieses Vorgehen nicht wissenschaftlich korrekt. Oder könnte man das notfalls auch machen?"<br />
<br />
Und weiter: "Eine andere Vorgehensweise, die ich bereits in einer anderen Dissertation zur selben Problematik gesehen habe, ist, dass bei der Erstnennung des Werks im Text beide Jahrzahlen angegeben werden: '[...] (Autor x, 1997, 2001).' Bei allen weiteren Erwähnungen dieses Werkes wurde dieses es dann nur noch mit 'Autor x, 1997' angegeben und auf 2001 wurde kein weiteres Mal mehr Bezug genommen. Im Literaturverzeichnis wurden dann jedoch wieder beide Werke hintereinander angegeben, zuerst das englische Original von 1997 und gleich im Anschluss die deutsche Übersetzung von 2001. (beim Lesen dieser Dissertation hatte man den Eindruck, dass dem Autor ebenfalls nur die deutsche Übersetzung von 2001 vorlag und nicht das Original aus 1997)"<br />
<br />
Die beschriebene Vorgehensweise in der Dissertation ist seltsam. <b>Korrekt ist tatsächlich nur, das zu zitieren, was man vor Augen hat. Augenwischerei ist nicht statthaft. </b><br />
<br />
Wenn man etwas aus der deutschen Ausgabe 2001 entnimmt, muss man auch genau diese belegen! Dass es ein englischsprachiges Original von 1997 gab, ist eine vielleicht fachlich wichtige Einordnung, aber bibliographisch eine nicht weiter notwendige Zusatzinformation. Sie hat mit dem eigentlichen Quellenbeleg formal nichts zu tun.<br />
<br />
Es ist aber grundsätzlich völlig in Ordnung, die deutsche Ausgabe zu zitieren. Übrigens sind vier Jahre Verzug bei der Übersetzung wissenschaftlicher Bücher keine lange Zeit.<br />
<br />
Grundsätzlich kann man auch davon ausgehen, dass eine Übersetzung tatsächlich eine 1:1-Übersetzung ist -- wenn es eine <b>gekürzte, veränderte oder erweiterte Ausgabe</b> ist, sollte der Verlag das im Buch explizit angeben. Vielleicht hat der Übersetzer auch entsprechende Anmerkungen beigefügt.<br />
<br />
<b>Richtig ist, dass eine Übersetzung nicht nur sprachlich, sondern teilweise auch dem Sinn nach zu Veränderungen führen kann</b>, die die Originalautoren vielleicht gar nicht beabsichtigt hatten. Manchmal ist das Original wirklich besser. Wer ganz sicher sein will, dass ein bestimmter Begriff oder eine Phrase so oder so auch im Original formuliert wurde und das Original zitieren will, muss sich definitiv das Original besorgen, etwa über die Fernleihe aus einer anderen Bibliothek. (Oft kann man solche Original-Checks aber auch leicht bei <b>GoogleBooks</b> oder in der <b>Amazon-Vorschau</b> vornehmen.)<br />
<br />
<b>Inhaltlich kann man das Problem aber ganz einfach im Text auffangen</b>, Beispiel:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"1997 stellten Smith und Wesson in ihrem in Fachkreisen viel beachteten Buch <i>The .357 Magnum Six Shooter</i> (deutsch 2001 als <i>Der Sechsschüsser im Magnum-Kaliber</i>) ihr neues Modell vor. Sie betonten: "Blah blah blah, blah blah" (Smith & Wesson, 2001, S. 38)." </blockquote>
Wenn es also fachlich wirklich nötig ist, auf das Erscheinungsdatum des Originals hinzuweisen, dann muss der Autor das im Text tun – ggf. in einer Fußnote statt im Fließtext.<br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-74721372443662183772015-09-01T12:31:00.001+02:002015-09-01T12:31:15.573+02:00Verflixte Bildquellen: ScreenhotsEine Studentin fragt: "Ich schreibe aktuell an einer wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen meines dualen Maschinenbaustudiums und habe gerade mein Quellenverzeichnis nach den Richtlinien, die sie bei blogger.com veröffentlicht haben, verfasst. In meiner Arbeit habe ich 2 Bilder, bei denen ich leider nicht weiß, wie ich die Quellen angeben muss. Das erste ist ein Screenshot von einer Maschine, die ich im 3D-Zeichnungssystem angefertigt habe. Das zweite ist ein Screenshot aus dem Warenwirtschaftssystem, welcher eine Auflistung von Artikeln ist."<br />
<br />
Kollege Martin Gertler gibt zur Frage "<b>Wie zitiere ich einen Screenshot?</b>" <a href="http://wtv24.de/index.php?action=artikel&cat=9&id=67&artlang=de">diese Tipps</a>.<br />
<br />
Einen selbst angefertigten Screenshot (oder deutsch: Bildschirmkopie) können Sie als solchen in der <i>Bildunterschrift</i> kennzeichnen, also z.B. mit "Eigener Screenshot von/aus...".<br />
<br />
Bei einer bildschirmkopierten Abbildung aus fremder Quelle ist diese wie üblich anzugeben -- im Format so, wie das von Ihnen verwendete Zitationssystem es erfordert (mit Kurzbelegen im Text à la "Schmitz, 2015, S. 4" oder im Fußnoten-Vollbeleg). Handelt es sich um keine klassische Literaturquelle und auch nicht um eine öffentlich zugängliche Internet-Publikation (Websites etc.), sondern z.B. um interne elektronische Technik-Dokumente eines Unternehmens, sind Sie im Bereich der "<a href="http://w-wie-wissenschaft.blogspot.de/search/label/Graue%20Literatur">grauen Literatur</a>" (Sammlung von Posts).<br />
<br />
Die ist immer etwas knifflig. Bei der Eintragung ins <i>Quellenverzeichnis</i> muss man sich bisweilen etwas behelfen, da man mit Standardangaben wie Autor-Veröffentlichungsdatum-Titel-Verlag-Verlagsort nicht weiterkommt und nur Sie selbst wissen, wie Sie das am besten beschreiben. Also ungefähr so:<br />
<br />
<span style="color: #0b5394; font-size: x-small;">Glück Maschinenbau (2015). Internes Warenwirtschaftssystem WWS-41X, eigenhändiger Auszug aus Datei ABC-325, Auflistung Artikelbestand (Stand 13. August 2015, 16.30 Uhr). Glück Maschinenbau GmbH, Glückstadt. [unveröffentlichtes Dokument]</span><br />
<br />
In der Bildunterschrift verweisen Sie dann entsprechend so, dass man die Einzelangaben im Quellenverzeichnis wiederfinden kann:<br />
<br />
<span style="color: #0b5394; font-size: x-small;"><b>Abb. 26. </b>Auflistung von Artikeln in einem Warenwirtschaftssystem. (Bildschirmkopie, Glück Maschinenbau, 2015). </span><br />
<br />
Wenn Sie die ursprüngliche Zeichnung selbst etwa mit CAD-Software angefertigt haben, reicht "Eigene Darstellung" oder "Eigene Zeichnung" mit beliebiger Inhaltsbeschreibung. Da es sich nicht um eine Fremdquelle handelt, erübrigt sich ein Eintrag ins Quellenverzeichnis. In der Bildunterschrift könnte also etwa stehen:<br />
<br />
<span style="font-size: x-small;"><span style="color: #0b5394;"><b>Abb. 27. </b>Bediengriff an einer Wunschmaschine nach dem SAMS-Konzept. Eigene Konstruktionszeichnung, angefertigt mit der Software GlückDesign CAD Version 3.02. </span></span><br />
<br />
Haben Sie Ihre eigene Zeichnung auf der Grundlage einer fremden Illustration angefertigt, ist "Eigene Darstellung in Anlehnung an..." (plus Quelle wie oben) sinnvoll.<br />
<br />
Wahrscheinlich haben sie in Ihrer Arbeit relativ viele Abbildungen. Dann ist ein Abbildungsverzeichnis sehr zu empfehlen.<br />
<br />
Siehe auch den Post "<a href="http://w-wie-wissenschaft.blogspot.de/2012/01/bildquellen-und-abbildungsverzeichnis.html">Bildquellen und Abbildungsverzeichnis</a>".<br />
<br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-91916718528729749642014-06-22T14:30:00.000+02:002014-06-22T14:39:55.350+02:00"Zitiert nach" – Quellenbeleg aus zweiter HandEin Student fragt: "Im Rahmen meiner Quellensuche und -analyse ist mir mehrfach aufgefallen, dass oftmals die Bücher/Autoren in den jeweiligen Fachbüchern auf andere Quellen verweisen oder auf anderen Quellen basieren. Hinzu kommt das oftmals sehr weit zurückliegende Publikationsjahr der zitierten Quellen. Meine Frage ist, ob ich im meinem Text immer die 'Ursprungsquelle' zitieren muss oder auch das mir vorliegende Fachbuch als Quelle nutzen kann?"<br />
<br />
Wenn man das tut, dann IMMER mit der Angabe "zitiert nach", also z.B. Müller, 1985, S. 15, zitiert nach Meyer, 2009, S. 326 (und nicht einfach Meyer ohne Müller). Außerdem sind BEIDE Quellen mit vollständigen bibliografischen Angaben ins Quellenverzeichnis aufzunehmen, UND Müller ist auch im Quellenverzeichnis mit dem "zitiert nach" zu kennzeichnen.<br />
<br />
Das ist, wohlgemerkt, nur eine Krücke – und sollte eine Ausnahme sein. Mit anderen Worten, wann immer es geht, gilt: zurück zum Original!<br />
<br />
Ja, das bedeutet Mehrarbeit. Vor allem, wenn es sich um Fachzeitschriften oder längst vergriffene Bücher handelt. Dann heißt es suchen, suchen, suchen, in mehrere Datenbanken einsteigen, möglicherweise gar kostenpflichtige Fernleihaufträge in der Bibliothek abgeben oder bei "Subito" bestellen, weil die Originalquelle nur in seltsamen Repositorien aufzufinden ist...<br />
<br />
Und das alles wegen eines Halbsatzes oder einer kleinen Zahl?!?<br />
<br />
Kein Wunder, dass Studenten (und oft genug auch Profiautoren und Wissenschaftler) dazu wenig Lust verspüren. Das vermindert die Arbeitseffizienz. Und: Vielleicht ist das Zitatzitat nicht perfekt, aber "gut genug"...<br />
<br />
Ausnahmsweise ist ein "zitiert nach" in Ordnung. Eine ganze Batterie von "zitiert nach"-Stellen ist aber ganz sicher kein Ausweis wissenschaftlicher Qualität.<br />
<br />
<ul>
<li>Superclevere Studenten wissen das natürlich und verzichten auf die Markierung "zitiert nach", damit es so aussieht, als sei es ein Zitat und kein Zitatzitat -- in der Hoffnung, dass es keiner merkt.</li>
<li>Nicht ganz so clevere Studenten denken sowieso nicht darüber nach und kennen den Unterschied nicht einmal.</li>
</ul>
<br />
Warum lohnt es sich, die Mehrarbeit auf sich zu nehmen?<br />
<ul>
<li>Es gehört schlicht zum Handwerkszeug, die Originalfundstelle aufzuspüren. Gerade in Abschlussarbeiten wird erwartet, dass Studenten in der Lage sind, sich über Lehrbuchliteratur und einfach zu beschaffende Sekundärliteratur hinaus Spezial-Quellen zu erschließen. </li>
<li>Zitatzitate werden bestenfalls geduldet, wenn es einen guten Grund gibt (z.B. wenn es sich um nicht veröffentlichte Archivmaterialien handelt). Faulheit ist kein guter Grund.</li>
<li>Vorsicht ist geboten: Nicht jeder Autor zitiert formal und inhaltlich korrekt.</li>
<li>Jeder Autor hat seinen eigenen Filter, seine eigenen Selektionskriterien. Die entsprechen nicht unbedingt der aktuellen Rechercheabsicht.</li>
<li>Das Original kann eine wertvolle Quelle sein. Vielleicht gibt es beim Original viel wichtigere und bessere Textstellen als die, die zitiert wurden. Oder die Quelle führt zu weiteren Quellen.</li>
<li>Manchmal sind die Originalquellen veraltet. Besonders bei Zahlen, Daten, Statistiken gilt: Achtung! Auch bei nicht quantitativen Fakten könnte es sein, dass sich der Kontext geändert hat.</li>
<li>Es kommt nicht selten vor, dass sich Autor A bei Autor B bedient, der wiederum schon bei Autor C abgeschrieben hat. Dann handelt es sich um ein Zitatzitatzitat. In so einer Kette kommt es zu Unschärfen und Fehlinterpretationen -- ähnlich wie beim alten Spiel "Stille Post" -- und auch zu schlicht falscher Wiedergabe.</li>
</ul>
<br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-42887682957075517892013-08-16T14:35:00.002+02:002013-08-16T15:48:36.820+02:00Englische Wörter übersetzen<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://1.bp.blogspot.com/-vahiXc336pQ/TQsIvSy72RI/AAAAAAAAAPc/XiEZpB6Laxw/s1600/00433934.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-vahiXc336pQ/TQsIvSy72RI/AAAAAAAAAPc/XiEZpB6Laxw/s1600/00433934.png" /></a></div>
<i>"Gibt es eine Regel, inwiefern man englische Worte übersetzen muss?"</i>, fragt eine Studentin, deren Thema eine Tätigkeit im Ausland ist.<br />
<br />
<b>Das kommt auf die Wörter an. </b>Ist es "irgendein" Fremdwort, das <b>kein Fachwort </b>ist, sollten Sie es möglichst übersetzen -- selbst wenn Sie persönlich es ständig im Mund oder im Betrieb als normalen Teil der Bürosprache kennengelernt haben.<br />
<br />
Das gelegentliche Fremdwort ist kein Stolperstein. Aber <b>je häufiger und zugleich unpräziser</b> Sie ihre Sätze mit englischen Begriffen bepflastern, desto schlimmer wird es. Sätze mit vielen "<b>buzz words"</b> sind meist dämliches <b>Denglisch</b>. Das kennt man von Unternehmensberatern, Modeschöpfern und sonstigen Szenesprachkundigen.<br />
<b><br /></b>
<b>Pseudowissenschaftliche Phrasendrescherei </b>mit vielen englischen Wörtern nervt genauso. Es ist schlechter Stil und verkleistert den Inhalt.<br />
<br />
Die Regel lautet: Drücken Sie sich verständlich und ohne Geschwurbel in echter deutscher Sprache aus, soweit und solange es geht.<br />
<br />
Oft sind es just die Studenten, die sich mit Ziel, Struktur und Inhalt ihrer Arbeit schwer tun, die besonders schwer an <b>Fremdwörteritis</b> erkranken. Ob sie damit bewusst <b>bluffen</b> oder sich selber einreden, dass sie besonders <b>professionell oder </b> <b>wissenschaftlich schreiben, wenn sie kompliziert schreiben </b>-- ich weiß es nicht.<br />
<br />
Naja. In der Betriebswirtschaftslehre etwa wird es für Studenten immer schwieriger, sich korrekt ohne englische Vokabeln auszudrücken. Ein längst eingewandertes Wort wie <i>Management</i> müssen Sie nicht übersetzen; bei<i> Performance</i> würde ich sagen, das kann man vermeiden. Performanz ist allerdings kein Geniestreich für eine Übersetzung. <i>Customer Relationship Management</i>, kurz CRM, kann man eigentlich Kundenbeziehungsmanagement oder gar nur Kundenpflege nennen; soweit im Betrieb damit allerdings ein bestimmtes komplexes System gemeint ist, ist CRM sinnvoller als Fachbegriff. <i>Team building </i>mag ins Deutsche halb übersetzt als Teambildung oder Teamentwicklung Eingang finden. Hat eine Firma den feststehenden Begriff <i>Customer Real Time Feedback</i>, könnten Sie dies als Sofortkundendienst bezeichnen, aber etwas schief ist es doch; Kundenrückmeldung sagt aber niemand. Feedback ist ohnehin so gut wie ein deutsches Wort.<br />
<br />
<i>Benchmarking </i>ist quasi zum Fachbegriff geworden, ebenso die jüngere Wortschöpfung <i>Crowdsourcing</i>. Beide lassen sich auf Deutsch umschreiben, aber eher umständlich. Die Unternehmensabteilung <i>Public Affairs </i>ließe sich oberflächlich völlig simpel und durchaus korrekt in "öffentliche Angelegenheiten" übersetzen, trotzdem gibt es gute Gründe, den Begriff auf Englisch stehen zu lassen. <i>Product Engineering</i> ist z.T. anders gemeint als nur schlichte Produktentwicklung. Eine <i>Mind-Map</i> ist eine Gedächtnislandkarte, <i>Mind-Mapping</i> ist das Entwerfen derselben, aber das sagt eben kein Mensch. Wenn Marketingleute für die Kunden- und Marktprognose damit eine <i>Prospecting Map </i>erstellen, nennen Sie diese halt so und umschreiben, worum es geht.<br />
<br />
Und die Verben? Das Verb "managen" ist mündlich erlaubt, aber schriftlich zu vermeiden. Denglische Verben wie "performen", "benchmarken", "mind-mappen" und "crowdsourcen" tun in den Augen und Ohren weh. Da muss eine echte Übersetzung her, keine Eindeutschung.<br />
<br />
<b><span style="color: #990000; font-family: Helvetica Neue, Arial, Helvetica, sans-serif;">Das Fremdwort als <u>Fach</u>begriff</span> </b><br />
<br />
Wie die Beispiele zeigen: Experten haben Expertensprache. Das ist legitim. Nicht jeder, der komisch redet, ist ein Experte, aber Experten reden nun einmal komisch. Wenn Sie mit dem Studium Expertin werden wollen, gehört das Erlernen und Verwenden von Expertensprache dazu.<br />
<br />
Am Fachwort kommen Sie also kaum vorbei, auch wenn Sie Ihre Sätze nicht mit Fachbegriffen vollstopfen sollten. Fachausdrücke sind wichtige <b>Kurzformeln</b>, sie sparen Platz, Zeit und lange Umschreibungen. <b>Vorausgesetzt, der Leser ist fachkundig</b>, er versteht die Kurzformel daher problemslos. Das sollten Sie beurteilen können.<br />
<br />
In vielen Wissenschaften und auch in manchen Praxisfeldern dominieren englische Bezeichnungen. <b>Deutsche Ersatzbegriffe sind zum Teil unpopulär</b> (Beispiel: "Corporate Governance"). Wenn das ihrer Beobachtung nach so ist, dann benutzen Sie das Fremdwort ohne schlechtes Gewissen.<br />
<br />
Vielleicht gibt es ein gutes deutsches Ersatzwort, aber das kennen Sie nicht. Dafür gibt es <b>Fachwörterbücher </b>(z.B. Englisch für Juristen, Englisch für Techniker...). Die üblichen Online-Wörterbücher spucken spezifische Übersetzungen meist (allerdings nicht immer) mit aus, aber oft ohne näher zu erläutern, wie welche Wörter von wem verwendet werden. Hier müssten Sie z.B. prüfen, ob ein Begriff in Fachforen und Fachpublikationen auf bestimmte Art verwendet wird. <br />
<br />
Suchen Sie nach dem <b>Kontext der Verwendung</b>. Hier ist z.B. <a href="http://www.linguee.de/"><b>Linguee</b></a> hilfreich, die Kombination aus Wörterbuch und Suchmaschine -- sie zeigt Textbeispiele mit vollständigen Sätzen.<br />
<br />
In manchen Fällen gibt es trotzdem<b> Ihrem Sprachgefühl </b>nach kein gutes, treffendes deutsches Ersatzwort. Vielleicht möchten Sie das Originalwort benutzen, weil es sehr treffend ist, ein wichtiger Kontext und Subtext dazugehört, weil es etwas ganz Bestimmtes symbolisiert oder stilistisch "passt". <br />
<br />
Jedes deutsche Ersatzwort wäre dann eine klapprige Krücke. Dann nehmen Sie lieber das Original.<br />
<br />
<b>Wenn das Wort inhaltlich einer Erklärung bedarf,</b> weil der Leser es wahrscheinlich nicht kennt, erläutern Sie die Bedeutung halt einmal im Text oder in einer Fußnote. <br />
<br />
