26. Juli 2011

Plagiat trotz Quellenbeleg

Die Angabe der Quelle ist das A und O, um Plagiate zu vermeiden -- aber es kommt auch auf die Zitierweise an. In diesem Beispiel hat eine Studentin plagiiert, obwohl sie die Quelle angegeben hat. Sicher kein bewusstes Plagiieren, sondern ein handwerklicher Fehler, aber trotzdem ein Verstoß gegen die Regeln der Wissenschaft:

Die Autorin übernimmt den Arte-Text fast wörtlich, markiert aber kein wörtliches Zitat mit Anführungsstrichen. Sie verändert den Text ganz leicht (unterstrichen). Es ist weder ein korrektes wörtliches Zitat noch indirekte Rede (stünde mit Konjunktiv). Erst recht ist es keine Wiedergabe/Zusammenfassung der Autorin in eigenen Worten (Paraphrase). Warum ist es ein Plagiat, obwohl die Quelle angegeben ist? Weil die Autorin den Eindruck erweckt, als habe sie den Absatz selbst geschrieben. Worauf sich der Quellenbeleg bezieht, ist unklar. Er könnte z.B. bedeuten, dass die Autorin nur die Zahlenangaben aus dieser Quelle übernommen hat.


PLAGIAT
Erster Abschnitt aus der Einführung einer Belegarbeit

Mit dem bis dahin größten Streik- und Protesttag gegen die Rentenreform 2010 hatten die französischen Gewerkschaften den Druck auf Staatschef Nicolas Sarkozy erhöht. Zahlreiche Lehrer, Eisenbahner und weitere Beamte, aber auch viele Beschäftigte der Privatwirtschaft legten die Arbeit am 24. Juni 2010 nieder. Die Gewerkschaften gingen von bis zu zwei Millionen Teilnehmern auf ungefähr 200 Kundgebungen im ganzen Land aus.
Mit Parolen wie „Rührt meine Rente nicht an!" gingen allein in Paris zehntausende auf die Straße (siehe Abb. 1). Dort und in rund 65 weiteren Städten wurde der Nahverkehr teilweise lahmgelegt. Auch Schulen, Kindergärten und Behörden wurden bestreikt. Die Streiks führten zu erheblichen Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr. Etwa jeder zweite Hochgeschwindigkeitszug TGV und jeder vierte Regionalzug fielen aus. Ungewöhnlich stark wurde der Aufruf zum Arbeitskampf in der Privatindustrie befolgt, denn auch in vielen Großbetrieben ruhte die Arbeit. (Arte Journal, 2010)
ORIGINAL
Arte Journal (2010, 24. Juni). Frankreich: Streik gegen Sarkozys Rentenreform. Arte Journal, online verfügbar auf http://www.arte.tv/de/3292604.html [27. Juli 2011].
Mit dem bisher größten Streik- und Protesttag gegen die Rentenreform haben die französischen Gewerkschaften den Druck auf Staatschef Nicolas Sarkozy erhöht. Zahlreiche Lehrer, Eisenbahner und weitere Beamte, aber auch viele Beschäftigte der Privatwirtschaft legten die Arbeit nieder. Die Gewerkschaften gehen von bis zu zwei Millionen Teilnehmern auf rund 200 Kundgebungen im ganzen Land aus.
Mit Parolen wie "Rührt meine Rente nicht an!" gingen allein in Paris zehntausende auf die Strasse. Dort und in 65 anderen Städten wurde der Nahverkehr teilweise lahmgelegt. Auch Schulen, Kindergärten und Behörden wurden bestreikt. Die Streiks führten zu erheblichen Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr. Etwa jeder zweite Hochgeschwindigkeitszug TGV und jeder vierte Regionalzug fielen aus. Ungewöhnlich stark wurde der Aufruf zum Arbeitskampf in der Privatindustrie befolgt. In vielen Großbetrieben ruhte die Arbeit.
Wie wäre es richtig? 

Die Autorin suchte nach einem "szenischen" Einstieg in ihr Thema, die Rentenreform in Frankreich. Sie könnte die Arte-Quelle als Blockzitat einrücken, dann wäre klar, worum es sich handelt. Dann müsste sie aber auch präzise zitieren, dürfte den Text nicht verändern. Die bessere Alternative ist eine Paraphrase, also das Wiedergeben in eigenen Worten.

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