<b><span style="color: #990000; font-family: Helvetica Neue, Arial, Helvetica, sans-serif;">Das Fremdwort als Eigenname</span></b><br />
<br />
Handelt es sich um <b>Eigennamen</b>, sollten Sie diesen mindestens einmal im Original nennen, um präzise zu sein. Schreiben Sie etwa über die britische Justiz, etwa "Crown Court" und "Central Criminal Court", dann dürfen und sollten Sie ruhig nach erstmaliger Originalbezeichnung von Krongericht und Hauptstrafgericht schreiben. Wenn Sie die Fremdwörter behalten, achten Sie übrigens auf das Geschlecht. Intuitiv würde ich z.B. DER Crown Court sagen, aber es ist ja DAS Gericht. Genus-Schwankungen kommen bei derlei Wörtern häufiger vor...<br />
<br />
<b>Wichtigste Regel: Gehen Sie sparsam mit Fremdwörtern und Fachvokabeln um. </b>Das ist wie mit direkten, wörtlichen Zitaten. Zu viele davon stören Ihren Text, statt ihn zu schmücken.<br />
<br />
<ul>
<li><b>Siehe auch: <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/07/zitieren-aus-dem-englischen.html">"Zitieren aus dem Englischen" (12.7.2011)</a></b></li>
</ul>
<br />
<b></b><br />
<br />
<div>
<br /></div>
Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-3721466457346085722013-08-07T10:56:00.002+02:002013-08-07T10:56:21.939+02:00Abbildungen: in den Text oder in den Anhang?<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://3.bp.blogspot.com/-xCsH_oD0pms/TQ-ZyZtPEfI/AAAAAAAAARE/TeQpeRlGc5g/s1600/00431584.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://3.bp.blogspot.com/-xCsH_oD0pms/TQ-ZyZtPEfI/AAAAAAAAARE/TeQpeRlGc5g/s1600/00431584.png" /></a></div>
"Sollen Abbildungen direkt in den Text eingebunden werden oder separat im Anhang aufgefuehrt werden?", fragt eine Studentin.<br />
<br />
<i>First things first:</i> <b>Sie haben einen Grund, weshalb Sie eine Grafik, Tabelle o.ä. einfügen wollen.</b> Eine Abbildung "illustriert" nicht nur und "lockert den Text auf". Sie schreiben ja eine wissenschaftliche Arbeit und nicht für Bunte, Gala oder den Stern. Es geht nicht darum, den Text durch "Optik" attraktiv zu machen und den Professor zum Lesen zu verlocken.<br />
<br />
<b>Es geht um Informationen, und Sie entscheiden über den Umgang mit dieser Information. </b>Die vermeintliche "Optik" hat Zweck, Funktion und eine eigene Aussage. Sie vermittelt nützliche, wichtige und für Verständnis, Argumentation und Beweisführung sogar notwendige Informationen, auf die Sie sich ja auch im Text beziehen sollen: "Abbildung 8 verdeutlicht, dass..."; "Die Statistik zeigt das Wachstum von XYZ (Abb. 9)...". Manche Textabschnitte bestehen sogar überwiegend daraus, Abbildungen zu erläutern.<br />
<br />
<b>Es wäre also kontraproduktiv, sie irgendwo ganz hinten zu verstecken!</b> Praktisch gesehen, ist außerdem das Hin- und Herblättern zwischen Hauptteil und Anhang immer nervig, auch und gerade für die Gutachter Ihrer Arbeit.<br />
<br />
In einen Anhang gehören Grafiken und Tabellen dann, wenn sie<br />
- <b>sehr umfangreich</b> sind, also mehr als eine Seite umfassen (längere Originaltexte, Faksimiles, detaillierte Karten, lange Zahlenkolonnen, große Organisationspläne und Ablaufdiagramme; Transkripte von Interviews; Beobachtungs-Protokolle, Fragebögen, Interviewleitfäden u.a. Materialien der empirischen Arbeit);<br />
- <b>eher der Ergänzung und Vertiefung</b> dienen, der Haupttext also auch ohne sie verständlich und nachvollziehbar ist;<br />
- keinen besonderen Wert zur Veranschaulichung des Textes besitzen;<br />
- eher der breiten Quellendokumentation dienen statt eigene, prägnante Aussagen zu liefern.<br />
<br />
Wenn Sie eigene <b>empirische Daten </b>erheben (egal ob qualitativ oder quantitative), werden Sie oft einen größeren Anhang benötigen. Ein Sonderfall ist die <b>Verwendung von "grauer Literatur"</b>. Sie dazu den <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/graue-literatur-und-interne-dokumente.html">Blogpost vom 29.6.2012, "Graue Literatur und interne Dokumente".</a><br />
<br />
<h3>
<span style="font-family: Helvetica Neue, Arial, Helvetica, sans-serif;">Abbildung im Text: Wie groß muss es sein?</span></h3>
Wenn Sie Abbildungen und Tabellen nun also im Text platzieren wollen, stoßen Sie möglicherweise auf das <b>Problem, was die optimale Größe ist</b>.<br />
<br />
Sie ist meistens: größer als Studenten meinen! Leider ist es beliebt, Grafiken so einzubetten, dass die Textzeilen sie umfließen. Das ist dann erstens hässlich und zweitens zu winzig, um noch Details zu erkennen (oder überhaupt irgendetwas).<br />
<br />
Also bitte: <b>im Zweifelsfall größer ziehen.</b> Alles sollte mühelos gut erkennbar sein. Für das richtige Maß gibt es keine Daumenregel, aber: Nutzen Sie den zur Verfügung stehenden Platz (Seitenbreite), und geben Sie der Abbildung mehr Raum, wenn sie "wenig Luft" enthält, also eine hohe Informationsdichte hat (viele Zahlen und Beschriftungen, mehrere Farben, feine Details).<br />
<br />
Scheuen Sie sich nicht davor, auch <b>eine halbe oder auch ganze Seite </b>zu verwenden. Eine große Grafik/Tabelle im Querformat kann man <b>drehen und hochkant</b> auf eine eigene Seite stellen; bei einer Arbeit, die Sie nur elektronisch einreichen, können Sie auch eine einzelne Seite drehen. Bei einer Arbeit, die Sie physisch (also ausgedruckt) abgeben, können Sie eine Großgrafik auf A3-Papier einbinden, gefaltet zum Ausklappen. Geht alles.<br />
<br />
Tipp: <b>Blättern Sie doch in der Bibliothek (oder Datenbank) einmal durch wissenschaftliche Fachzeitschriften. </b>Deren Platz ist immer knapp. Auch wenn die Forschungsaufsätze komplexe Daten aufbereiten müssen, in der Regel gibt es keinen oder nur einen kleinen Anhang -- die wichtigen Abbildungen und Tabellen müssen ordentlich und zweckmäßig im Text untergebracht werden.<br />
<br />
Ob im Text oder im Anhang, immer an die Beschriftung/Legende, Nummerierung und die Quellenbelege denken.<br />
<br />
Siehe dazu auch <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/01/bildquellen-und-abbildungsverzeichnis.html">"Bildquellen und Abbildungsverzeichnis" (29.1.2012)</a>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-14679437272760800592013-04-20T16:28:00.004+02:002013-04-20T16:32:30.454+02:00Internetseiten -- sind das wirklich Quellen? Sind sie erlaubt?<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<a href="http://1.bp.blogspot.com/-cjyXOclkrog/TQsG5-aGZ2I/AAAAAAAAAPM/TaYLUgHc1hc/s1600/j0431642.png" imageanchor="1" style="clear: left; display: inline !important; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-cjyXOclkrog/TQsG5-aGZ2I/AAAAAAAAAPM/TaYLUgHc1hc/s1600/j0431642.png" /></a>Ein Student will "wissen, in wie fern wir nun bei unserer Belegarbeit <b>Internetquellen benutzen dürfen</b>. Nach meinem Wissen sind <b>Internetseiten</b> (<a href="http://ec.europa.eu/trade/wider-agenda/health/access-to-medicines/index_en.htm">Beispiel</a>) <b>nicht wirklich als Quellen anzusehen</b>, oder liege ich da falsch? Die Themen sind alle sehr aktuell und daher wird es schwer sein immer Bücher zu finden."<br />
<br />
Hmm, im Jahr 1993 wäre diese Frage noch normal gewesen, aber 2013... Welche Dozenten, Lehrer, Eltern haben da wohl früher mit mahnendem Zeigefinger vor dem <b>Internet als Schmuddelkiste</b> gewarnt...?<br />
<br />
Für alles im Leben suchen wir Informationen im Web, aber nicht für eine Uni-Belegarbeit? Das wäre alltagsuntauglich. Heute reden wir ja eigentlich nur noch über <b>unterschiedliche "Kanäle" für Inhalte</b> -- ein Buch ist ein Kanal, das Internet auch, am Inhalt ändert es nichts.<br />
<br />
Der springende Punkt ist doch nicht, dass eine Quelle digital und online verfügbar ist; sondern was sie für einen <b>Charakter und Zweck</b> hat. Es gilt, die Qualität zu beurteilen. Und dann geht es um die <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/06/studentische-hausarbeiten-als-quelle.html" target="_blank">klassische Fragen nach <b>"Zitierfähigkeit"</b> (formale Qualität) und <b>"Zitierwürdigkeit"</b> (inhaltliche Qualität)</a>, die "im Internet" noch schwieriger zu beantworten sind als in der Bibliothek.<br />
<br />
<a href="http://4.bp.blogspot.com/-m2dwuOM2kkA/T-30CxCL_kI/AAAAAAAAAfM/TCH7R4vsn8g/s1600/Quellenchecker.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" height="146" src="http://4.bp.blogspot.com/-m2dwuOM2kkA/T-30CxCL_kI/AAAAAAAAAfM/TCH7R4vsn8g/s320/Quellenchecker.jpg" width="320" /></a><br />
<b>Pauschal ist "ein Buch" nie besser als "eine Internetquelle". </b>Erstens gibt es ja auch Bücher, von denen man besser die Finger lässt: Dass es in einer Verlagsdruckerei hergestellt wurde und im Regal Ihrer Bibliothek Staub fängt, ist noch keine Qualitätsgarantie.<br />
<br />
Zweitens gibt es auch ganze Bücher "im Internet", z.T. auch als mit der Druckversion identische Exemplare (wenn Sie in der SpringerLink-Datenbank ein Kapitel eines im Springer-Verlag erschienen wissenschaftlichen Werkes abrufen). Das gilt auch für viele andere Dinge, die es früher nur gedruckt gab -- etwa staatliche Dokumente und Publikationen wie die auf der von Ihnen genannten URL der Europäischen Kommission. Sie könnten auch nach Brüssel fahren und bei der KOM um eine Auskunft bitten; wahrscheinlich druckt man Ihnen dann aber auch nur das aus, was online zu lesen steht.<br />
<br />
Vielleicht meinen Sie mit "Buch" nicht das Buch als Druckwerk per se, sondern <b>"wissenschaftliches Buch"</b>. Also im Sinne von "Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchung" und "akademisches Werk".<br />
<br />
Klar, ein profundes Fachbuch eines renommierten Wissenschaftlers sieht in der Literaturliste einer studentischen Hausarbeit im Normalfall besser aus als irgendein Blogpost irgendeines Hobbyautors.<br />
<br />
Aber die Frage ist doch, wonach man sucht.<br />
<ul>
<li>Dabei geht es zum einen nicht nur um bevorzugte Formate oder Bequemlichkeit, sondern oft schlicht um <b>Verfügbarkeit</b>. </li>
<li>Zum anderen geht es um den <b>Untersuchungsgegenstand</b>. </li>
<li>Aus diesen Umständen ergibt sich der Zugang zu Quellen unterschiedlicher Art -- die ich natürlich alle kritisch zu prüfen habe.</li>
</ul>
<h2>
<span style="color: #cc0000; font-size: large;">Aktuelle Zahlen, Daten, Fakten...</span></h2>
<b>Wer auf <i>möglichst aktuelle</i> "ZDF" aus ist, <i>muss</i> "im Internet" suchen. Wo denn sonst? </b>Es gibt nur noch sehr wenige Bereiche, in denen (für breite öffentliche Benutzung gedachte) Informationen ausschließlich und zuerst in gedruckter Form vorliegen.<br />
<br />
Wenn Sie Mitteilungen der Europäischen Kommission zur aktuellen Arzneimittelversorgung in der EU suchen, dann finden Sie diese online. Wenn Sie aktuelle Statistiken dazu suchen, finden Sie diese in den Fachpublikationen der Kommission, bei Eurostat o.ä. ebenfalls online. Wenn Sie Vergleichsdaten der Staaten haben möchten, finden Sie sie online bei den Stellen, die diese digital sammeln und auch den Auftrag haben, sie digital online zur Verfügung zu stellen.<br />
<br />
Das sind (im Prinzip) seriöse Quellen für Daten und Dokumente, auch wenn sie "im Internet" stehen. Zudem sind es <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/primare-sekundare-und-tertiare-quellen.html" target="_blank">"primäre Quellen"</a>, und wenn Sie genau das brauchen, sind Sie "im Internet" genau richtig.<br />
<br />
Die aktuellste verfügbare Zahl oder Aussage "im Internet" wäre mir ganz sicher lieber als eine veraltete in einem Buch; inbesondere dann, wenn das Buch nicht nur veraltet, sondern nur eine sekundäre oder tertiäre Quelle ist.<br />
<br />
Denken Sie allerdings daran, dass<b> </b><b>Internetseiten unterschiedlich gut gepflegt </b>werden. Auch auf professionell anmutenden Seiten großer Behörden, Einrichtungen und Unternehmen finden sich oftmals <b>widersprüchliche</b> oder <b>veraltete </b>Aussagen.<br />
<br />
<ul>
<li>Achten Sie stets auf das <b>Datum </b>-- was Sie <i>als erstes</i> finden, ist nicht unbedingt tatsächlich die <i>aktuellste</i> Version. Wenn es eine externe Datenquelle gibt, suchen Sie die.</li>
<li>Überprüfen Sie die <b>Plausibilität</b> (z.B. aus dem Kontext oder Vergleich mit anderen Rubriken und dokumenten).</li>
<li><b>Hyperlinks sind praktisch, aber sind auch eine Falle: </b>Sie führen oft zu Seiten oder Dokumenten, die nicht dieselbe Aktualität oder Verlässlichkeit haben wie die verlinkende Seite.</li>
<li>Bei der Neugestaltung oder dem Umzug von Internetseiten (Datenmigration) passieren oft Fehler, manche Seiten werden "vergessen".</li>
</ul>
<br />
Eine Batterie Zahlen und Fakten aus primären Quellen gibt außerdem in der Regel keine gute Antwort auf die Frage "was bedeutet das?" Eine <b>systematische Einordnung, Beurteilung und Kontext</b> werden Sie eher woanders finden. In wissenschaftlichen Studien etwa.<br />
<h2>
<span style="color: #cc0000; font-size: large;">Wissenschaft gibt's nicht nur in Büchern</span></h2>
<b>Wissenschaftliche Studien und Ergebnisse werden auch, aber längst nicht nur, in Büchern publiziert.</b><br />
<br />
Für Studenten sind Bücher der erste übliche Zugang zur Wissenschaft. Wissenschaft begegnet ihnen ja zuerst als respektheischendes Lehrbuch. Ja, Bücherlesen ist wichtig. Bücher bilden auch den Stand der Wissenschaft ab. <b>Aber: Studenten überschätzen Bücher.</b><br />
<br />
Wissenschaftler bedienen viele Kanäle, nicht nur Bücher. <b>Die Recherche nach wissenschaftlicher Literatur beginnt beim Buch, hört da aber nicht auf. </b>Denn:<br />
<ul>
<li>Bücher sind als Informationsvehikel sehr langsam.</li>
<li>Die meisten Wissenschaftler schreiben in ihrem Leben nur ein "richtiges" Buch, vielleicht zwei. (Gemeint sind Monographien.)</li>
<li>Viele Bücher sind Herausgeber-/Sammelwerke mit vielen Autoren, deren Einzelbeiträge sehr unterschiedliche Qualität haben. Oftmals sind sie nicht mal auf dem neuesten Stand, sondern wurden aus früheren Texten und Vorträgen des Autors "recycelt".</li>
<li>Bücher haben für viele Forscher keine Priorität. Für viele Fächer gilt sogar: Bücher sind die Ausnahme, nicht die Regel für wissenschaftliche Publikationen. </li>
</ul>
<b>Stattdessen</b> publizieren Forscher hochspezialisierte Artikel in (Fach-) Zeitschriften, in Diskussionspapieren, in Konferenzbeiträgen, in Infodiensten von Instituten, in Blogs u.a. Das alles findet sich "im Internet", manchmal frei zugänglich, manchmal zugangsbeschränkt (aber verfügbar z.B. über die Zeitschriftendatenbanken der Bibliothek).<br />
<br />
Für manche Wissenschaftler ist <b>schnelle Öffentlichkeit</b> wichtiger als für andere. Das sind vor allem die, die in der <b>Politik- und Wirtschaftsberatung</b> tätig sind (v.a. bestimmte Forschungsinstitute, Stiftungen und sogenannte Denkfabriken, siehe dazu z.B. das Branchenverzeichnis "ThinkTankDirectory", TT für <a href="http://thinktankdirectory.org/">Deutschland</a> und für <a href="http://thinktankdirectory.org/europe/index.html">Europa</a>). Dort wird im Wochentakt publiziert, es gibt viele <b>frei zugängliche Schriftenreihen, Papers, Infodienste und Kurzstudien</b>.<br />
<br />
Für eine Seminar-Hausarbeit heißt das: <b>Wenn Sie zeigen wollen, dass Sie richtig gut nach wissenschaftlicher Literatur gesucht haben, dann präsentieren Sie die ganze Bandbreite.</b> <br />
<h2>
<span style="color: #cc0000; font-size: large;">In der Presse recherchieren -- wachsam und kritisch</span></h2>
<b>Es gibt nicht zu allem und jedem bereits eine wissenschaftliche Untersuchung, schon gar nicht bei ganz neuen Themen</b>, die sich schnell entwickeln.<br />
<br />
Dennoch äußern sich Wissenschaftler dazu, ebenso wie andere Experten. In der <b>Presse</b> natürlich, deren Artikel Sie "im Internet" finden. Oder bei <b>Veranstaltungen</b> (z.B. Podiumsdiskussionen und Tagungen), die "im Internet" dokumentiert werden (oft in Newsletter- oder Blog-Form).<br />
<br />
Allerdings: Wenn ein (hoffentlich fachkundiger) Professor etwas mit drei Sätzen in der Zeitung kommentiert, hat das natürlich nicht dieselbe Qualität wie eine eigenständig veröffentlichte Studie.<br />
<br />
Ja: Es gefällt Professoren grundsätzlich nicht, wenn Studenten zu faul oder unfähig sind, in akademischen Quellen zu recherchieren. Das sollten Sie also immer tun. <b>Eine Literaturliste, die nur aus ergoogelten Presseartikeln besteht, überzeugt nicht.</b><br />
<br />
<b>Aber mit rein akademischer Literaturrecherche kommen Sie bei aktuellen Themen ins kurze Gras. </b>Dann kann es sein, dass Sie sich stark auf eine <b>Presse-Recherche</b> verlassen müssen. Das heißt, "im Internet" frei zugängliche Artikel oder über Presse-Datenbanken (NexisLexis, WISO, GBI-Genios).<br />
<br />
Das ist ja auch <b>fachlich sinnvoll</b>: <b>Wirtschaftswissenschaftler</b> sollen aktuelle Entscheidungen von Unternehmen und Entwicklungen auf Märkten und in Volkswirtschaften recherchieren, <b>Politik- und Sozialwissenschaftler</b> müssen Informationen aus der aktuellen Politik und Gesellschaft verarbeiten, usw. Praktisch heißt das doch, dass diese Informationen vorrangig "im Internet" zu finden sind, und dort nach wie vor häufig und einfach zugänglich in der<b> journalistischen Berichterstattung</b>.<br />
<br />
Aber am Zwang, die Qualität beurteilen zu müssen, kommen Sie nicht vorbei. Denn:<br />
<ul>
<li><b>Presseartikel beruhen oft nicht auf eigenen Recherchen der Journalisten, sondern auf PR-</b>Quellen und Informationen aus zweiter und dritter Hand. </li>
<li>Journalisten schreiben oft voneinander ab. Unter Zeitdruck googeln sie auch nur und kopieren, was sie "im Internet" finden.</li>
<li><b>Sie verzichten oft auf kritische Faktenkontrolle</b>, die Überprüfung von Relevanz, Vollständigkeit und Validität. Das gilt ganz besonders für Zahlen und Zitate!</li>
<li>Journalistische Arbeitsmethoden und Präsentationsformen anders sind als in der Wissenschaft. <b>Journalisten sind eher Geschichtenerzähler</b> --<b> ihnen genügt oft Plausibilität, sie brauchen keine wasserdichte Beweisführung. </b>Sie berichten etwa von ein, zwei Fällen und behaupten dann einfach "Das ist kein Einzelfall..." Dem werden zwei, drei weitere Meinungen beigemischt, und fertig ist die Story. Das Resultat mag für den Leser informativ sein, aber Studenten sollten es stets kritisch beurteilen.</li>
<li><b>Richtig gut recherchierender Qualitätsjournalismus </b>hat manchmal schon wissenschaftliche Qualität. Journalisten gehen in Archive, lesen Literatur, beschaffen gründlich und sorgfältig direkte Informationen und dokumentieren ihre Quellen penibel. Aber das ist selten.</li>
</ul>
Auf der Hand liegt außerdem: eine Sammlung von zehn knappen Meldungen, die zufällig aus beliebigen GoogleNews-Links kopiert wurden, ist sehr weit entfernt von einer systematischen Auswertung langer Hintergrundartikel aus führenden Zeitungen, Zeitschriften, Rundfunksendern oder auch reinen Onlinemedien.<br />
<br />
<b>Presseartikel können für Sie ein Sprungbrett zu "besseren" Quellen sein</b>. Zum Beispiel, wenn sich ein Journalist auf eine Entscheidung oder Handlung, ein Dokument, eine Statistik, eine Studie oder Expertenmeinung bezieht. Gehen Sie den Hinweisen nach, vervollständigen Sie die Infos. "Im Internet" können Sie oftmals die Originalquelle und weiterführende Materialien finden. Das ist eine klassische <b>Ergänzungsrecherche</b>.<br />
<h2>
<span style="color: #cc0000; font-size: large;">Tipps zum Umgang mit Internetquellen </span></h2>
Wenn Sie schließlich Ihre Quellen "im Internet" ausgewertet und verwendet haben, gibt es noch einige Besonderheiten beim Zitieren, Belegen und Auflisten zu beachten. Dazu finden sie noch Hinweise in älteren Posts:<br />
<ul>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/05/internetquellen-richtig-angeben.html" target="_blank">Internetquellen richtig angeben</a></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/rubriken-furs-quellenverzeichnis-warum.html" target="_blank">Rubriken fürs Quellenverzeichnis: Warum die Rubrik "Internetquellen" Unsinn ist - Alternativen</a></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/06/alle-internetquellen-im-anhang.html" target="_blank">Alle Internetquellen im Anhang dokumentieren?</a></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/02/quelle-wikipedia-verboten-oder-erlaubt.html" target="_blank">Quelle Wikipedia - verboten oder erlaubt?</a></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/primare-sekundare-und-tertiare-quellen.html" target="_blank">Primäre, sekundäre und tertiäre Quellen</a></li>
</ul>
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-11452278769057382572013-01-03T14:59:00.001+01:002013-01-03T15:00:39.505+01:00Gertlers Online-Schnellkurs Wissenschaftliches Arbeiten<br />
Der Kollege Martin Gertler (RFH Köln, Utrecht) hat auf der Plattform Iversity.org einen "Schnellkurs zum wissenschaftlichen Arbeiten" zum Selbststudium mit Video-Vorlesungen, FAQ, Handouts und Literatur zur Verfügung gestellt. Das Einführungsvideo ist auf YouTube zu sehen, der gesamte Kurs kostenlos nach Registrierung bei Inversity zugänglich.<br />
<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen='allowfullscreen' webkitallowfullscreen='webkitallowfullscreen' mozallowfullscreen='mozallowfullscreen' width='320' height='266' src='https://www.youtube.com/embed/ivJbvp8hO98?feature=player_embedded' frameborder='0'></iframe></div>
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-67169242028193413462012-09-28T16:24:00.001+02:002012-09-28T16:25:41.195+02:00Definitionen in Fußnote: Quellenbeleg?<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" /></a></div>
Studentenfrage: "Wenn ich einen Sachverhalt oder einen Begriff aus dem Fließtext meiner Arbeit in der Fußnote durch eine Definition erkläre - muss ich dann diese kenntlich machen (Autor etc.)? Wie und wo erfolgt diese Kennzeichnung in der Fußnote?"<br />
<br />
<b>Wenn es Ihre eigene Definition ist, dann benötigen Sie keinen Quellenbeleg; wenn Sie zitieren, brauchen Sie einen. </b>Egal, ob das Zitat im Fließtext ist oder in der Fußnote -- fremder Leute Wörter sind immer zu belegen, sonst ist es geklaut.<br />
<br />
Eine Begriffsdefinition oder -erläuterung in eine Fußnote zu stecken, ist oft eine gute Idee: Das <b>Auslagern entlastet den Haupttext</b>. Grundsätzlich gelten alle Spielregeln fürs korrekte wissenschaftliche Arbeiten aber ohne Abstriche auch fürs Kleingedruckte.<br />
<br />
Nur wenn Sie eine <b>Definition aus dem Allgemeinwissen</b> verwenden (z.B.: "eine Fußnote ist eine Anmerkung oder Erläuterung zum Fließtext, die in die Fußzeile einer Seite gestellt wird") und niemanden wörtlich zitieren, ist ein Beleg verzichtbar.<br />
<br />
Wie Sie belegen, hängt von der Vereinbarung mit Ihrem Dozenten oder der an der Fakultät "üblichen" <b>Zitierweise</b> ab: Kurzbeleg oder Fußnote, Im-Text-Kurzbeleg oder Kurzbeleg in Fußnote, oder Vollbeleg in Fußnote... oder Endnote.<br />
<br />
Der Kurzbeleg (z.B. "Czaplinski, 2012, S. 16") ist praktischer, erfordert aber immer, dass hinten im Literatur- und Quellenverzeichnis ein Vollbeleg steht, in dem alle bibliographischen Angaben enthalten sind.<br />
<br />
Wenn Sie grundsätzlich mit Fußnoten arbeiten, macht es natürlich keinen Sinn, mit einer Fußnote zu einer Fußnote zu belegen. Die Quelle wird genau dort belegt, wo die Quelle zitiert wird -- in derselben Fußnote, also nicht in einer zweiten.<br />
<br />
Beispiele:<br />
<b>Kurzbeleg in Fußnote</b><br />
<span style="font-size: x-small;">1 Der Begriff "Guttengate" bezieht sich auf die Plagiatsaffäre, die 2011 zum Rücktritt des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg führte. <span style="background-color: yellow;"><b>Czaplinski (2012)</b> </span>definiert "Guttengate" als "ein Kunstwort aus </span><span style="font-size: x-small;">den Wortteilen</span><span style="font-size: x-small;"> </span><span style="font-size: x-small;">Gutten- und -gate, das mit der Anspielung auf die amerikanische Watergate-Affäre einerseits die illegalen und betrügerischen Machenschaften von Regierungsmitgliedern betont, andererseits den auf Guttenbergs Vertuschungsversuche folgenden Skandalisierungseffekt und Medienwirbel zu ironisieren versucht" <b style="background-color: yellow;">(S. 16).</b> Czaplinski sieht das ironische Moment in der Diskrepanz zwischen der Größenordnung des Watergate-Skandals, der in den USA zu einer Staatskrise führte, und der im Vergleich für das deutsche Staatswesen </span><span style="font-size: x-small;"> minder wichtigen</span><span style="font-size: x-small;"> Schummelei bei der Doktorarbeit eines Ministers <b style="background-color: yellow;">(S. 16)</b>.</span><br />
<br />
<br />
<b>Vollbeleg in Fußnote</b><br />
<span style="font-size: x-small;">1 Der Begriff "Guttengate" bezieht sich auf die Plagiatsaffäre, die 2011 zum Rücktritt des Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg führte. <b style="background-color: yellow;">Czaplinski (2012)</b> definiert "Guttengate" als "ein </span><span style="font-size: x-small;">Kunstwort aus den Wortteilen Gutten- und -gate,</span><span style="font-size: x-small;"> das mit der Anspielung auf die amerikanische Watergate-Affäre einerseits die illegalen und betrügerischen Machenschaften von Regierungsmitgliedern betont, andererseits den auf Guttenbergs Vertuschungsversuche folgenden </span><span style="font-size: x-small;">Skandalisierungseffekt und</span><span style="font-size: x-small;"> </span><span style="font-size: x-small;">Medienwirbel zu ironisieren versucht." Czaplinski sieht das ironische Moment in der Diskrepanz zwischen der Größenordnung des Watergate-Skandals, der in den USA zu einer Staatskrise führte, und der im Vergleich für das deutsche Staatswesen minder wichtigen Schummelei bei der Doktorarbeit eines Ministers. </span><b style="background-color: yellow;"><span style="font-size: x-small;">Czaplinski, R. (2012). Fußnoten als Instrument moderner Wissenschaft im Wandel der Zeit. <i>Europäische Zeitschrift für das Fußnotenwesen</i>, 55(4), 16.</span></b><br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com6tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-61177045912505840932012-08-29T21:43:00.001+02:002012-08-29T22:10:20.120+02:00Plagiat in Übersetzung?Die Frage: "Ich hab in meiner Hausarbeit, die ich auf Englisch verfasst habe, mehrmals ein deutsches Werk zitiert. Also ich habe die Sätze ungefähr sinngetreu übersetzt und dann immer confer Buch blablabla hingeschrieben. Also übersetzt und das deutsche Original angegeben. Antwort des Dozenten: Darf man nicht, das ist ein Plagiat, Note 5 und durchgefallen. Ist das rechtens?"<br />
<br />
Gegenfrage: Was genau "darf man nicht"? Ich kann aus der Fallbeschreibung nicht genau ablesen, wo das Problem liegt. Ich versuche es dennoch mit einer Antwort.<br />
<br />
Vorweg: Da Sie die Quelle angegeben haben und sich nun offensichtlich ärgern, nehme ich an, dass Ihre Absicht weder geistiger Diebstahl noch Betrug war, sei es aus Faulheit oder krimineller Veranlagung. Entscheidend bei einer Plagiatsbeurteilung ist allerdings nicht die Motivlage, sondern das handwerkliche Ergebnis. Trotzdem sollten Ihrem Dozenten zeigen, dass Sie problembewusst und lernwillig sind; fragen, wie es richtig gewesen wäre; und darüber sprechen, ob die Bewertung "fünf, durchgefallen" angemessen ist. Denn wie ein Plagiat "geahndet" wird -- einfache Belehrung, Notenabzug oder Durchfallen --, da hat der Dozent erheblichen Spielraum.<br />
<br />
Dozenten sind in erster Linie Lehrer, nicht Polizei und Strafrichter. Eine Hausarbeit mit Fehlern ist nicht nur eine verkorkste Prüfungsleistung, sondern bei der Besprechung auch ein guter Moment, um zu lehren und zu lernen. – Wenn Sie mit der endgültigen Entscheidung indes nicht einverstanden sind, beantragen Sie beim Prüfungsausschuss eine Zweitbegutachtung.<br />
<br />
<b>Aber war es wirklich ein Plagiat?</b><br />
<br />
Was formal falsch wäre und, ganz eng ausgelegt, <i>möglicherweise</i> ein Plagiat: den deutschen Text exakt und wörtlich ins Englische übersetzen, aber ohne Anführungszeichen wiedergeben und dahinter die Quelle mit "cf." angeben. Warum wäre das <i>möglicherweise</i> ein Plagiat? Weil Sie de facto den identischen Wortlaut haben, aber vorspiegeln, es sei ihre eigene Formulierung, und dann soll der Leser noch mit einem anderen Werk vergleichen.<br />
<br />
Verwirrt? Der Reihe nach:<br />
<br />
1. Wenn Sie ohne Anführungszeichen zitieren, also in Ihren eigenen (hier englischen) Worten und dabei sinngemäß zusammenfassen, ist das grundsätzlich eine Paraphrase. Das ist völlig OK (davon abgesehen, dass man auch falsch paraphrasieren oder falsch übersetzen kann, aber das ist eine andere Baustelle). Paraphrasieren ist gerade bei einem fremdsprachigen Werk sinnvoll. Solange die Originalquelle korrekt angegeben ist und Sie nicht zu dicht am exakten Ursprungswortlaut sind, ist das sicher kein Plagiat im Sinne von Gedankenklau und Täuschung.<br />
<br />
Wenn Sie aber ganz dicht am Original bleiben, hört es auf, eine Paraphrase zu sein. Das sind dann nicht mehr Ihre Worte, sondern die Worte des Originals. Was eigentlich ein direktes, wörtliches Zitat sein sollte, wird ein indirektes. Identische Wortfolgen gehören nun einmal in Anführungszeichen.<br />
<br />
Das ist allerdings eine Grauzone.<br />
<br />
Erstens: Wenn ein Originalsatz zehn Wörter hat und ich verwende ohne Anführungszeichen drei davon (insbesondere ein originelles Wort, Fachbegriffe, Fakten oder Zahlen), habe ich die Grenze schon überschritten? Sind drei OK, aber fünf oder sieben nicht mehr? Das grenzt an Haarspalterei. Oftmals kann man nicht paraphrasieren, ohne Originalwörter zu verwenden. Aber man sollte sich bemühen, nicht nur ein oder zwei Wörter eines Originalsatzes auszutauschen, sondern eine echte Paraphrase zu bauen -- oder/und die Originalquelle dann noch einmal explizit benennen, damit klar ist, dass Sie paraphrasieren: "According to Müller-Lüdenscheidt (2009), the world is flat..."<br />
<br />
Zweitens: Genau genommen können Sie in einer englischsprachigen Arbeit ein deutsches Werk nicht wörtlich direkt zitieren, es sei denn, Sie nehmen den deutschen Text. So ist eigentlich jede Übersetzung eine Verfremdung und eben nicht der O-Ton. Wenn Sie dennoch übersetzt wörtlich zitieren, das heißt mit Anführungszeichen, müssen Sie angeben, dass es sich um eine eigene Übersetzung handelt ("eigene Übersetzung" bzw. "author's translation"). <br />
<br />
2. Manchmal schleichen sich trotz Quellennachweis beim Paraphrasieren und Übersetzen Ungenauigkeiten ein. Manchmal trennen Autoren nicht ganz scharf, wo der eigene Gedanke aufhört und der fremde beginnt. Wenn ein Quellenbeleg also nicht exakt und sauber zugeordnet werden kann, wenn unklar ist, worauf sich die Quellenangabe bezieht (nur ein Satzteil, ein Satz, mehrere Sätze, ein Absatz?), kann das formal als Plagiat ausgelegt werden. In diese Falle kann man leicht tappen, wenn der Dozent das sehr streng sieht.<br />
<br />
Diese Abgrenzung ist bei Studenten häufig ein Problem. Ich lese einen Absatz, am Ende steht eine Quelle, aber ich weiß nicht, ob die Autorin den ganzen Absatz oder nur einen Teil davon aus der Quelle gezogen hat. Viele Studenten sind dabei nicht sensibel genug, ihnen fehlt die schriftstellerische Erfahrung, und sie wissen auch nicht genau, wie man es denn nun wirklich richtig formuliert. (Auch viele Wissenschaftler sind dabei nicht besonders genau; in meinen eigenen Texten ist es mir -- leider zu spät -- bisweilen ebenso aufgefallen.) Insofern wäge ich ab, wie relevant das Vergehen/Versehen ist, und belasse es im Regelfall bei einer Belehrung. Außerdem weise ich auf Abhilfen hin: Schreiben Sie zwischendurch "Müller-Lüdenscheidt schreibt, dass... Er führt weiter aus, dass... Laut Müller-Lüdenscheidt...". Das ist für den Lesefluss nicht wirklich schön, aber genauer.<br />
<br />
3. "confer Buch blablabla": Confer (cf.) ist die englisch-lateinische Variante des deutschen "Vgl.". Ob und wie man ein "Vgl." einsetzen darf und soll, ist eine alte Streitfrage beim Zitieren. "Vgl." ist aus meiner Sicht oftmals nicht angebracht. In Ihrem Fall wollten Sie ja den Leser nicht zum Vergleichen auffordern, sondern bestenfalls sagen: "siehe" -- also schlicht die Quelle angeben. Genau genommen ist das also eine falsche Verwendung. <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/07/vgl-eine-seltsame-zitiermarotte.html" target="_blank">Vgl. dazu den Blogeintrag vom 28.7.2011: "'Vgl.' - eine seltsame Zitiermarotte</a>". <br />
<br />
Andererseits findet sich das "Vgl." vielfach in wissenschaftlichen Werken und teilweise sogar in Ratgebern zum wissenschaftlichen Arbeiten, da kann man Studenten nicht wirklich einen Vorwurf machen, wenn sie den Vorbildern folgen (es sei denn, man hat sie vorher explizit belehrt, was ein "Vgl." sein darf und was nicht).<br />
<br />
Seit Guttenberg und diversen anderen prominenten Plagiatoren wissen wir - dank Vroniplag & Co. -, dass diese oftmals ihre Plagiate hinter geschickt eingestreuten "Vgls." versteckt haben. Daher schauen Dozenten inzwischen sehr kritisch darauf. Jedes "cf."/"Vgl." aber gleich pauschal zum Plagiatsfall zu erklären, ergibt keinen Sinn. Das ist dann doch eher ein Formatierungsfehler, eine Nichteinhaltung einer gewünschten Konvention. Nehmen wir an, Sie würden das "cf." streichen, wäre es für Ihren Dozenten dann immer noch ein Plagiat?Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-34326831663204189102012-07-07T20:21:00.001+02:002012-07-07T20:23:30.081+02:00Selbstständige und unselbstständige Quellen im Literaturverzeichnis<br />
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-hTMCJGVdcX8/TQsDgLyiR4I/AAAAAAAAAOA/PdxehNdq5Pk/s1600/j0432655.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="200" src="http://2.bp.blogspot.com/-hTMCJGVdcX8/TQsDgLyiR4I/AAAAAAAAAOA/PdxehNdq5Pk/s200/j0432655.png" width="200" /></a></div>
<div class="MsoPlainText">
"Sie haben angemerkt, dass selbstständige Quellen im
Quellenverzeichnis der Belegarbeit in kursiver Schrift stehen. Was kann ich
unter selbstständigen Quellen verstehen", fragt eine Studentin. </div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Ob sie <i>kursiv</i> gesetzt werden müssen, hängt vom <b>Zitationsstil </b>ab (bei manchen ja, bei anderen nein). Der Sinn der Sache ist es, die <b>Hierarchie</b> der Quellen klarer sichtbar zu machen. Anders als bei der <i>inhaltlichen </i>Quellenhierarchie (primär, sekundär, tertiär) geht es hier um eine rein <i>formale</i> Unterscheidung.</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Manchmal verlangen Dozenten sogar, das Literatur- oder Quellenverzeichnis nach selbstständigen und unselbstständigen Quellen zu gliedern. </div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Also, was ist eine <b>selbstständige Quelle</b>? Eine, die selbstständig erschienen ist. Zum Beispiel ein Buch. Wenn Sie den Titel wissen, können Sie es im Handel oder einer Bibliothek ordern. Auch eine Zeitung oder Zeitschrift erscheint selbstständig. Solche Quellen haben Ordnungsmerkmale wie z.B. internationale standardisierte Nummern: Ein Buch hat immer eine ISBN (International Standard Book Number), ein Presseerzeugnis/Periodikum eine ISSN (International Standard Serial Number). Auch elektronische Periodika haben oft eine ISSN. </div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
Anders ist es bei einem Aufsatz, der in einem Buch, einer Zeitung oder einer Zeitschrift erschienen ist. Wenn Sie den Aufsatz-Titel XYZ wissen, können Sie dem Bibliothekar<i> nicht </i>einfach sagen: "Guten Tag, ich möchte bitte einmal XYZ ausleihen." Sie können auch nicht XYZ bei Amazon bestellen. Für einen einzelnen Artikel gibt es auch keine ISBN/ISSN (allerdings: bei elektronischen Publikationen werden auch einzelne Artikel mit einer DOI-Nummer versehen, dem Digital Object Identifier).<br />
<br />
Sie können das Buch oder die Ausgabe der Zeitschrift bestellen, in dem der Aufsatz erschienen ist, aber nicht direkt den Aufsatz. <b>Unselbständige Quellen sind also Teil einer anderen Quelle</b>. Sie sind unselbstständig, weil sie ohne das größere Werk (als Trägermedium sozusagen) nicht existieren würden. <b>Ein Buchkapitel kann ohne Buch nicht erscheinen, ein Zeitschriftenaufsatz nicht ohne die Zeitschrift.</b><br />
<br />
Bei <b>Online-Quellen</b> trägt die Logik auch. In der Regel gibt es eine <i>Website</i> (=Publikationsort im Web, also Trägermedium), die aus mehreren <i>Seiten</i> ("Webseite", nicht identisch mit engl. Website) besteht. Auf einer Seite kann auch z.B. eine doc- oder pdf-Datei stehen. Die einzelne Seite ist eine unselbstständige Quelle, die ohne die Website nicht erschienen wäre.<br />
<br />
<h2>
<span style="color: #cc0000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif;">Unselbstständig? Dann zwei Quellen angeben, nicht nur eine</span> </h2>
</div>
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div class="MsoPlainText">
<i>Praktisch</i> heißt das: <b>Wenn Sie eine unselbstständige Quelle im Literatur- oder Quellenverzeichnis belegen, müssen Sie <i>zwei Quellen angeben</i>.</b> Nämlich Autor und Titel der unselbstständigen Quelle UND Herausgeber (eines Sammelbandes mit mehreren Aufsätzen) und Titel bzw. bei einer Zeitschrift nur der Titel derselben (ohne Hrsg. oder Verlag) und sonstige Angaben zur selbstständigen Quelle, mit denen Sie präzisieren, wo genau die unselbstständige Quelle zu finden ist.</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="MsoPlainText">
<b>Beispiel in unterschiedlichen Zitationsstilen zum Vergleich:<br /><span style="font-size: x-small;">APA-Zitationsstil:</span></b></div>
<span style="font-size: x-small;">Kersting, N. (2004). Briefwahl im internationalen Vergleich. <i>Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft</i>, 33(3), S. 341-358.</span><br />
<span style="font-size: x-small;"><b>Chicago-Zitationsstil:</b></span><br />
<span style="font-size: x-small;">Kersting, Norbert. „Briefwahl im internationalen Vergleich.“ <i>Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft</i>, 2004: 341-358.</span><br />
<span style="font-size: x-small;"><b>MLA- und Turabian-Zitationsstil:</b></span><br />
<span style="font-size: x-small;">Kersting, Norbert. „Briefwahl im internationalen Vergleich.“ <i>Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft</i> 2004: 341-358.</span><br />
<span style="font-size: x-small;"><b>ISO690-Zitationsstil:</b></span><br />
<span style="font-size: x-small;">Kersting, Norbert. 2004. Briefwahl im internationalen Vergleich. <i>Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft</i>. 2004, Bd. 33, 3, S. 341-358.</span></blockquote>
<br />
<div class="MsoPlainText">
</div>
<div class="MsoPlainText">
Kersting ist hier der Autor der unselbstständigen Quelle. Es ist ein Aufsatz in einer Zeitschrift. Dessen Titel steht hier nicht kursiv. Die selbstständige Quelle ist die ÖZP. Ihr Name ist kursiv gesetzt. Vorteil: In einem Quellenverzeichnis kann ich so besonders schnell sehen, welche Zeitschriften verwendet wurden.<br />
<br />
"33(3)" heißt bei APA 33. Jahrgang (bzw. Band 33), Heft 3. Merke: Bei manchen Zitationsstilen werden Jahrgang und Heft angegeben, bei manchen nicht. Die Seitenzahlen kommen hinterher. Der ganze letzte Teil ist nur dazu da, dass der Nutzer die unselbstständige Quelle schnell finden kann. Wenn ich nur diese Information hätte:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="MsoPlainText">
Kersting, N. (2004). Briefwahl im internationalen Vergleich.</div>
</blockquote>
<div class="MsoPlainText">
...dann müsste ich ziemlich lange suchen, vielleicht fände ich das "Trägermedium" gar nicht.Wenn ich nur diese Information hätte:</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div class="MsoPlainText">
Kersting, N. (2004). Briefwahl im internationalen Vergleich. <i>Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft.</i></div>
</blockquote>
<div class="MsoPlainText">
...dann könnte ich immerhin im Jahresregister der ÖZP nachsehen, in welcher der jährlich vier Ausgaben der Aufsatz erschienen ist. Das geht heute fix online, früher musste man richtig lange in dicken Registerbänden blättern oder Fachbibliographien wälzen.<br />
<br />
Manche Zitationsstile verzichten auf die Jahrgangs- und Heftangabe, wenn (a) das Jahresdatum und (b) die Seitenangaben vorhanden sind -- den wissenschaftliche Zeitschriften haben die Eigenart, meist die Seiten eines ganzen Jahrgangs durchzunummerieren (die Seitenzahlen des 2. Heftes beginnen dort, wo die des 1. Heftes aufhören).<br />
</div>
<div class="MsoPlainText">
<h2>
<span style="color: #cc0000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif;">Den Computer die Quellen verwalten lassen</span></h2>
Trotz allem: Um dem Nutzer mühselige Ergänzungsrecherchen zu ersparen, gilt es,<b> alle bibliographischen Angaben präzise anzugeben</b>. Damit man keine vergisst und alles richtig formatiert wird (mit Punkten, Kommata, Klammern und auch Kursivschrift), ist es sinnvoll, ein <b>Literaturverwaltungsprogramm </b>oder die <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/zitat-und-literaturverwaltung-mit.html" target="_blank">Quellenverwaltung von Word </a>zu nutzen. Dann sortiert und listet der Computer alles so, wie es der gewählte Zitationsstil vorgibt. (Vorausgesetzt, die Eingaben sind richtig.)</div>
<div class="MsoPlainText">
<br /></div>
<div class="MsoPlainText">
<b>Mehr zu verwandten Themen</b> in den <br />
Rubriken <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/search/label/Quellen" target="_blank">"Quellen"</a>, <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/search/label/Literaturverwaltung" target="_blank">"Literaturverwaltung"</a> und <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/search/label/Zitieren" target="_blank">"Zitieren"</a><br />
<br />
<b>Blogposts</b></div>
<ul>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/01/literatur-und-quellenverzeichnis.html" target="_blank">"Literatur- und Quellenverzeichnis" (11.1.11)</a></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/rubriken-furs-quellenverzeichnis-warum.html" target="_blank">"Rubriken fürs Quellenverzeichnis" (24.6.12)</a></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/zitat-und-literaturverwaltung-mit.html" target="_blank">"Zitat- und Literaturverwaltung mit Word" (17.12.10)</a></li>
</ul>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-69256928400516995262012-07-02T17:24:00.005+02:002012-07-02T17:25:55.550+02:00Aus Abschlussarbeiten zitieren<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://4.bp.blogspot.com/-pAPhFaBLdPE/TQsIwfHtPBI/AAAAAAAAAPg/O4xLb7Ovs84/s1600/00433862.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://4.bp.blogspot.com/-pAPhFaBLdPE/TQsIwfHtPBI/AAAAAAAAAPg/O4xLb7Ovs84/s1600/00433862.png" /></a></div>
"Darf man aus anderen Bachelor- bzw. Abschlussarbeiten zitieren?", fragt eine Studentin. <b>Ja, man darf -- im Prinzip und mit Einschränkungen.</b> Lesen Sie dazu den Beitrag <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/06/studentische-hausarbeiten-als-quelle.html" target="_blank">"Studentische Hausarbeiten als Quelle? Zitierfähig, aber nicht zitierwürdig"</a> (7.6.2011). Dieselben Hinweise und Warnungen gelten auch für Abschlussarbeiten.<br />
<br />
<b>Wieder einmal dreht sich alles um das Begriffspaar "zitierfähig und zitierwürdig".</b>Alle Abschlussarbeiten sind - anders als Seminararbeiten - dauerhaft öffentlich in einer Bibliothek verfügbar (es sei denn, es gilt ein Sperrvermerk). Zusätzlich stellen viele Absolventen ihre Arbeiten bei Online-Anbietern (z.B. GRIN-Verlag, Hausarbeiten.de u.v.a.) gegen Entgelt ein, oder sie publizieren sie sogar in einem Verlag (meist nur Diplom- und Masterarbeiten). Auch damit sind sie dauerhaft öffentlich verfügbar. <b>Rein formal sind Abschlussarbeiten zitierfähig.</b><br />
<br />
Die Zitierwürdigkeit ist damit noch nicht gegeben. Entscheidend ist die inhaltliche Qualität, und die ist sehr kritisch zu überprüfen, wie im o.g. <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/06/studentische-hausarbeiten-als-quelle.html" target="_blank">Blogpost</a> ausgeführt.<br />
<br />
<span style="color: #990000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif; font-size: large;">Wie "gut" sind Abschlussarbeiten?</span> <br />
<br />
<b>Es gibt wissenschaftlich sehr gute, weniger gute und ziemlich miserable Abschlussarbeiten.</b> Nur weil jemand einen Abschluss geschafft hat und deshalb seine Abschlussarbeit in einer Bibliothek steht, sagt über die Qualität wenig aus: höchstens, dass sie in jedem Fall die <b>Mindeststandards erfüllt</b>.<br />
<br />
Zwar haben Professoren (besonders bei Bachelor-Arbeiten allerdings häufig auch Nicht-Professoren!) die Arbeit betreut und begutachtet. Das ist aber nicht dasselbe wie wissenschaftlicher <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/search/label/Peer%20Review" target="_blank">Peer Review bei einer Fachzeitschrift</a> oder wenigstens das Lektorat bei einem wissenschaftlichen Verlag, der auf seine Reputation achtet. <br />
<br />
Ob jemand exzellent oder gerade mit Ach und Krach seine Prüfung bestanden hat, ob Teile davon gut oder schlecht von den Gutachtern der Arbeit bewertet wurden, was deren Maßstäbe waren oder ob die Gutachter die Thesis überhaupt genau angeschaut haben -- das wissen Sie alles nicht.<br />
<br />
Jedenfallls: Sie sollten <b>die <i>ganze</i> Arbeit kennen</b>. Flugs zu googeln und
dann einen dreiseitigen Auszug bei GRIN auszuwerten -- das ist schlecht, weil Sie sich dann kein Gesamturteil bilden können. Zum Beispiel mag eine Passage sehr gut klingen, aber wenn Sie die Einleitung und den Schlussteil lesen, die Gliederung oder das Quellenverzeichnis ansehen würden, könnten diese Ihnen wichtige Hinweise geben, ob der Autor solide gearbeitet oder geschlampt hat.<br />
<br />
Lassen Sie sich per <b>Fernleihe</b> die Arbeit aus der jeweiligen
Hochschulbibliothek kommen, wenn die Thesis nicht in Ihrer eigenen
Bibliothek eingestellt ist. <br />
<br />
<span style="color: #990000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif; font-size: large;">Bachelor-Arbeiten: Abschlussarbeiten zweiter Klasse</span> <br />
<br />
<b>Besonders vorsichtig wäre ich mit Bachelor-Arbeiten</b>. Ohne irgendjemandem auf die Füße treten zu wollen: Bachelor-Arbeiten sind Abschlussarbeiten zweiter Klasse.<br />
<br />
Lesen Sie dazu den Beitrag <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/bachelor-und-masterarbeit-der.html" target="_blank">"Bachelor- und Masterarbeiten: der kleine, große Unterschied"</a> (28.12.2010). Eine Bachelor's Thesis erreicht nicht nur nicht den Umfang, sondern auch selten die Qualität einer Master-Arbeit. Selbstständige Forschung ist selten enthalten. Außerdem <b>basieren Bachelor-Arbeiten vorwiegend auf Sekundärquellen, manchmal sogar stark auf Tertiärquellen</b> wie Lehrbüchern und Lexika (dazu: <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/primare-sekundare-und-tertiare-quellen.html" target="_blank">"Primäre, sekundäre und tertiäre Quellen"</a>, 29.6.2012). Letzteres sollte nicht so sein, ist aber durchaus häufig.<br />
<br />
Ob ein Bachelor-Abschluss wirklich ein wissenschaftlicher Abschluss ist, darüber wird unter Professoren seit jeher gestritten. Daraus ergibt sich die <b>Frage, ob eine Bachelor-Arbeit wirklich eine wissenschaftliche Arbeit ist</b> (oder nur so aussieht). Vom Umfang her ist sie einer Seminararbeit vergleichbar; viele der Papers, die meine Master-Studenten in einem Seminar schreiben, sind deutlich umfangreicher als die meisten Bachelor-Arbeiten. Und meistens besser.<b><br /></b><br />
<br />
Wenn Sie also Abschlussarbeiten heranziehen, dann <b>möglichst Arbeiten auf höherem Niveau, also Master/Diplom</b> (usw.).<br />
<br />
<br />
<span style="color: #990000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif; font-size: large;">Gründe, weshalb Sie Abschlussarbeiten zitieren wollen könnten</span> <br />
<br />
<b>Warum genau wollen Sie die Abschlussarbeit zitieren?</b> Wirklich deshalb, weil... <br />
<ul>
<li>die Arbeit besonders originelle Einsichten gewährt, die es anderswo noch nicht gab? </li>
<li>sie sehr spezifisch Ihr Thema/Ihre Fragestellung trifft, das oder die so noch nicht aufgearbeitet wurde?</li>
<li>sie brandaktuelle Ergebnisse eines eigenen Forschungsprojekts präsentiert?</li>
</ul>
Wenn das so ist, haben Sie <b>einen guten Grund</b>. Auch ich als Professor habe bereits Abschlussarbeiten zitiert, weil sie wirklich einen guten Beitrag in der "wissenschaftlichen Community" geleistet haben -- durch exzellente Fallstudien, eigene Erhebungen, durchdachte Argumentation und Konzepte. Und weil es wirklich nichts Besseres gab.<br />
<br />
<b>Aber mal ehrlich</b>: Vielfach...<br />
<ul>
<li>bieten Studenten in ihrer Thesis nur eine Zusammenfassung der existierenden Forschung. Sie ist <b>nur eine Sekundärquelle unter anderen, und dabei sicher nicht die beste Wahl</b>, verglichen mit den Publikationen etablierter Wissenschaftler.</li>
<li>zitieren Studenten andere Studenten nur deshalb, weil die Arbeiten online oder offline komfortabel zu beschaffen sind. Mit anderen Worten: aus <b>Bequemlichkeit</b>. </li>
</ul>
<span style="color: #990000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif; font-size: large;">Abschlussarbeiten zitieren – weil's bequem ist?</span><br />
<b></b><br />
<b>Fakt: Es ist viel einfacher, eine "passende" Abschlussarbeit zu finden als eine "passende" Studie eines Wissenschaftlers.</b> Forscher publizieren Bücher (Monographien) -- aber selten. Sie publizieren weit mehr Aufsätze in Fachzeitschriften oder Buchkapitel; beides finden Sie viel schlechter durch Googeln, Sie müssen in mehreren Literatur-Datenbanken recherchieren oder Fachzeitschriften-Inhalte durchblättern oder sich die Inhaltsverzeichnisse von Büchern ansehen.<br />
<br />
Wenn Sie sich auskennen im "Fachdiskurs" und die wichtigen Zeitschriften kennen, wenn Sie wissen, in welchen wissenschaftlichen Fachgesellschaften wer mit wem über was bei welchen Kongressen und Tagungen diskutiert, ist das einfach. Viele Studenten kennen sich aber nicht so aus. Selbst wenn sie <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/vascoda-und-vifas-schneller-zugriff-auf.html" target="_blank">Virtuelle Fachbibliotheken</a> oder <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/akademische-suchmaschinen-portale.html" target="_blank">Akademische Suchmaschinen</a> nutzen, fällt die Orientierung oft schwer. <b> </b><br />
<br />
<b>Die am besten geeigneten, spezialisierten, aktuellen Forschungsbeiträge zu finden, ist für Nichtexperten mühsam</b>. Da ist der Griff zu Abschlussarbeiten, bei denen andere Studenten sich schon die Mühe gemacht haben, komfortabler. Die interessante Frage ist: Wieviel Mühe haben sie sich tatsächlich gemacht? Oder haben sie auch nur den bequemeren Weg gewählt? <br />
<br />
Notabene: Es gibt viel mehr Studenten als Wissenschaftler, und Projekte von
Studenten sind viel kürzer als Projekte von Wissenschaftlern. <b>Der Output
der Studenten ist größer</b>. Insofern ist es bei oberflächlicher Recherche
wahrscheinlicher, dass Sie auf eine aktuelle Abschlussarbeit stoßen als
auf eine aktuelle Studie eines Berufsgelehrten.<br />
<br />
<span style="color: #990000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif; font-size: large;">Die Sache mit der Aktualität</span> <br />
Überhaupt, das Aktuelle. Ich höre oft das Argument der <b>Aktualität</b>: Die Abschlussarbeit sei doch die aktuellste wissenschaftliche Veröffentlichung zu Thema X. Naja:<br />
<ul>
<li>Erstens ist der Begriff "wissenschaftliche Veröffentlichung" oder überhaupt "Veröffentlichung" sehr dehnbar. </li>
<li>Zweitens basieren Abschlussarbeiten, wie oben gesagt, häufig auf Sekundärquellen; und wie aktuell diese wiederum sind, ist offen. Eine 2012 eingereichte Arbeit mag wesentlich auf Sekundärquellen der Jahre 1995 bis 2005 beruhen. Wie aktuell ist das denn?</li>
</ul>
<br />
Also: <b>Aktuell nach welchem Maßstab? </b>Wenn Sie die aktuellste wissenschaftliche Forschung haben wollen, dann suchen Sie in wissenschaftlichen Fachzeitschriften, außerdem nach "working papers" und Einzelstudien, die von Lehrstühlen oder Instituten herausgegeben werden.<br />
<br />
Suchen Sie nach Vortragsskripten und Präsentationen namhafter Wissenschaftler, von denen Sie bereits wissen, dass diese Experten für Ihr Thema sind. Gehen Sie auf die Homepages dieser Wissenschaftler und durchforsten Sie deren Publikationslisten und Neuigkeiten-Rubrik. Diese dürften relativ aktuell und gut gepflegt sein.<br />
<br />
Suchen Sie nach aktuellen Tagungen, auf denen Forschungsergebnisse präsentiert werden. Diese werden meist von den wissenschaftlichen Fachgesellschaften veranstaltet, in denen die Forscher Mitglied sind. Fragen Sie Ihren Betreuer danach, wenn Sie sie nicht finden.<br />
<br />
<span style="color: #990000; font-family: Arial,Helvetica,sans-serif; font-size: large;">Fazit: Vorsichtig und selektiv vorgehen</span> <br />
Alles in allem: Vorsicht mit Abschlussarbeiten. Im Zweifelsfall sind die Studenten, die sie geschrieben haben, nicht besser oder schlauer oder sorgfältiger als Sie. Die beste Art, mit Abschlussarbeiten umzugehen, ist:<br />
<br />
Prüfen Sie die Qualität der ganzen Arbeit, insbesondere die Quellengrundlage. <b>Bilden Sie sich ein Urteil, bevor sie auf den Stapel der bevorzugten Quellen kommt.</b><br />
<br />
<b>Nutzen Sie vor allem das Quellenverzeichnis</b> der Arbeit, um leichter zu erfassen, was für ein Thema wichtig ist, welche Autoren, Fachzeitschriften oder auch Internetportale guten Zugang zu spezialisierter Literatur bieten. Aber<b> verlassen Sie sich nicht darauf, dass der Student, der diese Quellen recherchierte, den perfekten Blick auf die Literaturlage hatte. Wahrscheinlich hatte er ihn NICHT</b>.<br />
<br />
Wenn Sie in einer Abschlussarbeit ungemein <b>passende, originelle Passage</b> finden, die Sie unbedingt zitieren wollen, prüfen Sie genau, ob diese wirklich originell ist -- oder nur eine Zusammenfassung anderer Quellen, seien es Fakten oder Zahlen (diese sind ja selten das Produkt studentischer Forschung) oder Argumente und Interpretationen (oftmals auch nur Varianten anderer Autoren). <b>Wann immer möglich, gehen Sie anhand der Quellenbelege zurück zur Ursprungsquelle! </b><br />
<br />
<br />
Denken Sie schließlich daran, dass <b>Studenten Fehler machen und manchmal pfuschen</b>. Eine großartige, treffende Passage aus einer Abschlussarbeit, die keinen Quellenbeleg hat, mag die Leistung des Autors sein. Oder auch ein <b>Plagiat</b>. Und das wollen Sie bestimmt nicht in <i>Ihrer</i> Arbeit haben.Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-78596625313859257502012-06-29T20:37:00.000+02:002012-06-29T20:38:20.612+02:00Primäre, sekundäre und tertiäre QuellenQuellen sind nicht gleich Quellen, wie hier schon oft gesagt. Sie unterscheiden zu können, gehört zur "Informationskompetenz". Sie geht von einer <b>quellenkritischen Haltung </b>aus: Der informationskompetente, quellenkritische Student ist ein <b>gewohnheitsmäßiger Quellenchecker</b>. <br />
<br />
Wie "Der Checker" aus der DMAX-Serie für Autofans schaut er den Quellen unter die Motorhaube, sucht nach Macken, Produktionsfehlern, Rost, Verschleiß und fehlenden Teilen. Und er wählt nur die Quellen aus, die seinen Ansprüchen genügen.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://4.bp.blogspot.com/-m2dwuOM2kkA/T-30CxCL_kI/AAAAAAAAAfM/TCH7R4vsn8g/s1600/Quellenchecker.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="182" src="http://4.bp.blogspot.com/-m2dwuOM2kkA/T-30CxCL_kI/AAAAAAAAAfM/TCH7R4vsn8g/s400/Quellenchecker.jpg" width="400" /></a></div>
Das ist aber nicht nur Plausibilitäts- und Qualitätskontrolle. Quellen haben unterschiedlichen Charakter, und in der wissenschaftlichen Hierarchie sind manche Quellen von vornherein mehr wert als andere.<br />
<br />
Eine wichtige Abstufung ist die zwischen <b>primären, sekundären und tertiären Quellen</b>. Für den "Checker" ist klar:<br />
<ul>
<li>Je mehr Primärquellen man hat, desto besser. </li>
<li>Sekundäre Quellen sind gut, aber wer selbst interpretieren will statt sich auf andere zu verlassen, knüpft sich die Primärquelle vor. </li>
<li>Tertiäre Quellen sind in der Hackordnung ganz unten: Sie sind ein Hilfsmittel, um einen Überblick zu bekommen. Sie geben Orientierung über wichtige primäre und sekundäre Quellen. Fortgeschrittene Studenten nutzen für ihre Seminar- und Abschlussarbeiten tertiäre Quellen nur in der Anfangsphase einer Recherche. Nur blutige Anfänger zitieren ständig tertiäre Quellen.</li>
</ul>
<br />
Viele Studenten ordnen ihre Quellenverzeichnisse nach <b>Art der Quelle</b>: Bücher, Zeitschriften, Presse, Online... (<a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/rubriken-furs-quellenverzeichnis-warum.html" target="_blank">siehe dazu diesen Blogpost</a>). Deutlich intelligenter ist es, im Quellenverzeichnis nach Primär- und Sekundärquellen (und zur Not Tertiärquellen) zu sortieren. Denn aus wissenschaftlicher Sicht ist weniger wichtig, ob eine Quelle Buchpappdeckel hat oder nicht, als ihre Wertigkeit einzuschätzen.<br />
<br />
<b>Den Unterschied zu erkennen und die Einordnung fallen Studenten erfahrungsgemäß schwer.</b> Außerdem gehen die Fachdisziplinen mit den Begriffen oft etwas unterschiedlich um; wirklich allgemeingültige Standards gibt es nicht. Und das Konzept ist etwas abstrakt, situations- und kontextabhängig. Das führt dann schnell zu Verwirrung. Versuchen wir's trotzdem:<br />
<br />
<div style="color: #990000;">
<span style="font-size: large;">Primäre Quellen</span></div>
Primäre Quellen sind <b>Originalmaterial -- sozusagen direkt vom Hersteller, "aus erster Hand" und Rohmaterial für den Wissenschaftler.</b><br />
<br />
Sie sind Information im Urzustand -- noch hat sie niemand zusammengefasst, gefiltert, gedeutet, bewertet. Ihr Inhalt basiert oft (aber nicht immer) eher auf Fakten als auf Deutungen.<br />
<br />
Einige <b>Beispiele</b> aus dem Feld der Wirtschaftswissenschaften: Eine Studentin hat eine unternehmens- oder branchenbezogene Aufgabe zu bearbeiten, und sie sucht dafür primäre Quellen aus dem Markt:Dokumente eines Unternehmens, Marktberichte eines Wirtschaftsverbands oder einer Unternehmensberatung, Branchen-, Firmen- oder Verbraucher-Statistiken, Meinungs- und Marktforschungsumfragen, Wirtschaftsberichte staatlicher Stellen und sonstige Regierungs- und Verwaltungsdokumente, Gesetze, Verordnungen oder Gerichtsurteile, Reden von und Interviews mit Managern und Marktakteuren, Teilnehmern oder Beobachtern aktueller Ereignisse (auf dem Markt und im Marktumfeld), aktuelle und vorrangig tatsachengestützte Presseberichterstattung über solche Ereignisse, Fotos, Diagramme, Karten aus diesem Umfeld. <br />
<br />
In rein wissenschaftlichem Zusammenhang sind primäre Quellen <b>Forschungsberichte eines Wissenschaftlers, der selbst empirische Daten gesammelt</b> und ausgewertet hat. Solche Daten sind quantitativ (z.B. Statistiken, Umfragen, Experimente) oder qualitativ (z.B. Interviews, Beobachtung, Dokumentenanalyse). Veröffentlicht werden die Forschungsergebnisse in einem wissenschaftlichen Aufsatz in einer Fachzeitschrift, in einem Buch oder in einem eigenständigen Bericht.<br />
<div style="color: #990000;">
<span style="font-size: large;"><br /></span></div>
<div style="color: #990000;">
<span style="font-size: large;">Sekundäre Quellen</span></div>
<b>Sekundäre Quellen enthalten Informationen ÜBER primäre Quellen. Das sind also Infos "aus zweiter Hand". </b>Sekundärquellen fassen Infos aus primären Quellen zusammen. Sie liefern eine Auswahl, eine neue Zusammenstellung. Die Primärquellen werden gedeutet, interpretiert, bewertet. <br />
<br />
Analog zum obigen Beispiel: Unsere Wiwi-Studentin sucht nach Analysen und Interpretation über eine Firma, eine Branche oder einen Markt. Nicht was eine Firma über sich selbst sagt, interessiert sie hier, sondern was andere über die Firma sagen -- Branchenexperten, Analysten, Wirtschaftsjournalisten, Wissenschaftler. Eine akademische Studie, die sich vorrangig auf Aussagen anderer stützt, ist in der Regel eine sekundäre Quelle.<br />
<br />
Die <b>Abgrenzungsprobleme</b> sind nicht einfach. Wenn Professor Schmitz Daten des Statistischen Bundesamts verwendet und damit komplizierte Berechnungen anstellt, ist sein Forschungsbericht darüber dann eine primäre Quelle? Er hat die Daten ja nicht selbst gesammelt. Aber: Er erzeugt daraus etwas Neues, ein neues Original sozusagen. Primär oder sekundär? Wahrscheinlich überwiegend sekundär... mit etwas primärer Beimischung. <br />
<br />
Wie sieht es bei Presseartikeln aus? Oben habe ich gesagt, dies sind Primärquellen -- aber eingeschränkt: wenn sie aktuell und vorrangig tatsachengestützt über Ereignisse berichten. Wenn sie eher eine allgemeine Branchen- oder Trendanalyse machen, wenn sie Hintergründe aufzeigen oder kommentieren, sind sie eher als sekundäre Quellen einzuordnen. Denn sie sind weniger faktenbasiert, sie interpretieren vor allem, und sie sind auch stärker von einem bestimmten Ereignis entfernt.<br />
<br />
Merke also: <b>Wie man die Quellen einordnet, hängt von der eigenen Sichtweise, Zweck und Aufgabe ab, von der Distanz der Quelle zu einem Ereignis und davon, wie stark deutend die Quelle ist.</b> Dieser Kontext verlangt also vom "Checker" ziemlich viel Urteilsvermögen. Ein und dieselbe Quelle kann primär oder sekundär sein.<br />
<br />
<div style="color: #990000;">
<span style="font-size: large;">Tertiäre Quellen</span></div>
Viel leichter ist es, tertiäre Quellen zu identifizieren. Sie sind vor allem als <b>Zusammenfassung von Primär- und Sekundärquellen</b> gedacht, und ihr Zweck ist in der Regel, einen Überblick über ein Themengebiet zu geben, es zu ordnen und zu indizieren.<br />
<br />
Dazu gehören <b>Nachschlagewerke</b> wie Lexika und Enzyklopädien, Wörterbücher, Glossare, Handbücher, Kompendien, Kataloge, Guides und -- wichtig! -- <b>Lehrbücher</b> für Schüler und Studenten. <br />
<br />
Ein Lehrbuch mag von einem Forscher geschrieben worden sein, es ist aber keine Forschungspublikation. In der Regel bereitet es eine breite Thematik, die bereits in zahlreichen Sekundärquellen enthalten ist, didaktisch auf, ohne originäre eigene Forschung zu präsentieren und ohne sich direkt mit Primärquellen zu befassen (bestenfalls in Form von Beispielen, die aber nicht der wissenschaftlichen Untersuchung dienen, sondern der pädagogischen Vermittlung: Primärquellen werden nur reproduziert und dann eingeordnet, ggf. werden verschiedene Meinungen aus der Sekundärliteratur dazu vorgestellt). <br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-56754991280206677242012-06-29T17:18:00.001+02:002012-06-29T17:31:54.633+02:00Qualitative Interviews -- Transkripte & Co.<h2 style="color: #990000;">
</h2>
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" /></a>In einer Abschlussarbeit selbst empirische Daten erheben und untersuchen -- das ist <b>echtes Forschen</b>
und (leider) in vielen Fächern selten der Fall. Vor allem bei
Bachelor-Arbeiten, denn eigentlich ist die Bearbeitungszeit viel zu
kurz. Eine Studentin der Verwaltungswissenschaften will es aber wagen
und hat in einem Landkreisamt gute,praktische Forschungsobjekte. Nun
grübelt sie aber über diese Fragen: <br />
<ol>
<li>Wie geht man in der Bachelorarbeit genau mit selbst angelegten <b>Onlineumfragen</b> um (Belege etc.)? <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/selbst-forschen-umfragen-interviews.html" target="_blank">> Antwort: "Selbst forschen: Umfragen, Interviews, Dokumente auswerten und belegen" (28.6.12)</a> </li>
<li>Wie geht man mit <b>Materialien</b> aus der Verwaltung um (Reden,
die von Mitarbeitern gehalten wurden etc.; Ausdrucke, die nicht mehr
wirklich zugeordnet werden können; Kopien etc.)? <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/graue-literatur-und-interne-dokumente.html" target="_blank">> Antwort: "Graue Literatur und interne Dokumente" (29.6.12)</a></li>
<li>Wenn man jemanden <b>interviewt</b>, wie macht man dann genau den Beleg?</li>
</ol>
Der Antwort sei vorausgeschickt:<br />
<ul>
<li>Es führt kein Weg daran vorbei, das mit dem Betreuer detailliert zu
besprechen. Persönliche Vorstellungen und Vorlieben, wie empirische
Daten und Methoden zu dokumentieren sind, variieren erheblich. </li>
<li>Gerade bei BA-Arbeiten sind viele Betreuer willens, pragmatisch
Ansprüche herunterzuschrauben und Kompromisse bei einigen
Dokumentationsstandards einzugehen, um die Belastung bei der extrem
kurzen Bearbeitungszeit zu senken. Siehe dazu auch den Blogbeitrag: <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/bachelor-und-masterarbeit-der.html" target="_blank">"Bachelor- und Masterarbeiten: der kleine, große Unterschied"</a> (28.12.10) </li>
<li>Lesen Sie im Detail nach, was Handbücher und Ratgeber zum
wissenschaftlichen Arbeiten und zur empirischen Sozialforschung dazu
sagen.</li>
</ul>
<h2 style="color: #990000;">
<span style="font-size: large;">Qualitative Interviews -- Transkripte</span> & Co. </h2>
Frage 3. <b>Wenn man jemanden interviewt, wie macht man dann genau den Beleg?</b><br />
<br />
Zunächst einmal: Qualitative Interviews müssen <b>im Methodenteil erläutert</b>
werden -- wie quantitative Befragungen auch. Warum und nach welchen
Kriterien wurde wer ausgewählt? Sind die Befragten
Akteure/Handelnde/Entscheider, Betroffene, Experten? Wie haben Sie sie
angesprochen? Wie wurden die Fragen entwickelt? Wie wurden die Antworten
ausgewertet? usw. Irgendwo muss eine Liste der Interviewpartner
erscheinen. Im Anhang können Kurzbiographien der Befragten eingefügt
werden - oder eine Kurzbeschreibung deren Stellung (z.B.: Sachbearbeiter
mit Zuständigkeit für X).<br />
<br />
Im Hauptteil werden Sie in der Regel mit <b>wörtlichen Zitaten</b> arbeiten, mal länger, mal kürzer, dann auch mit <b>Zusammenfassungen</b>.
Wörtliche Zitate sind vor allem dann geeignet, wenn der Befragte etwas
sehr zugespitzt und plakativ ausdrückt, seine persönliche Einschätzung
oder Meinung ausdrückt. <b>Reine Faktenaussagen sollte man eher zusammenfassen.</b><br />
<br />
Im <b>Quellenverzeichnis</b> sollte die Liste der <b>Interviews in einer eigenen Rubrik</b>
erscheinen. Der Langbeleg enthält Informationen zum Namen des
Befragten, zu seiner Position/Funktion, zu Ort, Zeitpunkt und Dauer des
Interviews.<br />
<br />
Auf diese Angabe bezieht sich dann auch der <b>Quellenbeleg im Haupttext </b>(z.B.
als Kurzbeleg "Interview Schulze, 2012"). Handelt es sich nicht um
formale Interviews, sondern eher Gesprächsnotizen, ein Telefonat oder
eine Email, ist die Belegweise "Schulze, persönliche Kommunikation, 20.
Juni 2012" inzwischen üblich.<br />
<br />
Im Idealfall dokumentieren Sie das gesamte Interview im Anhang in Form eines <b>Transkripts</b>. Ein Transkript ist die <b>wörtliche Niederschrift der Ton- (oder gar Video-) Aufzeichnung</b> -- wenn Sie denn eine gemacht haben. <br />
<br />
Es ist auch möglich, <b>Interviews nur mit einem Notizbuch</b>
zu führen. Diese Art Aufzeichnung ist natürlich nicht so genau; und sie
verlangt etwas Übung -- Sie können ja nicht nur schreiben, Sie müssen
auch das Gespräch führen; und wer kein Steno kann, ist möglicherweise
sehr langsam beim Notieren. Aber nicht jeder Interviewpartner erlaubt
eine Bandaufzeichnung. Manchmal stört sie die Gesprächsatmosphäre.<br />
<br />
<b>Ein simples "Abtippen" ist Transkription nicht.</b>
Sie können ein Gespräch mit allem, was dazugehört, nicht 100-prozentig
in Textform wiedergeben. Bei den nichtverbalen Aussagen und Reaktionen,
beim Gesprächskontext usw. ist das klar. Aber selbst das Gesagte
erscheint bei vielen Transkripten nicht ganz so, wie es tatsächlich
gesagt wurde.<br />
<br />
Bei manchen Transkripten ist es nur eine <b>sinngemäße Zusammenfassung</b>. Bei anderen ist das Gesprächsprotokoll zwar wörtlich, aber <b>sprachlich "geglättet"</b>: Nur wenige Menschen sprechen druckreif. Die im mündlichen Verkehr üblichen <b>Stummelsätze, grammatisch chaotischen Bandwurmsätze, Verhaspelungen und Versprecher</b>,
die im Gespräch gar nicht weiter auffallen, sind bei einer penibel
wörtlichen Niederschrift hinterher ein Graus: nämlich schlicht unlesbar!<br />
<br />
Manche Wissenschaftler haben an der <b>genauen sprachlichen Ausdrucksweise</b>
ein großes Interesse, Sprachforscher, Psychologen und Soziologen etwa.
Da zählen auch die "Ähs" und "Mmmhs" und das Gestammel. In einer
verwaltungswissenschaftlichen Abschlussarbeit ist das wahrscheinlich
nicht so, da geht es um andere "Inhalte".<br />
<br />
Sie werden sich also bei der Transkription eher darum bemühen, die Sätze <b>möglichst nah an der wörtlichen Aussage, aber dennoch lesbar ins Schriftliche zu übertragen</b>. Aus unvollständigen werden vollständige Sätze, Versprecher werden beseitigt usw. Das ist dann aber<b> alles schon Interpretation</b>
-- oder um es ganz krass auszudrücken, Sie sind dabei, die Wirklichkeit
zu verfälschen, zumindest zu verändern, Sie greifen in die Aussagen
direkt ein. Machen Sie sich also klar, welche Entscheidungen Sie bei
einer Transkription fällen müssen, welchen Regeln Sie folgen. Wichtige
Hinweise dazu gibt das kleine <a href="http://www.audiotranskription.de/Praxisbuch-Transkription.pdf" target="_blank">"Praxisbuch Transkription" von Dresing und Pehl</a>.<br />
<br />
<b>Transkription ist enorm zeitaufwändig und mühsam</b>, sie erfordert äußerste Konzentration und penibles Redigieren und ständiges Überprüfen. Inzwischen gibt es <b>Software</b> (siehe dazu ebenfalls das <a href="http://www.audiotranskription.de/Praxisbuch-Transkription.pdf" target="_blank">"Praxisbuch"</a>),
aber der Computer nimmt Ihnen die Arbeit nicht vollständig ab. Für ein
einzelnes Interview, das eine Stunde dauert, kann der
Transkriptionsaufwand - je nach Methode - schon eine oder mehrere Tage
in Anspruch nehmen.<br />
<br />
<b>Braucht man ein vollständiges Transkript? </b>Die Frage hat zwei Seiten:<br />
<ul>
<li>erstens die nach der eigenen Auswertung des Gesprächs, </li>
<li>zweitens die nach der Dokumentation in der Abschlussarbeit.</li>
</ul>
<b>Bei der eigenen Auswertung</b> mag es ausreichen, die
Aufzeichnung mehrfach abzuhören und dann die wertvoll erscheinenden
Auszüge (also das, was Sie wörtlich zitieren wollen) zu transkribieren.
Den Rest fassen Sie zusammen (am besten mit Notieren des Zeitzählers).
Merken Sie später, dass Sie noch einmal zurück zur Aufzeichnung müssen,
ist das ja kein Problem.<br />
<br />
Dies gilt für "normale"
Interviewauswertung. Wenn Sie anderes vorhaben -- z.B. eine formale und
quantitative Inhaltsanalyse --, werden Sie dagegen ein Voll-Transkript
benötigen. Wenn Sie sehr viele Interviews führen, fällt es schwer, die
Übersicht über die Inhalte zu behalten. Nutzen Sie in einem solchen Fall
z.B. <a href="http://www.citavi.de/" target="_blank">Citavi</a> oder
eine andere mit Literaturverwaltung gekoppelte
Wissensmanagement-Software, in der Sie Ihre Notizen und
Zusammenfassungen komfortabel speichern und im Volltext suchen können.<br />
<br />
<b>Bei der Dokumentation</b> müssen Sie mit dem Betreuer sprechen. Bei einer Bachelor-Arbeit gibt es nur 8-12 Wochen Bearbeitungszeit. So sollten Sie <b>den Betreuer fragen, ob er auf vollständigen Transkripten besteht</b>, die im Anhang abgedruckt werden müssen.<b><br /></b><br />
<br />
Meine <i>persönliche </i>Auffassung
ist: Das muss nicht unbedingt sein, und der Zeitaufwand geht klar zu
Lasten aller anderen Aufgaben, die bei einer Thesis zu erledigen sind.
Wenn wir Studenten bei einer kurzen BA-Thesis dazu ermutigen wollen,
selbst zu forschen, dann geht das nur unter eingeschränkten Ansprüchen.
Allein die Vorbereitung, Terminvereinbarung, Durchführung, inhaltliche
Auswertung von Interviews, Autorisierung (s.u.) der Zitate und das
"Einbauen" in den Text kostet viel Zeit. Wenn ein Student von 8 Wochen
BA-Bearbeitungszeit eine Woche netto nur mit Transkribieren beschäftigt
ist, ist das arbeitsökonomisch fragwürdig.<br />
<br />
Bei einer
Master-Arbeit mit längerer Bearbeitungszeit ist der höhere Aufwand eher
gerechtfertigt. Ich hatte auch schon Master-Studenten, die unbedingt
Volltranskripte erstellen wollten -- weil sie in ihrer Literatur selbst
von Transkripten anderer als Quellen profitiert haben und nun ihrerseits
einen Beitrag zur Fortentwicklung des Themengebiets leisten wollten.
Ehrenhaft.<br />
<br />
Als Letztes: In der <b>Regel wollen Interviewpartner das Transkript lesen und autorisieren</b>, manchmal auch nachkorrigieren. Zumindest die Passagen, mit denen sie tatsächlich zitiert werden.<br />
<br />
Ob Sie das anbieten oder darauf eingehen, ist Ihre Entscheidung. Sie müssen sich <b>mit dem Gesprächspartner auf Spielregeln verständigen</b>,
und zwar vorher! Es kann zwar sein, dass der Gesprächspartner einige
zugespitzte Aussagen wieder "kassiert". Dann müssen Sie möglicherweise
verhandeln, "was geht", wenn Sie die Passage "retten" wollen.
Andererseits hat der Interviewpartner aber auch ein legitimes Interesse
daran, dass er nicht in seinem eigenen Umfeld Ärger bekommt, weil er mit
Ihnen gesprochen hat. Zur Not ist die <b>Anonymisierung</b> der
Aussagen eine Lösung -- manchmal geht es nicht anders, und manches
Interview findet nur unter dem Mantel der Anonymität statt. Zudem ist es
so, dass sich in Transkripte Fehler einschleichen. Manchmal versteht
der Interviewende etwas falsch, oder der Interviewte hat spontan eine
fehlerhafte Aussage gemacht. Das Gegenlesen ist dann die Chance zur
Korrektur oder Präzisierung. Das ist also nicht nur als Einschränkung,
sondern auch als Verbesserungsmöglichkeit zu sehen.<br />
<br />
Und noch einmal zum <b>Zeitmanagement</b> aus der Forschungspraxis: <br />
<ul>
<li>Wenn Sie eine halbe oder eine Stunde mit einem Interviewpartner sprechen, entsteht daraus ein seitenlanges Volltranskript. </li>
<li>Wenn Sie dem Interviewpartner nun Ihre 5 oder 10 Seiten zum Gegenlesen schicken, mag es viele <b>Wochen dauern, bis das "OK" kommt</b>.
Wenn es sich um vielbeschäftigte Leute handelt, können Sie noch so
drängeln -- das Lesen und Prüfen und Korrigieren eines solchen
Transkripts hat geringe Priorität, ist mühsam und wird eben gern immer
wieder verschoben. <b>Das Risiko des Zeitverzugs aber tragen Sie!</b>
Und es hilft Ihnen nichts, wenn Sie für Ihre BA-Thesis 10 Interviews
führen, aber bei fünf davon liegen die Transkript-Autorisierungen erst
Tage oder Wochen nach Ihrem Abgabetermin vor.</li>
<li><b>Die Chance einer schnellen Autorisierung steigt, wenn der
Interviewpartner nur ein paar Absätze mit Einzelzitaten überfliegen
muss. </b>Das spricht also auch dafür, kein Volltranskript im Anhang der
Arbeit zu dokumentieren, weil es dann eben auch einer
Abnahme/Abstimmung desselben bedarf. </li>
</ul>
<br />
Will Ihr Betreuer unbedingt Volltranskripte, aber Sie möchten das Zeitproblem bei der Autorisierung beherrschen, wäre noch ein <b>Kompromiss </b>möglich:
Sie lassen nur die tatsächlich verwendeten Zitate autorisieren. Die
Volltranskripte kommen in den Anhang, werden aber für das
Bibliotheksexemplar Ihrer Thesis gesperrt ("Sperrvermerk"), sind also
für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.<br />
<br />
Siehe auch die Posts: <br />
<ul>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/06/mundliche-quellen-gesprache-vortrage.html" target="_blank">Mündliche Quellen: Gespräche, Vorträge, Veranstaltungen</a> (21.6.2011)</li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/interviews-fuhren-vom-umgang-mit.html" target="_blank">Interviews führen: Vom Umgang mit Experten</a> (19.12.2010)</li>
</ul>
Literaturtipp zur Transkription:<br />
<br />
Dresing, T. & Pehl, T. (2011). <i>Praxisbuch Transkription. Regelsysteme, Software <br />und praktische Anleitungen für qualitative ForscherInnen. </i>3. Auflage. Marburg: Dr. Dresing und Pehl GmbH. Online auf <a href="http://www.audiotranskription.de/Praxisbuch-Transkription.pdf">http://www.audiotranskription.de/Praxisbuch-Transkription.pdf</a> [28.06.2012].<br />
<br />Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-30002263645461718692012-06-29T17:17:00.002+02:002013-08-09T13:18:31.357+02:00Graue Literatur und interne Dokumente<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" /></a></div>
In einer Abschlussarbeit selbst empirische Daten erheben und untersuchen -- das ist <b>echtes Forschen</b>
und (leider) in vielen Fächern selten der Fall. Vor allem bei
Bachelor-Arbeiten, denn eigentlich ist die Bearbeitungszeit viel zu
kurz. Eine Studentin der Verwaltungswissenschaften will es aber wagen
und hat in einem Landkreisamt gute,praktische Forschungsobjekte. Nun
grübelt sie aber über diese Fragen: <br />
<ol>
<li>Wie geht man in der Bachelorarbeit genau mit selbst angelegten <b>Onlineumfragen</b> um (Belege etc.)? <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/selbst-forschen-umfragen-interviews.html" target="_blank">> Antwort "Selbst forschen: Umfragen, Interviews, Dokumente auswerten und belegen" (28.6.12)</a></li>
<li>Wie geht man mit <b>Materialien</b> aus der Verwaltung um (Reden,
die von Mitarbeitern gehalten wurden etc.; Ausdrucke, die nicht mehr
wirklich zugeordnet werden können; Kopien etc.)?</li>
<li>Wenn man jemanden <b>interviewt</b>, wie macht man dann genau den Beleg? <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/qualitative-interviews-transkripte-co.html" target="_blank">> Antwort: "Qualitative Interviews -- Transkripte & Co." (29.6.12)</a></li>
</ol>
Der Antwort sei vorausgeschickt:<br />
<ul>
<li>Es führt kein Weg daran vorbei, das mit dem Betreuer detailliert zu
besprechen. Persönliche Vorstellungen und Vorlieben, wie empirische
Daten und Methoden zu dokumentieren sind, variieren erheblich. </li>
<li>Gerade bei BA-Arbeiten sind viele Betreuer willens, pragmatisch
Ansprüche herunterzuschrauben und Kompromisse bei einigen
Dokumentationsstandards einzugehen, um die Belastung bei der extrem
kurzen Bearbeitungszeit zu senken. Siehe dazu auch den Blogbeitrag: <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/bachelor-und-masterarbeit-der.html" target="_blank">"Bachelor- und Masterarbeiten: der kleine, große Unterschied"</a> (28.12.10) </li>
<li>Lesen Sie im Detail nach, was Handbücher und Ratgeber zum
wissenschaftlichen Arbeiten und zur empirischen Sozialforschung dazu
sagen.</li>
</ul>
<h2 style="color: #990000;">
<span style="font-size: large;">Graue Literatur und interne Dokumente </span></h2>
Frage 2. <b>Wie
geht man mit Materialien aus der Verwaltung um (Reden, die von
Mitarbeitern gehalten wurden etc.; Ausdrucke, die nicht mehr wirklich
zugeordnet werden können; Kopien etc.)?</b><br />
<br />
Wenn es sich um <b>Veröffentlichungen</b> handelt, ist das typische "<a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Graue_Literatur" target="_blank">Graue Literatur</a>"
-- grob gesagt Publikationen von Institutionen und Organisationen, die
nicht in Bibliotheken und von Verlagen vorgehalten werden.<br />
<ul>
<li>Dazu gehören bei einer Landkreisbehörde z.B. öffentliche Berichte,
Broschüren, Merkblätter oder Formulare für Bürger, Pressemitteilungen
oder auch veröffentlichte Reden des Landrats u.v.a. - online oder
offline. </li>
<li>Amtsblätter können Sie wie Zeitschriften belegen (es sind ja Periodika). </li>
<li>Kreistagsvorlagen belegen Sie wie Parlamentaria und Rechtsquellen. </li>
<li>Bei allen anderen veröffentlichten Materialien gibt es keine
vollstandardisierte Belegweise: Versuchen Sie diese so genau wie möglich
im Quellenverzeichnis zu beschreiben, also mit genauem
Herausgeber/Autor, Erscheinungsdatum und -ort, Titel und Untertitel,
ggf. Publikationsnummer (soweit angegeben), Art der Quelle (also z.B.
Broschüre, Merkblatt...).</li>
</ul>
Bei wissenschaftlichen Quellenbelegen geht es ja immer darum,
dem überprüfenden Leser zu ermöglichen, die Quelle selbst in Augenschein
nehmen zu können, wenn er denn gewillt ist, eine Bibliothek zu nutzen.
Davon ist bei Büchern und Periodika auszugehen, z.T. auch bei
Internetveröffentlichungen (gleichwohl kann man fast das gesamte
Internet als eine Art "Grauer Literatur" bezeichnen).<br />
<br />
"Graue Literatur" ist für den Leser schwer zu beschaffen, manchmal gar nicht. Formal wäre es daher angezeigt, die verwendeten <b>Veröffentlichungen im Anhang als Kopie/Faksimile zu dokumentieren</b>. Nur so lassen sich die Quellen ja nachvollziehen.<br />
<br />
Aber:
Praktisch ist es eher sinnlos, damit einen gewaltigen Anhang zu füllen.
Bezieht man sich aber auf bestimmte Passagen oder Seiten, oder ist der
Kontext oder die Machart wichtig, ist eine Kopie eines Auszugs sinnvoll
-- z.B. wenn man zeigen möchte, auf welche Art die Verwaltung mit dem
Bürger über ein Thema kommuniziert.<br />
<br />
Handelt es sich um <b>nicht-veröffentlichte Materialien</b>, sondern um Interna, dann gilt dies nicht als "Graue Literatur". Das sind "<b>Dokumente</b>". (Allerdings kann man auch bei veröffentlichten Papieren von Dokumenten sprechen, aber spalten wir hier keine Haare.)<br />
<br />
Beispiele
sind interne Berichte, Aktenvermerke, Protokolle, Briefe, Emails oder
Intranetdokumente, Verträge, interne Statistiken, sonstige
Gebrauchstexte, Dienstanweisungen, Vortragsmanuskripte,
PowerPoint-Präsentationen, Urkunden, Organigramme,
Geschäftsverteilungspläne, interne Geschäftsordnungen und
Verfahrensregeln, Aktenpläne, Dienstvereinbarungen, Stellenpläne und
-beschreibungen, Jahres- und Tätigkeitsberichte, interne
Untersuchungen, Haushaltsdokumente, Daten aus Benchmarking- und
Kosten-Leistungs-Rechnung usw. <br />
<br />
Diese Dokumente sind nun überhaupt <b>nicht für einen Leser direkt zugänglich</b> (es sei denn, sie sind bereits in einem öffentlichen Archiv). Wer also solche benutzt, hat eine <b>besondere Verantwortung, Informationen über diese Quelle zu dokumentieren</b>.<br />
<ul>
<li>Was für eine Art Dokument ist es? </li>
<li>Was sind die äußeren Merkmale, der Inhalt und die Aussagekraft? </li>
<li>Was ist der Zweck, die Funktion? </li>
<li>Ist es aktuell oder veraltet? </li>
<li>Wie entstand das Dokument? Wann, wo? In welchem Kontext? </li>
<li>Wie sind Sie an dieses Dokument gelangt? </li>
</ul>
Bevor Sie im Rahmen der <b>Dokumentenanalyse</b> (<a href="http://qsf.e-learning.imb-uni-augsburg.de/node/528" target="_blank">Überblick zur Methode: Uni Augsburg</a>) zur großen inhaltlichen Interpretation starten, müssen Sie diese Fragen klären. <br />
<br />
Vor allem gilt es zu prüfen, <b>wie verlässlich die Quelle ist, ob sie vollständig ist</b>, und wie man sie einordnen muss. Wenn Sie tatsächlich<b> "Ausdrucke, die nicht mehr wirklich zugeordnet werden können", in irgendeiner Akte vorfinden, ist Vorsicht geboten</b>. <br />
<br />
Im besten Fall gelingt es Ihnen, die <b>fehlenden Informationen zu rekonstruieren</b>
-- durch Suche nach ähnlichen Dokumenten, durch Nachfragen o.ä.. Ob
sich die detektivische Kleinarbeit lohnt, müssen Sie entscheiden. Fehlen
Quelleninfos, und nutzen Sie die Quelle trotzdem, dürfen Sie den Leser
über die Defizite nicht im Unklaren lassen. Machen Sie auch im Text Ihre
<b>quellenkritische Haltung</b> deutlich. Erläutern Sie, warum Sie diese Quelle wie interpretieren und warum das legitim ist.<br />
<br />
Natürlich
müssen Sie wiederum genau im Quellenverzeichnis (Dokumente von
Literatur trennen) bezeichnen, was für eine Quelle es ist -- und erneut
ist eine Kopie des Dokuments, zumindest bestimmter Passagen, im <b>Anhang </b>sinnvoll. Ist die Quelle ganz zentral, gehört die Kopie eher in den Hauptteil.Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-88003007729213426912012-06-28T17:32:00.000+02:002012-06-29T17:25:03.832+02:00Selbst forschen: Umfragen, Interviews, Dokumente auswerten und belegen<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-s_jtRdulCyI/TQsDCa-uNfI/AAAAAAAAANk/brlIFucODMo/s1600/j0432632.png" /></a></div>
In einer Abschlussarbeit selbst empirische Daten erheben und untersuchen -- das ist <b>echtes Forschen</b> und (leider) in vielen Fächern selten der Fall. Vor allem bei Bachelor-Arbeiten, denn eigentlich ist die Bearbeitungszeit viel zu kurz. Eine Studentin der Verwaltungswissenschaften will es aber wagen und hat in einem Landkreisamt gute,praktische Forschungsobjekte. Nun grübelt sie aber über diese Fragen: <br />
<ol>
<li>Wie geht man in der Bachelorarbeit genau mit selbst angelegten <b>Onlineumfragen</b> um (Belege etc.)?</li>
<li>Wie geht man mit <b>Materialien</b> aus der Verwaltung um (Reden, die von Mitarbeitern gehalten wurden etc.; Ausdrucke, die nicht mehr wirklich zugeordnet werden können; Kopien etc.)?</li>
<li>Wenn man jemanden <b>interviewt</b>, wie macht man dann genau den Beleg?</li>
</ol>
Der Antwort sei vorausgeschickt:<br />
<ul>
<li>Es führt kein Weg daran vorbei, das mit dem Betreuer detailliert zu besprechen. Persönliche Vorstellungen und Vorlieben, wie empirische Daten und Methoden zu dokumentieren sind, variieren erheblich. </li>
<li>Gerade bei BA-Arbeiten sind viele Betreuer willens, pragmatisch Ansprüche herunterzuschrauben und Kompromisse bei einigen Dokumentationsstandards einzugehen, um die Belastung bei der extrem kurzen Bearbeitungszeit zu senken. Siehe dazu auch den Blogbeitrag: <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/bachelor-und-masterarbeit-der.html" target="_blank">"Bachelor- und Masterarbeiten: der kleine, große Unterschied"</a> (28.12.10) </li>
<li>Lesen Sie im Detail nach, was Handbücher und Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten und zur empirischen Sozialforschung dazu sagen.</li>
</ul>
<h2>
<span style="color: #990000; font-size: large;">Onlineumfragen </span></h2>
Frage 1. <b>Wie geht man in der Bachelorarbeit genau mit selbst angelegten Onlineumfragen um (Belege etc.)?</b><br />
<br />
In jedem Fall muss klar erkennbar und nachvollziehbar sein, wie Sie zu den Daten gekommen sind. Der Leser soll Relevanz und Aussagekraft Ihrer Datenbasis beurteilen können. Das "Projektdesign" und Konzept der Umfrage ist im Text (<b>Methodenteil</b>) präzise zu erläutern. Dazu gehören die Entwicklung der Fragen, Auswahl und Rekrutierung der Befragten, Erhebungsmethode, Ablauf der Durchführung usw. Eher "technische" Angaben und ein Verlaufsprotokoll können z.T. in den Anhang ausgelagert werden. <br />
<br />
<b>Der Anhang</b> ist auch eine gute Lösung, um die <b>gesamten Rohdaten</b> aus der Umfrage zu dokumentieren. Das sind ja oft große Tabellen, die man nicht unbedingt im Haupttext haben möchte. Im Anhang lassen sich die Daten aber in der Gesamtheit überblicken. Außerdem können Sie im Anhang z.B. Ihr <b>Anschreiben an die Befragten</b> dokumentieren<br />
<br />
<b>Im Hauptteil</b> der Arbeit ist es meist sinnvoll, sich in der Darstellung und Diskussion jeweils einzelnen Ergebnissen zuzuwenden (Thema für Thema) und bei zusammenfassenden Übersichten mit <b>Diagrammen</b> zu arbeiten. Grafiken sind chic, aber nicht für alles benötigen Sie eine farbstrotzende Torte, Säulen, Stäbe oder Kurve: Übersichtliche <b>Tabellen </b>sind häufig eine gute Alternative und ebenso leicht zu erfassen. Wenn Sie dennoch ein Diagramm wählen, überprüfen Sie, welches Diagrammformat die Information am besten vermittelt.<br />
<br />
Diagramme sollten eine hohe Informationsdichte haben. Unverzichtbar ist es bei Grafiken, nicht nur mit Prozentangaben, sondern auch mit absoluten Zahlen auszuzeichnen, Achsen und Skalen genau zu beschriften, eine Legende anzulegen, in der Diagrammbeschriftung die Grundgesamtheit (N) zu benennen, fehlende Daten oder "keine Antwort" anzugeben usw. <br />
<br />
Wenn Sie eine Online-Umfrage durchführen, nutzen Sie wahrscheinlich ein <b>Web-Tool</b>. Solche Software hat meist eine <b>Standardausgabefunktion für Tabellen und Grafiken</b>. Schauen Sie sich diese genau an, und überprüfen Sie, ob und wie Sie diese verändern können. Manchmal ist es sinnvoll, die Daten in Excel zu importieren, weil Sie dort mehr Gestaltungsmöglichkeiten haben.<br />
<br />
<br />
Schließlich gibt es in Befragungen auch Optionen <b>freier Texteingabe</b>. Daraus können Sie <b>wörtliche Zitate</b> entnehmen. Achten Sie in der Belegweise darauf, dass der Leser diese nicht mit Literaturzitaten verwechseln kann.<br />
<ul>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/graue-literatur-und-interne-dokumente.html" target="_blank">Zu Frage 2: Wie geht man mit <b>Materialien</b> aus der Verwaltung um (Reden,
die von Mitarbeitern gehalten wurden etc.; Ausdrucke, die nicht mehr
wirklich zugeordnet werden können; Kopien etc.)? Antwort: "Graue Literatur und interne Dokumente"</a> (29.6.12)<br /></li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/06/qualitative-interviews-transkripte-co.html" target="_blank">Zu Frage 3: Wenn man jemanden <b>interviewt</b>, wie macht man dann genau den Beleg? Antwort: "Qualitative Interviews -- Transkripte & Co." (29.6.12)</a> </li>
</ul>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-30919093767126483052012-06-24T18:18:00.002+02:002012-06-27T23:06:43.836+02:00Rubriken fürs Quellenverzeichnis: Warum die Rubrik "Internetquellen" Unsinn ist - Alternativen<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-3XbX_ZNy89A/TQu7Un4HcqI/AAAAAAAAAQA/xs16tjMhWZs/s1600/Books1.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" height="177" src="http://2.bp.blogspot.com/-3XbX_ZNy89A/TQu7Un4HcqI/AAAAAAAAAQA/xs16tjMhWZs/s200/Books1.png" width="200" /></a></div>
Quellenverzeichnisse sind oft schlicht alphabetisch nach Autor geordnet - manchmal auch nach Datum (Vancouver Style). Nun sind Quellen aber nicht gleich Quellen. Zwischen einer wissenschaftlichen Monographie und einem Blog-Post liegen Welten. Daher empfehlen viele Ratgeberwerke, das <b>Quellenverzeichnis in Rubriken zu ordnen</b>. Dafür spricht viel.<br />
<br />
<b>In studentischen Seminararbeiten gibt es allerdings oft nur zwei: "Bücher" und "Internetquellen". </b>Das ist dann meistens Unfug. <br />
<br />
<b>Was passiert ist:</b> Der Student hat sich 2-3 Bücher aus der Bibliothek geholt und den Rest online recherchiert. Gedruckte Fachzeitschriften oder sonstiges Druckwerk hat er gar nicht erst angesehen. Alles, was "im Internet" zu finden war, kommt nun in die Kategorie "Internetquellen". Die Rubrik umfasst dann aber meistens so ziemlich alles, was es so gibt unter der Sonne. <b>Die Quellentypen haben überhaupt nichts gemeinsam -- außer dass sie "im Internet" sind</b>. <br />
<br />
<b>Alles im selben Topf: </b>Wissenschaftliche Fachzeitschriften-Aufsätze, <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2012/02/aus-googlebooks-zitieren.html" target="_blank">Buchexzerpte aus GoogleBooks</a>, Berichte und Studien, Konferenz- und Symposienbeiträge, Amtliches und Halbamtliches, Gesetzestexte und Gerichtsurteile, Artikel aus journalistischer Presse und Rundfunk, Unternehmens- und Verbände-Publikationen, Lexika, Statistiken, Datensätze, Videos und diverse Social-Media-Beiträge, was auch immer.<br />
<br />
<b>Genauso gut hätte der Student als Rubrik "Diverse Quellen und Allerlei" drüber schreiben können. Was natürlich nicht der Sinn der Rubrizierung ist.</b><br />
<br />
<b>Vor langer, langer Zeit war alles einfacher. </b>Ein Buch war ein Buch, eine Zeitschrift eine Zeitschrift usw. Das Gedruckte dominierte die akademische Welt, und wenn man "graue Literatur" (also alles, was nicht Buch, Fachzeitschrift oder Presse war) zitierte, war das schon gewagt. Dann auch noch "Internet" zu zitieren, war etwas funky. Aber in jedem Fall die Ausnahme. Und "Internet", das hieß im Wesentlichen: simple HTML-Websites.<br />
<br />
<b>Heute gibt es praktisch jeden Quellentyp "im Internet"</b>. Zumindest aber, wenn nicht im freien Oberflächen-Internet im "Deep Web" verfügbar, jedenfalls in digitaler Form, vom E-Book in der Unibibliothek bis zum Fachzeitschriften-Aufsatz in der Datenbank eines wissenschaftlichen Verlags. Alles online abrufbar.<br />
<br />
Also ist es sinnvoll, die <b>Quellen nicht danach zu sortieren, ob sie digital sind oder nicht, sondern nach dem eigentlichen Charakter und Zweck der Quelle</b>. Im Regelfall ist die formale Trennung immer noch so (davon ausgehend, dass alle digital und "im Internet" abrufbar sein können):<br />
<ul>
<li><b>Bücher, </b></li>
<li><b>periodische Werke</b> (Fachzeitschrift, Zeitschrift, Zeitung, Newsletter usw.), </li>
<li><b>"graue Literatur"</b> (z.B. einzelne Forschungsberichte von Instituten, Veröffentlichungen staatlicher Stellen, von Unternehmen, Verbänden, Berufsorganisationen, kommerzielle und nichtkommerzielle Organisationen verschiedener Art -- bis hin zu Broschüren, Handzetteln oder gar Plakaten),</li>
<li><b>Beiträge zu Konferenzen, Tagungen, Symposien</b></li>
<li><b>Rechtsmaterialien </b></li>
<li><b>Sonstige Quellen</b> (z.B. einfache Texte auf Websites, Film/Video/TV-Beiträge, unveröffentlichte Manuskripte, Online-Communities usw.)</li>
</ul>
<b>Literaturverwaltungsprogramme</b> (ob die eingebaute bei MS Word oder eine Extra-Software wie z.B. Citavi) sind da schon mal eine Hilfe: Sie zwingen dazu (oder ermöglichen es), vorgegebene Quellen-Kategorien auszuwählen. <br />
<br />
Was davon genau nach wissenschaftlichem Standard <b>zitierfähig und zitierfähig</b> ist, sei jetzt einmal dahingestellt. Sinnvoll kann es sein, in Rubriken <b>wissenschaftliche Literatur von nichtwissenschaftlichen Quellen zu trennen</b>. Oder auch Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen.<br />
<br />
Was sonst noch zu trennen ist, hängt davon ab, woraus <b>mein Quellenuniversum</b> besteht.<br />
<br />
<b>Beispiel:</b> In einer Seminararbeit zur Energiepolitik benötige ich diverse Artikel aus praxisnahen Fachmagazinen, Regierungs- und Parlamentsdokumente sowie amtliche Statistiken, Materialien von Verbänden der Energiewirtschaft, Materialien von sonstigen "Experten" -- die kommen von einer Unternehmensberatung, von Umwelt- oder Verbraucherorganisationen; und in einigen Blogs finde ich auch noch etwas.<br />
<br />
All das ist zweifellos nach Charakter und Zweck anders als wissenschaftliche Bücher und Aufsätze. Sie bilden nicht nur Grundlagenliteratur, sondern sind Forschungsgegenstand. Im Fließtext behandle ich diese Quellen klar anders als die Ergebnisse akademischer Forschung. Im Quellenverzeichnis kann es sinnvoll sein, diese <b>unterschiedliche Wertung durch Rubriken sichtbar zu machen</b>. Z.B. "Amtliche Veröffentlichungen und Veröffentlichungen politischer Institutionen", "Veröffentlichungen von Interessengruppen", "Nichtakademische Fachpresse" und dergleichen. Dreht sich meine Arbeit ums Marktgeschehen, will ich möglicherweise nach Marktteilnehmern (kommerziellen Organisationen) und Nichtmarktteilnehmern (nichtkommerzielle Organisationen, sonstige Experten) trennen.<br />
<br />
Geht man so vor, wird klar, dass es <b>keine "One-size-fits-all"-Rubrikenkennung geben kann, es ist vom Inhalt der Arbeit abhängig</b>. Rubriken muss man sich also passend selbst schaffen, statt auf ein "Schema F" zu hoffen.<br />
<br />
Aufwändig? Ja, klar. Das ist nicht nur eine intelligente Vorgehensweise, sie zeigt auch, dass der <b>Autor sehr quellenkritisch ist und Informationskompetenz zeigt. Und das dürfte dem begutachtenden Dozenten bestimmt ein paar Bonuspunkte wert sein.</b>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-46340875879988859532012-06-24T12:41:00.000+02:002012-06-24T12:51:22.745+02:00Statista - trau, schau, wem<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://2.bp.blogspot.com/-HWwoX-xAgUo/TQsGh43zAPI/AAAAAAAAAOw/iDCSkNUCM7g/s1600/00431626.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://2.bp.blogspot.com/-HWwoX-xAgUo/TQsGh43zAPI/AAAAAAAAAOw/iDCSkNUCM7g/s1600/00431626.png" /></a></div>
<b><a href="http://statista.com/">Statista.com</a> erfreut sich bei Studenten immer größerer Beliebtheit </b>-- kostenlose, leicht zugängliche Daten und nützliche Infografiken, die sich in jeder Seminararbeit gut machen.<br />
<br />
Aber halt! Oft gibt es <b>Missverständnisse</b> oder ungenügendes Verständnis von dem, was Statista ist, was es anbietet, und wie man das Portal am besten nutzt. Darum hier ein paar <b>Tipps -- und kleine Warnungen</b>.<br />
<br />
Zunächst: <b>Statista ist keine Statistikbehörde, sondern ein kommerzieller Dienstleister</b>. Das Unternehmen verdient Geld damit, Daten anderer einzusammeln, aufzubereiten und zugänglich zu machen. <b>Statista erhebt selbst keine Statistiken</b>. <br />
Statista ist erst einmal "nur" ein komfortables Recherche-Tool, ein Katalog. <br />
<br />
Und: Statista bietet viel, aber <b>das Beste ist nicht kostenlos</b>. Studenten können aber auch an die hochwertigen Inhalte gelangen.<br />
<br />
<h2>
<span style="color: #990000; font-size: large; font-weight: normal;">Nicht nur durch Gratis-Angebote zappen - Uni-Zugang nutzen</span> </h2>
Studenten klicken sich meist durchs öffentlich frei zugängliche Web-Angebot. Dies ist nur ein kleiner Teil der Datenbank.<br />
<br />
Wichtig: Wer <i>alle </i>Infos zur veröffentlichten Statistik sehen will, (z.B. den Herkunftsnachweis) muss sich ein <b>Basisdienst-Konto</b> freischalten lassen. Das ist erst einmal gratis.<br />
<br />
Viele Angebote findet man zwar, sie sind jedoch gesperrt. Man braucht ein <b>Premium-Account</b>. Das kann sich der Student natürlich nicht leisten. Muss er aber auch nicht: <b>Viele Hochschulbibliotheken haben Statista per Campus-Lizenz abonniert</b>, so dass über die Uni oft die vollen Datensätze mit allen Infos für Studenten erreichbar sind!<br />
<br />
<b>Also: In die digitale Uni-Bibliothek einloggen und von dort aus in der gesamten Statista-Datenbank recherchieren. </b><b> </b><br />
<br />
<h2 style="color: #990000; font-weight: normal;">
<span style="font-size: large;">Woher stammen die Daten überhaupt? </span></h2>
<b>Statista wirbt damit, dass es <i>10.000 verschiedene Quellen</i> hat. Allein diese hohe Zahl sollte misstrauisch machen. </b><br />
<br />
<b>Gute, verlässliche Daten erheben ist teuer und aufwändig. </b>Abgesehen von staatlichen Statistikämtern und öffentlichen Institutionen, die vom Steuerzahler unterhalten werden, haben Auftraggeber teurer Studien in der Regel kein Interesse daran, "einfach so" zum Nutzen der Allgemeinheit aufwändig erlangte Daten unters Publikum zu streuen.<br />
<br />
Auftraggeber haben allenfalls ein <b>Interesse </b>daran, <i>bestimmte</i> Daten in die Öffentlichkeit zu bringen (und andere vielleicht nicht). Die <b>Absicht</b>: Sie können auf einen <b>Werbeeffekt</b> hoffen. Oder sie möchten <b>Image-PR</b> machen, mit den Daten etwas ins gute (oder schlechte) Licht rücken, eine <b>Debatte beeinflussen</b> oder anderes mehr.<br />
<br />
Daher ist es sehr wichtig, dass Statista-Nutzer <b>die Ursprungsquelle kennen</b> – und sich einen Reim darauf machen, was die Absicht ist. <a href="http://de.statista.com/statistik/info/" target="_blank">Statista</a> sagt:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"Zu jeder Statistik veröffentlichen wir die verfügbaren Metadaten wie Quelle, Veröffentlichungsdatum, Anzahl der Befragten usw. und machen so alle Angaben auf Statista überprüfbar. Aufbereitungen von Datensätzen erfolgen nach wissenschaftlichen Kriterien."</blockquote>
<b>Klingt gut, aber:</b> Das heißt noch nicht, dass die Ursprungsdaten streng neutral und nach allen Regeln wissenschaftlicher Transparenz und Methodik erhoben wurden. Und über die Selektivität der veröffentlichten Daten wissen wir damit auch nichts. <b>Mag sein, dass die Leute bei Statista sehr sorgfältig sind. Aber sie sind nur Zweitverwerter. Sie zitieren nur.</b><br />
<br />
<a href="http://de.statista.com/download/2011-Statista-das-Statistikunternehmen-Vorstellung.pdf" target="_blank">An anderer Stelle</a> sagt Statista:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"<b>Statista kann Ihnen nicht die Entscheidung abnehmen, welcher Quelle und welcher Erhebung Sie Ihr Vertrauenschenken – oder welcher Methodik</b>."</blockquote>
<br />
Das ist eben der Grund, weshalb Statista Herkunfts- und Metadaten transparent macht. <br />
<br />
Tatsache ist, dass Statista unter den 10.000 Quellen z.B. auch <b>Pressemitteilungen von Verbänden und Unternehmen</b> nutzt. Wie genau werden diese überprüft? Wird die Methodik unter die Lupe genommen? Wohl kaum so, wie die höchste Qualität es erforderlich machen würde. <b>Statista ist kein Statistik-TÜV. </b>Statista lebt davon, möglichst viele Daten ins System zu bringen -- und haftet nicht für <b>Unfug und Manipulation</b>, die darin stecken.<br />
<br />
Beispiel: Da verbreitet etwa eine Internet-Partnervermittlung über Statista die Ergebnisse einer User-Umfrage übers Online-Flirten -- schon an der Formulierung der Fragen erkennt man, dass da kein Wissenschaftler am Werk war, sondern clevere Marketingleute.<br />
<br />
Jeder kennt diese lustigen <b>Web-Umfragen und -Abstimmungstools</b>. Mit seriöser, repräsentativer und methodisch sauberer Sozialforschung haben sie nicht unbedingt etwas zu tun. Also kritisch bleiben.<br />
<br />
<b>Damit soll nicht gesagt sein, dass Statista eine Deponie für Datenmüll ist. </b>Nein, bei Statista finden sich ebenso hochseriöse Daten. Nur muss man sich selbst die Mühe machen, das eine vom anderen zu unterscheiden.<br />
<br />
Allgemein: Der größte Teil statistischer Daten, die kostenlos in die Öffentlichkeit gelangen und von diversen Medien (Zeitungen, Portalen, Blogs und eben auch Statista) verbreitet werden, wird im Bereich der Marktforschung produziert. Es gibt gute und schlechte Marktforschung, vor allem aber ist sie meist <b>Auftragsforschung</b>, und auf Märkten gibt es <b>Käufer- und Verkäufer-Interessen</b>.<br />
<br />
<b>Güte und Qualität</b> der Erhebung sollte man abschätzen können. Repräsentativität ist so ein kritischer Punkt, aber auch zahlreiche andere Faktoren - von Auswahlkriterien über die Erhebungs- und Gewichtungsmethodik bis zur Frageformulierung. Selbst wenn keine Manipulationsabsicht besteht, können handwerkliche Fehler passieren, oder das Grundkonzept ist Mist.<br />
Außerdem sollte man sich natürlich darüber klar sein, dass <b>Statistik nicht gleich Statistik</b> ist. Eine Meinungsumfrage ist etwas anderes als eine Güterzählung vom Zoll.<br />
<br />
<h2 style="color: #990000; font-weight: normal;">
<span style="font-size: large;">Im Zweifel zurück zum Original - keine Zitatzitate</span></h2>
Statista ist erst einmal ein komfortables Recherche-Tool, ein Katalog. Gerade in der wissenschaftlichen Arbeit sollte man aber <b>nicht Statista als Quelle begutachten und zitieren, sondern zum Original gehen</b>, wenn irgend möglich.<br />
<br />
Viele Statista-Quellen sind <b>nicht exklusiv bei Statista</b> zu haben, sondern wurden anderswo bereits veröffentlicht -- oftmals eingebettet in größere Berichte oder angereichert um zusätzliche Daten und Präsentationen.<br />
<br />
Verweist Statista unter einer hübschen Grafik etwa als Quelle auf den Branchenverband XYZ, wird man wahrscheinlich auf der Website von XYZ eine Publikation mit genau diesen Daten finden. Denn der Verband nutzt Statista als Veröffentlichungs-Plattform -- aber nicht als einzige. Möglicherweise sind beim Verband sogar noch hübschere Grafiken zu finden, vor allem aber wird der Kontext sichtbar. Und es gibt mehr zum Thema.<br />
<br />
Ein anderes Beispiel: Wenn Statista etwas vom EU-Statistikamt Eurostat präsentiert, sollte man sich die Daten auch direkt bei Eurostat ziehen. Großer Vorteil: Dort lassen sich die Daten individuell zusammenstellen, außerdem ermöglichen <b>Grafik-Tools diverse Darstellungsoptionen</b>. <b>Infografiken kann man sich also so bauen, wie sie für den Nutzer sinnvoll sind</b>.<br />
<br />
Studenten lernen im Studium, dass man <b>Zitat-Zitate vermeiden soll</b>. Wenn also Müller in einem Buch einen Aufsatz von Schmidt zitiert, und der Student möchte das Schmidt-Zitat in der Seminararbeit nutzen, sollte er den Schmidt-Aufsatz aufstöbern und daraus direkt zitieren -- statt sich darauf zu verlassen, dass Müller den Schmidt richtig zitiert hat.<br />
<br />
So ist es auch bei Statistiken. Statista ist wie Müller, der Schmidt zitiert. Nutzen Sie Statista, um Schmidt zu finden, und dann schauen Sie sich Schmidt an -- und zitieren Sie Schmidt.<br />
<br />
<span style="font-size: large;"><span style="color: #990000;">Weitere Posts zum Thema:</span></span><br />
<ul>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/01/immer-trabbel-mit-statistik.html" target="_blank">Immer Trabbel mit Statistik</a> (26.1.11)</li>
<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/statistik-fur-den-gelegenheitsnutzer.html" target="_blank">Statistik für den Gelegenheitsnutzer </a>(29.12.10)</li>
</ul>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-71327428634827126222012-05-29T19:10:00.002+02:002012-05-29T19:13:30.735+02:00Internetquellen richtig angeben<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="http://1.bp.blogspot.com/-cjyXOclkrog/TQsG5-aGZ2I/AAAAAAAAAPM/TaYLUgHc1hc/s1600/j0431642.png" imageanchor="1" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" src="http://1.bp.blogspot.com/-cjyXOclkrog/TQsG5-aGZ2I/AAAAAAAAAPM/TaYLUgHc1hc/s1600/j0431642.png" /></a></div>
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><b>Wie ist eine Online-Quelle zu belegen, bei der kein Autor zu identifizieren ist?</b> Dass die üblichen Zitieranleitungen bei Internetfragen manchmal konfus sind, treibt Studenten oft die Tränen in die Augen. Dabei ist es (eigentlich) gar nicht so schwer. So auch bei dieser Frage:</span><br />
<br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">"Ich habe eine Quelle, die heißt <a href="http://www.danmarkshistorien.dk/">www.danmarkshistorien.dk</a>. Reicht es
aus, wenn ich diesen URL-Name in Klammern hinter den Abschnitt setze? Sobald ich den Link abspeichere über <a href="http://www.citavi.de/" target="_blank">Citavi</a> [Literaturverwaltung], wird mir auch auf manchen Seiten
angezeigt, wann die Internetseite zum letzten Mal bearbeitet wurde. Sollte ich
dann besser schreiben (<a href="http://www.danmarkshistorien.dk/">www.danmarkshistorien.dk</a>,
2011) ? Autoren habe ich leider nie zur Stelle, weil es sich meist keine
Zeitungsartikel sind. Bei verwendeter Literatur kommt der komplette URL-Name inklusive Datum und am
Besten noch die Zeit, wann ich die Seite zum letzten Mal geprüft habe." (Anmerkung: Verwendet wird APA-Zitationsstil mit Im-Text-Kurzbeleg vorn und Langbeleg im Quellenverzeichnis hinten in der Arbeit.)<br />
<br />Grundsätzlich: <b>URLs gehören niemals in den Kurzbeleg, sondern als Fundstelle hinten in den Langbeleg. Gefordert ist im Kurzbeleg also immer der Name des Autors, alternativ des Herausgebers oder des Mediums.</b><br />
<br />Nun scheint der Name der Website aber identisch mit der Domain-URL zu sein: </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Danmarkshistorien.dk heißt die <b>Website, also das Medium</b> (das www ist verzichtbar, denn das ist kein spezifischer Namensbestandteil). Sie könnten diesen Namen des Mediums anstelle des Autoren-/Herausgebernamens verwenden. Das ist durchaus üblich, so wie Sie z.B. auch einen Zeitschriftentitel anstelle eines Autors verwenden könnten, wenn Sie bei einem Zeitschriftentext keinen Autor identifizieren können. </span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br />Wenn Sie allerdings die Seite hinunterscrollen, sehen Sie, wer
tatsächlich der <b>Herausgeber </b>von Danmarkshistorien.dk ist: nämlich Aarhus
Universitet (Institut for Historie og Områdestudier). Das ist also die Alternative. Steht diese Angabe nicht gleich auf der Hauptseite, findet man sie im Impressum. </span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br /></span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Beachten Sie bitte, dass Danmarkshistorien.dk nur die <b>Domain</b> ist. Dahinter befinden sich Hunderte von <b>Einzelseiten</b>. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><b>Wahrscheinlich möchten Sie einen Artikel von einer dahinter liegenden Einzelseite zitieren. </b>Im Langbeleg müssen Sie dann auch die präzise URL als Fundstelle angeben, damit der Leser den verwendeten Artikel auch direkt wiederfinden kann. Also z.B. für den Lexikonartikel "Christian 2's eftermæler i Sverige og Danmark" die URL <a href="http://danmarkshistorien.dk/leksikon-og-kilder/vis/materiale/christian-2s-eftermaeler-i-sverige-og-danmark/">http://danmarkshistorien.dk/leksikon-og-kilder/vis/materiale/christian-2s-eftermaeler-i-sverige-og-danmark/</a>.</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br /></span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Bleibt noch die <b>Frage nach dem Datum</b>. Im besten Fall ist auf der Einzelseite angegeben, wann der Artikel erstellt bzw. zuletzt bearbeitet wurde. Beim o.g. Artikel über Christian II. findet sich diese Angabe rechts unten: "Sidst redigeret 09.05.2012" (deutsch: zuletzt geändert am 09.05.2012). Wenn sich eine solche Angabe nicht finden lässt, können Sie entweder zu "o.D." greifen, also "ohne Datum" (das ist die saubere Variante) oder, wenn Sie die Seite 2012 abrufen, auch "2012", davon ausgehend, dass sie ja 2012 so im Netz zu finden ist.</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br /></span><br />
<table cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="float: left; margin-right: 1em; text-align: left;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="http://3.bp.blogspot.com/-Q1vcyFrJIqw/T8UCYqMepoI/AAAAAAAAAe8/WKAd4fvwHpw/s1600/dk.png" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em; margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="200" src="http://3.bp.blogspot.com/-Q1vcyFrJIqw/T8UCYqMepoI/AAAAAAAAAe8/WKAd4fvwHpw/s200/dk.png" width="139" /></a></td></tr>
<tr style="font-family: Arial,Helvetica,sans-serif;"><td class="tr-caption" style="text-align: center;"><span style="font-size: xx-small;"><i>Webtext-Ausschnitt</i></span></td></tr>
</tbody></table>
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Dort rechts unten steht übrigens auch der <b>Verfasser</b> des Artikels über Christian II, nämlich: "Forfatter(e) Martin Alm". Womit dann auch das Hauptproblem gelöst wäre. Schließlich findet sich hier auch, wer als <b>Herausgeber </b>genannt werden soll: "Udgiver danmarkshistorien.dk" (also nicht Aarhus Universitet).</span><br />
<br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Ergebnis: Wenn der Martin Alm als Autor (Kurzbeleg: Alm, 2012) <i>nicht</i> ersichtlich wäre, würden Sie nach APA im Fließtext belegen: </span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">"Blah, blah blah blah" (Danmarkshistorien.dk, 2012) </span> <br />
<br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Und im Langbeleg des Literaturverzeichnisses:<br />Danmarkshistorien.dk. (9. Mai 2012). Christian 2's eftermæler i Sverige og Danmark. Abgerufen am 29. Mai 2012 von Danmarkshistorien.dk: http://danmarkshistorien.dk/leksikon-og-kilder/vis/materiale/christian-2s-eftermaeler-i-sverige-og-danmark/ </span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br /></span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;">Je nach Literaturverwaltungsprogramm und gewünschter Konvention könnte der höheren Präzision halber auch eine Uhrzeit des Abrufs angegeben werden. Im Allgemeinen ist aber das Tagesdatum akzeptabel.</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br /></span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><b>Im Kurzbeleg soll nur das Erscheinungsjahr auftauchen, keine Tages- und Monatsdaten.</b> Wenn Sie mehr als einen Artikel aus Danmarkshistorien.dk zitieren, sortieren Sie die Artikel nach Datum und legen dann als Jahr fest: 2012a, 2012b, 2012c...</span><br />
<span style="font-family: "Times New Roman","serif"; font-size: 12pt;"><br /></span>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8356573088631034242.post-57103804064428273862012-05-16T11:37:00.002+02:002012-05-16T11:37:24.682+02:00Muss die "Fragestellung" eine Frage sein?Zwei Studentinnen rätseln:<br />
<ul>
<li>"wie die Fragestellung genau formuliert werden muss. Eher als eine Art Untertitel oder richtig als Frage?"</li>
<li>"ob die Fragestellung" wirklich als Frage formuliert sein muss oder ob es
genügt, wenn man als Thema 'XXX' angibt? </li>
</ul>
<b>Tja, ist eine Fragestellung eine Frage? Ja, konzeptionell schon.</b> Ob man nun einen echten Frage-Satz mit Fragezeichen formuliert oder eher das zu erknobelnde Problem und die Lösungsziele skizziert, ist eher eine sprachliche Entscheidung. Gleichwohl sollten sich <b>Autoren davor hüten, "Thema" und "Fragestellung" in einen Topf zu werfen.</b><br />
<br />
Ein Thema muss eingegrenzt werden, klar. Aber selbst wenn der Autorin das gut gelingt, hat sie immer noch unendliche Möglichkeiten, daraus Fragestellungen zu entwickeln.<br />
<br />
In einem <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/01/ein-thema-finden.html" target="_blank">früheren Blogbeitrag(11.1.11)</a> schrieb ich:<br />
<blockquote class="tr_bq">
<b>Studenten suchen meist nur "ein Thema". Professoren aber beharren darauf, dass Sie nicht nur ein "Thema" brauchen, sondern eine Fragestellung.</b> </blockquote>
<blockquote class="tr_bq">
<b>Das Thema</b> ist der weit gefasste inhaltliche Gegenstand, mit dem sich eine Studie befasst (mehr oder weniger konkret). <b>Eine Fragestellung</b> ist dagegen ein Problem, das besser verstanden oder gelöst werden muss: Die Frage, die Sie mit Ihrer Arbeit beantworten. Daraus ist ein <b>Untersuchungsziel</b> zu entwickeln: die wichtigste Absicht oder der Zweck: Was wollen Sie erreichen? Dann entstehen die <b>Forschungsfragen (immer mehrere)</b>: Fragen, die man in der Studie beantworten will. Wobei <b>Haupt- und Nebenfragen</b> zu unterscheiden sind. Bei der "Operationalisierung" schließlich geht es um das Zerlegen in viele <b>Detailfragen</b>, die Sie Schritt für Schritt bearbeiten können.</blockquote>
Je klarer sich die Autorin darüber ist, auf was sie eigentlich eine Antwort finden will, desto leichter wird auch die Bearbeitung. Wer nur ein "Thema" formuliert, neigt oft dazu, sich darum herum zu mogeln. Leider sind nicht alle Betreuer einer Arbeit in der Konzeptionsphase pingelig -- hinterher mosern sie aber trotzdem über Defizite bei der Fragestellung.<br />
<br />
<b>Der Titel der Arbeit hat übrigens mit der Fragestellung nicht unbedingt etwas zu tun</b>. Im besten Fall lässt sich die Fragestellung aus dem Titel schon erkennen. Und manche Titel werden als Fragesatz formuliert. Eigentlich aber sind Fragestellungen deutlich zu komplex und differenziert, als dass sie sich in einen kurzen Titel quetschen ließen. Das geht also nur in Kurzform, wenn überhaupt. Die meisten Titel umreißen das Thema.<br />
<br />
Die <a href="http://www.schreiben.zentrumlesen.ch/myUploadData%5Cfiles%5Cschreibberat_idee0811_dreisatz_folie.pdf" target="_blank">FH Nordwestschweiz</a> schlägt vor, die Fragestellung nach einem <b>Dreisatz</b> zu entwickeln:<br />
<ol>
<li>Ich untersuche / arbeite an / forsche über … [THEMA]</li>
<li>...weil ich herausfinden möchte, wer / was / wann / wo / welche / warum / wie / ob … [FRAGE - ERKENNTNISINTERESSE]</li>
<li>...um zu zeigen, wie / warum / ob ... [FRAGE - ABSICHT]</li>
</ol>
(Beispiele <a href="http://www.schreiben.zentrumlesen.ch/myUploadData%5Cfiles%5Cschreibberat_idee0811_dreisatz_folie.pdf" target="_blank">hier</a>)<br /><br />
<a href="http://www.wu.ac.at/inst/iir/wissenschaftliches_arbeiten/fragestellung_gut.html" target="_blank">Maier & Palme</a> (WU Wien) schreiben, <b>eine gute Fragestellung</b> soll<br />
<ul>
<li>eine klare Anleitung dafür geben, was zur Arbeit gehört und was nicht und</li>
<li>die Ableitung eines Arbeitsplanes erlauben.</li>
</ul>
Damit das gelingt, soll die Fragestellung... <br />
<ul>
<li>"<b>möglichst klare und präzise definierte Begriffe verwenden</b>. Da Sie die Definition von Begriffen nicht in die Frage selbst packen können, beinhaltet eine gute Fragestellung neben der Formulierung der zu beantwortenden Frage auch noch eine Erläuterung und Präzisierung der wichtigsten darin verwendeten Begriffe. Stellen Sie sicher, dass Ihr Betreuer bzw. Ihre Betreuerin die von Ihnen formulierte Forschungsfrage genau so versteht wie Sie."</li>
<li>"<b>keine offenen Enden oder vagen Formulierungen aufweisen</b>. Hüten Sie sich vor Formulierungen wie 'alle damit verbundenen Auswirkungen', 'alle wichtigen Einflussfaktoren', etc. Was 'alle' sind, ist völlig unklar und jede(r) kann darunter etwas anderes verstehen. Versuchen Sie nicht, alles zu versprechen. Dieses Versprechen können Sie nicht einlösen. Sagen Sie möglichst genau, welche Einflussfaktoren und welche Auswirkungen Sie für wichtig erachten und in Ihrer Arbeit behandeln wollen."</li>
<li>"<b>eine - nicht mehrere - Forschungsfragen aufwerfen</b>. Natürlich kann man leicht zwei oder mehr Fragen in eine packen, wenn man sie mit 'und' verbindet. Beispielsweise: 'Wer wandert von Wien in das Wiener Umland, warum und wie wirkt sich diese Wanderung aus?' Diese Forschungsfrage stellt eigentlich drei Fragen, nämlich (1) wer wandert? (2) warum wird gewandert? und (3) wie wirkt sich diese Wanderung aus? Jede dieser Fragen erfordert eine andere Analysemethode und zum Teil auch andere theoretische Konzepte und Daten."</li>
</ul>
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Ich hatte das mit den Forschungsfragen oben anders formuliert und meine, dass auch mehrere Forschungsfragen möglich sind -- unterscheide aber Hauptfrage und Nebenfragen. Ansonsten stimme ich den Kollegen aber zu.<br />
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Die Wiener führen weiter aus:<br />
<blockquote class="tr_bq">
"<b>Uns ist bisher noch keine Fragestellung unter gekommen, die zu eng gefasst gewesen wäre. </b>Der Grund für diese <b>Zweifel</b> und etwaige damit verbundene <b>Panik-Attacken</b> liegt darin, dass Sie als Student bzw. Studentin typischerweise nicht wissen, wie umfangreich die wissenschaftliche Literatur und wie tiefgehend die Diskussion zu der von Ihnen gewählten Fragestellung schon ist. Das heißt nicht, dass genau diese Frage schon untersucht wurde, sondern vielmehr, dass zahlreiche Detailaspekte, auf die Sie bei der Bearbeitung dieser Frage stoßen werden, ausführlich diskutiert sind. Etwa: Die Frage, wie man Untersuchungsgebiete sinnvoll abgrenzt, wie verschiedene Konzepte miteinander in Verbindung stehen und sich auch unterscheiden, welche Probleme bei bestimmten Datenquellen auftreten, welche Vor- und Nachteile verschiedene mögliche Analysemethoden aufweisen, usw.<br /><br />Sie sehen - hoffentlich -, dass <b>auch in einer eng gefassten Fragestellung normalerweise genügend Material für Ihre wissenschaftliche Arbeit enthalten ist. Verfallen Sie also nicht in den Fehler, alles zu wollen oder zumindest alles zu versprechen.</b>" </blockquote>
Eng und präzise soll sie also sein, die Fragestellung. Das fällt nicht vom Himmel in den Schoß, sondern ist mühsam. "Ein Prozess der Präzisierung", sagen die Wiener Kollegen. "Natürlich schneiden Sie, je enger und präziser Sie eine Fragestellung formulieren, zahlreiche Aspekte - die ja auch irgendwie damit zusammen hängen - weg." Schwierig, ja. Das erfordert ein Ordnen, Sortieren, In-Beziehung-Setzen, Vergleichen, schließlich eine Rangfolge der interessantesten und bevorzugten Fragen, und dann eine Entscheidung.<br />
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Alles in allem: Wenn Sie eine echte Frage mit Fragezeichen stellen, also klar durch die W-Fragewörter "wer?", "was?", "wie?", "wo?", "wann?", "warum?" gekennzeichnet, ist es vermutlich für die notwendige Präzisierung am besten.<br />
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Und das muss dann auch in der <a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2010/12/wie-schreibt-man-eine-einleitung.html" target="_blank">Einleitung</a> Ihrer Arbeit entsprechend differenziert erläutert werden. Dafür ist die Einleitung da.<br />
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Weitere Tipps: <br />
<ul>
<li><a href="http://www.uni-magdeburg.de/iniew/files/u5/Fragestellung.pdf" target="_blank">Merkblatt "Wie entwickle ich eine Fragestellung?", Uni Magdeburg</a></li>
</ul>
<ul>
<li><a href="http://www.tu-chemnitz.de/phil/ipp/paed/dateien/Wie_entwickle_ich_eine_Fragestellung.pdf" target="_blank">Merkblatt "Wie entwickle ich eine wissenschaftliche Fragestellung?", TU Chemitz</a></li>
</ul>
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Verwandte Beiträge in diesem Blog:<br />
<ul>
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<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/01/der-rote-faden-in-der-arbeit.html" target="_blank">Der "rote Faden" in der Arbeit (11.1.11)</a></li>
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<li><a href="http://w-wie-wissenschaft-wildau.blogspot.de/2011/02/hypothese.html" target="_blank">Hypothese (1.2.11)</a></li>
</ul>Prof. Dr. Marco Althaushttp://www.blogger.com/profile/17651406526928346843noreply@blogger.com0